Wiligrad: Das andere Schloss am Schweriner See
Einige Kilometer nördlich des Schweriner Schlosses steht ein weiterer einstiger Sitz der Herzöge: Schloss Wiligrad - in der DDR verheimlicht, jetzt Treffpunkt für Kunstfreunde.
Mecklenburg-Vorpommern ist bekannt für seine Schlösser, allen voran das stattliche Schloss in Schwerin. Rund 15 Kilometer nördlich davon steht hoch über dem Westufer des Schweriner Sees Schloss Wiligrad. Das weniger bekannte Gebäude stammt von 1898 und ist damit das jüngste der herzöglichen Schlösser im Nordosten. Johann Albrecht, Herzog zu Mecklenburg-Schwerin, ließ es einst erbauen. Heute gehört das Schloss-Ensemble dem Land Mecklenburg-Vorpommern und wird unter anderem von einem Kunstverein und dem Landesamt für Denkmalpflege genutzt.
"Stilistische Einheitlichkeit"
Auf den ersten Blick verwundert der Materialmix mit einem verputzten, weiß gestrichenen Hauptgebäude und einem im Winkel von 135 Grad angesetzten Wirschaftsflügel aus rotem Backstein. Verbindendes Element sind zahlreiche Motivplatten aus Terrakotta am Hauptgebäude. Tatsächlich wollten der Herzog und Architekt Albrecht Haupt ein Gebäude im reinen Stil der Neorenaissance schaffen und orientierten sich dabei an den bestehenden mecklenburgischen Schlössern. Die staatliche Schlösserverwaltung lobt die "geradezu akademisch durchkomponierte stilistische Einheitlichkeit" des Gebäudes.
Dunkle DDR-Vergangenheit
Der ungewöhnliche Name des Schlosses geht auf das slawische Wort "Wiligrad" für "große Burg" zurück. Der Slawen-Stamm der Obotriten soll der Ursprung des mecklenburgischen Fürstenhauses sein. Nicht nur wegen seiner einsamen Lage an einem Steilufer des Schweriner Außensees war das Schloss lange fast in Vergessenheit geraten. Dazu trug auch die Verwendung in den Jahren von 1945 bis 1989 bei. Nach der Enteignung durch DDR-Behörden wurde das Gebäude zunächst Landes-Parteischule und später Ausbildungsstätte der Polizei. Auf dem parkartigen Gelände um das Schloss wurden Wohnblöcke, Bunker und Schießstände angelegt. Gleichzeitig verschwanden die Gebäude aus Gründen der Geheimhaltung von den Landkarten.
Rückbau nach der Wende
Erst nach der Wende in der DDR wurden Schloss und Park wieder teilweise in die ursprüngliche Form zurückgebaut. Besucher betreten zunächst eine rund 100 Quadratmeter große, zweigeschossige Eingangshalle mit einer repräsentativen Treppe. Dort veranstaltet der Kunstverein Wiligrad regelmäßig Ausstellungen und Konzerte. Der Verein Freunde des Wiligrader Schlosses organisiert Führungen durch das Schloss-Ensemble. Auch der Park mit Wiesen, mächtigen alten Bäumen und zahlreichen Rhododendron-Büschen steht Besuchern offen. Ein dichter Wald grenzt Schloss Wiligrad und einige Nebengebäude zur Landseite von den nächsten Ortschaften ab.