Residenzensemble Schwerin: Schloss, Landtag und Welterbe
Mit seiner Lage im See und den vielen Türmchen wirkt das Schweriner Schloss fast wie aus einem Märchen. Der Prachtbau ist heute Sitz des Landtags und ein Museum. Jetzt zählen das Schloss sowie weitere Teile der historischen Innenstadt zum Welterbe.
Das Schloss ist Wahrzeichen Schwerins und eines der bekanntesten Bauten Mecklenburg-Vorpommerns. 1990 zog das Landesparlament in einen Teil des Gebäudes ein, ein weiterer Teil ist heute ein Museum. Zu der Anlage gehören außerdem ein Burggarten mit Orangerie sowie ein weitläufiger Schlossgarten. Am 27. Juli erhielt das Schweriner Schloss und mehr als 30 weitere historische Gebäude und Gärten den begehrten Status des UNESCO-Welterbes.
Schloss im Stil der Neo-Renaissance des 19. Jahrhunderts
Der Standort des Schlosses ist eng mit der Geschichte der Stadt Schwerin verbunden. Seit der Zeit der Slawen vor mehr als 1.000 Jahren standen dort, am Südwestufer des Schweriner Sees, verschiedene Festungen, Burgen und Schlösser. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schweriner Schloss in erster Linie Umbauten im 19. Jahrhundert. Damals ließ Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin bedeutende Baumeister seiner Zeit versammeln, um eine neue Residenz zu errichten. Unter der Leitung von Hofbaurat Georg Adolph Demmler schufen sie ein Bauwerk im Stil der Neorenaissance und orientierten sich dabei unter anderem an französischen Schlössern an der Loire.
Schlosskirche aus dem 16. Jahrhundert
Teile des Schlosses sind aber deutlich älter, darunter die Schlosskirche. Sie entstand bereits um 1563 als erster protestantischer Kirchenbau in Mecklenburg. Beim Umbau des Schlosses im 19. Jahrhundert wurde sie um einen Choranbau mit mehrfarbigen Glasfenstern erweitert und in das Schloss integriert. Von außen erkennen Besucher das Gotteshaus an der Nordseite des Gebäudes an dem Glockenturm und dem Choranbau.
Schloss Schwerin besichtigen
Einen Eindruck von der einstigen Pracht des Fürstensitzes gibt das Schlossmuseum. Es zeigt auf drei Etagen die fürstlichen Wohnräume und Festsäle wie den Thronsaal oder die Ahnengalerie. An den Wänden hängen kostbare Gemälde, auf den edlen Fußböden stehen Skulpturen, beides überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. In den prunkvollen Räumen dominieren Holztöne, Dunkelrot und Gold. Eine eigene kunsthandwerkliche Sammlung zeigt rund 380 Werkstücke aus Porzellan.
Der Schweriner Burggarten: Klein, aber fein
Natürlich darf bei einem so repräsentativen Schloss ein entsprechender Garten nicht fehlen. Da auf der Schlossinsel nur wenig Platz war, beschränkten sich die Bauherren auf einen kleinen, aber vielfältigen Garten. Mittelpunkt des sogenannten Burggartens ist die Orangerie, die sich an die Rückseite des Schlosses anschließt. Ihre Fassade mit einer Kombination aus Glas und Eisenguss gilt europaweit als einzigartig. Vom etwas erhöht stehenden Schloss führen Wege über mehrere Treppen hinab an das Seeufer.
Der Schlossgarten: Parkanlage mit barocker Struktur
Der größere und deutlich ältere Schlossgarten liegt auf dem Festland. Mit dem Schloss verbindet ihn eine gusseiserne Drehbrücke. Eine symmetrische barocke Grundform prägt den Garten: Eine Teichanlage in der Form eines Doppelkreuzes bildet die Achse und hält den Blick auf das Schloss frei. Der Schlossgarten wurde bereits 1633 erstmals erwähnt, um 1750 entstand der Kreuzkanal. Im Park sind mehrere Skulpturen des sächsischen Hofbildhauers Balthasar Permoser zu sehen.
Weitere gut 100 Jahre später legte Hofgärtner Theodor Klett, der auch den Burggarten stark beeinflusste, große Rasenflächen und Laubengänge an. Heute ist der Schlossgarten mit umliegenden Grünflächen zu einem Stadtpark verschmolzen - als Kombination aus Landschaftspark mit englischen Einflüssen und Barockgarten.
Das Schloss im 20. Jahrhundert
Ein Fürstensitz ist das Schweriner Schloss seit 1918 nicht mehr. Damals musst der letzte Großherzog Friedrich Franz IV. im Zuge der Novemberrevolution abdanken. Danach beherbergte das Schloss zunächst Ausstellungen des Landesmuseums, nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine Ausbildungsstätte für Erzieherinnen. Nach der Wende bestimmte der demokratisch gewählte Landtag von Mecklenburg-Vorpommern das Schloss 1990 zu seinem Sitz.