Das Residenz-Ensemble Schwerin ist UNESCO-Welterbe
Ein langer Weg hat ein glückliches Ende genommen: Das Schweriner Schloss und Teile der historischen Innenstadt wurden in die Welterbeliste der UNESCO eingeschrieben. Gefeiert wird der neue Titel am Dienstag um 19 Uhr auf dem Markt in Schwerin.
Die zuständigen Vertreter der UNESCO-Kommission haben für die Aufnahme des Schweriner Residenz-Ensembles in die Welterbeliste gestimmt. Damit tragen das Schweriner Schloss und knapp 40 historische Gebäude in der Innenstadt nun den Titel "Welterbe". Zahlreiche Vereine sowie die Stadtverwaltung haben mehr als 20 Jahre darauf hingearbeitet.
Weltweit einzigartig: Schwerins komplexe höfische Infrastruktur
Damit ist nun der "außergewöhnliche universelle Wert" des gesamten Residenz-Ensembles bestätigt worden. Den Mittelpunkt des ausgezeichneten Ensembles bildet das Schweriner Schloss, das auf einer Insel im Schweriner See steht. Weltweit einmalig ist jedoch vor allem das Gesamtensemble, das Mitte des 19. Jahrhunderts rund um das Schloss entstanden ist. Dazu gehören nicht nur Prunkbauten in unmittelbarer Nähe, wie das Theater, das Museum und Verwaltungsgebäude sondern auch Wohnhäuser, Gebäude der ehemaligen Hoflieferanten, eine Wäscherei, der Marstall oder das Hofgärtnerhaus, in denen bis heute gelebt und gearbeitet wird. Dazu kommt, dass diese Gebäude bis heute weder Kriegen noch Modernisierungen zum Opfer gefallen und daher sehr gut erhalten sind.
Mit dem Welterbetitel kommen neue Verpflichtungen
"Hätten wir 20 Jahre lang schlechte Stadtentwicklungspolitik gemacht, wären wir nicht bei diesem Titel", so Schwerins Chef-Stadtplaner Andreas Thiele. Nun behält die UNESCO die Landeshauptstadt aber auch im Blick. Wird man in die Liste der Welterbestätten eingeschrieben, dann wird man auch kontrolliert. Einmal jährlich überprüfen Fachleute nun geplante Bauvorhaben in Schwerin, die das Welterbe beeinträchtigen könnten. Denn mit dem Titel verpflichtet sich Schwerin zum nachhaltigen Schutz der Baudenkmäler. Thiele sieht darin kein Problem: "Ich wage zu behaupten, dass wir das schon immer so gemacht haben!"
UNESCO-Titel als Hoffnungsträger für den Tourismus
Mit dem Welterbetitel ist auch die Hoffnung auf mehr Tourismus verbunden. Um jedoch zu verhindern, dass übermäßig viele Besucher den historischen Gebäuden schaden könnten, soll die Stadt jetzt ein nachhaltiges Tourismuskonzept erarbeiten. Laut der Chefin des Schweriner Stadtmarketings, Martina Müller, geht es um "Klasse statt Masse" und darum, die Qualität der Besuche in Schwerin zu steigern. Besucher sollen das Welterbe einfach erleben und genießen können, ohne dass Massen an Menschen durch die Stadt laufen, so Müller. Das wäre jedoch ohnehin schwer, denn in der Hauptsaison sind die Betten in Schweriner Ferienwohnungen und Hotels sowieso ausgebucht, so Müller. Allerdings könne Schwerin in der Nebensaison durchaus mehr Besucher vertragen.
Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sieht die Bedenken gelassen: "Es ist doch schön, wenn jetzt Schwerin noch bekannter ist. Wir wissen aus Umfragen, dass noch nicht alle Schwerin so gut kennen. 'Weltkulturerbe' wird einen großen Bekanntheitsgrad bringen und vor allem ist es eine ganz große Wertschätzung, an alle, die Schwerin hier aufgebaut haben. [...] Ich finde, es ist ein großartiges Geschenk - gerade zum Bürgerfest dieses Jahr zum Tag der Deutschen Einheit." Zum Welterbetitel gratulierte auch der Bundeskanzler persönlich: "Herzlichen Glückwunsch zum Welterbe, Schwerin!", schrieb Olaf Scholz (SPD) im Onlinedienst X.
Bund der Steuerzahler kritisiert Kosten für die Stadt
Kritik an Schwerins Bewerbung als Welterbe kam vom Bund der Steuerzahler, denn die Landeshauptstadt ist verschuldet. Mehr als 400.000 Euro habe der Bewerbungsprozess Schwerins bisher gekostet, zuzüglich Personalkosten. Außerdem kommen mit dem Eintrag in die Welterbeliste hohe Folgekosten auf die Stadt zu, sagt Michaela Skott, Sprecherin des Bundes der Steuerzahler MV. "Denkmalschutz an sich ist schon schwierig, aber der Denkmalschutz unter Welterbebedingungen ist richtig teuer und wir denken, die Stadt hat dieses Geld nicht und kann auch nicht belegen, was am Ende dagegen stünde." Denn Zahlen, wie viele zusätzliche Besucher und Besucherinnen aufgrund des Welterbe-Status kämen, gebe es bislang nicht, so Skott.
Schwerins Oberbürgermeister Badenschier: "Da wird man schon mal emotional"
Auf die Frage, wie sich die Entscheidung für Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) anfühlt, antwortete er NDR MV: "Es ist ein wunderbares Gefühl - auch tatsächlich nochmal die Begründungen zu hören. Da wird man dann schon emotional. Wenn auch andere Delegationen, ohne dass es Not tut, uns loben für unser zivilgesellschaftliches Engagement, auch für die Qualität unseres Antrags; dann weiß man, dass wir was ganz Besonderes haben, was es zu bewahren gilt." Joachim Brenncke, der Vorsitzende des Fördervereins Welterbe Schwerin bemerkt: "Das Interesse in der Stadt ist gigantisch gewachsen in den letzten Wochen. Das hat man ja auch im Demmlersaal gesehen, wie viele Schweriner und Schwerinerinnen da waren, auch die Begeisterung. Die müssen wir jetzt weitertragen."
Landtagspräsidentin Hesse: "Wir haben es geschafft"
Landtagspräsidentin Birgit Hesse (SPD) freut sich auf der Instagram-Seite des Landtags Mecklenburg-Vorpommern: "Wir haben es geschafft! Das Schloss und die weiteren Bestandteile sind Denkmäler von Weltrang - das hat die intensive Arbeit aller Partner bei diesem Gemeinschaftsprojekt deutlich gezeigt. Viel Arbeit liegt hinter uns und natürlich auch vor uns. Wir wollen das Welterbe in dem Bewusstsein leben, ein gemeinsames Erbe für die Menschheit zu sein." Seit 1990 ist das Schweriner Schloss, das nun Teil des UNESCO-Welterbes ist, Sitz des Landtages MV.
Weitere Welterbestätten in Mecklenburg-Vorpommern
In Deutschland gibt es aktuell 52 UNESCO-Welterbestätten. Davon befinden sich mehrere in Mecklenburg- Vorpommern. Die Altstädte von Stralsund und Wismar sowie die Buchenwälder im Müritz-Nationalpark und Teile des Nationalparks Jasmund gehören dazu.