Schweriner Schloss und Schlosspark © picture alliance / Shotshop Foto: K-H Spremberg
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AUDIO: Der lange Weg zum Weltkulturerbe: Das Residenzensemble Schwerin (6 Min)

Der lange Weg zum Weltkulturerbe: Das Residenzensemble Schwerin

Stand: 25.09.2023 16:28 Uhr

Das Residenzensemble Schwerin - das Schloss und der Garten - sind als Welterbe nominiert. Das UNESCO-Welterbekomitee werde auf seiner nächsten Sitzung 2024 über die Aufnahme entscheiden, heißt es von der deutschen UNESCO-Kommission.

Ein Gespräch mit Linda Holung, die diese Bewerbung der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern koordiniert.

Frau Holung, was bedeutet dieser neue Schritt für die Bewerbung?

Linda Holung: Für uns ist dieser Schritt gar nicht so neu. Wir haben am 1. Februar diesen Jahres die vollständigen Bewerbungsunterlagen in Paris bei der UNESCO eingereicht und befinden uns seitdem im sogenannten Evaluationsverfahren, wo die Bewerbung geprüft wird. Wir hatten im Sommer auch einen Besuch eines Gutachters, der sich Schwerin angeschaut hat. Dieses Evaluationsverfahren wird sich bis ins Jahr 2024 ziehen und dann zu einer Entscheidung auf der nächsten Sitzung der UNESCO-Kommission führen.

Würden Sie sagen, Schwerin ist damit fast schon UNESCO-tauglich - oder ist es noch ein ganz weiter Weg?

Holung: Der ganz weite Weg liegt sicherlich hinter uns. Schwerin ist ja schon seit 2014 auf der deutschen Vorschlagsliste für das Welterbe. Der Prozess in Schwerin ist sogar noch länger im Gang. Wir sind sicherlich auf einer Art Zielgeraden - nichtsdestotrotz bedeutet das Evaluationsverfahren noch viel Arbeit. Ganz sicher kann man sich natürlich nicht sein, ob am Ende die Entscheidung positiv ausfällt.

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Das heißt, Sie können sich jetzt nicht entspannt zurücklehnen und abwarten, da ist noch einiges zu erledigen, richtig?

Holung: Genau. Da ist für die Stadt und für unsere Kooperationspartner im Land noch ein bisschen Arbeit da, wenn es Nachfragen zu diesem mehrere hundert Seiten umfassenden Antrag gibt, die wir bis zur Frist im nächsten Jahr beantworten müssen.

Zum Beispiel?

Holung: Beim Welterbe geht es um den außergewöhnlichen, universellen Wert, den wir in Schwerin im Residenzschloss mit seinem Ensemble aus über 35 Bestandteilen sehen. Für die UNESCO ist der Schutz und Erhalt wichtig - dazu kann es Fragen geben. Aber wie sieht es auch aus mit Authentizität und Integrität? Ist da viel verändert worden? Was für Baumaßnahmen sind in den letzten Jahrzehnten passiert? Dazu kann es noch Nachfragen geben.

Was glauben Sie, hat den Ausschlag für diese Entscheidung des Welterbekomitees gegeben?

Holung: Tatsächlich ist es so, dass jeder Vertragsstaat jedes Jahr ein Land vorschlagen kann und wir also schon wussten, dass wir nächstes Jahr dran sind. Die Tentativliste für Deutschland steht schon seit 2014 fest. Es war also keine überraschende Entscheidung für uns an dieser Stelle.

Man könnte sagen, dass es schon ganz schön viele Schlösser auf der Welterbeliste gibt. Was macht das Residenzensemble in Schwerin so einzigartig?

Holung: Schlösser gibt es schon einige auf der Welterbeliste - viele davon aber eher aus dem 18. Jahrhundert. Das Schweriner Schloss ist ein herausragendes historisches Schloss aus dem 19. Jahrhundert. Vor allen Dingen ist es aber so besonders, weil das Schloss selbst nur Kern dieses Residenzensembles ist, das aus über 30 Bestandteilen besteht. Das sind nicht nur Palais, Theater und wundervolle Sakralbauten, sondern auch ganz einfache Funktionsbauten, die erhalten sind: Sei es das ehemalige Hofgärtnerhaus, der ehemalige Pferde-Krankenstall oder der Jägerhof. Das sind Bauten, die zeigen, wie das Leben am Hof funktionierte. Diese Bauten sind in Schwerin sehr gut erhalten, was aufgrund von Kriegszerstörung und Modernisierung in anderen Städten leider nicht so ist.

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Was glauben Sie, wie gut Ihre Chancen sind?

Holung: Ich bin natürlich optimistisch. Es ist so, dass europäische Stätten auf der Welterbeliste überrepräsentiert sind. Dementsprechend tun wir alles dafür, dass es nächstes Jahr klappt, aber haben natürlich auch im Hinterkopf, dass es kein ganz einfacher Weg ist.

Deutschland hat 52 Welterbestätten und liegt damit auf Platz drei weltweit. Erst gerade wurde das jüdische Erbe in Erfurt hinzugenommen. Ist es nicht an der Zeit, dass afrikanische oder asiatische Vorschläge stärker berücksichtigt werden? Wie beurteilen Sie diese Debatte um den Eurozentrismus?

Holung: Wenn man sich auf der Website der UNESCO die Karte anschaut, dann fällt es schon auf, dass die europäischen Stätten sehr stark repräsentiert sind. Wir setzen uns als Landeshauptstadt Schwerin auch dafür ein, Anträge aus anderen Teilen der Welt zu unterstützen. Wir sind Teil der deutschen Stiftung Welterbe, die von den Hansestädten Wismar und Stralsund, die ja schon Welterbe sind, gegründet wurde und die sich als Aufgabe gesetzt hat, auch in anderen Regionen der Welt Stätten zu unterstützen. Wir glauben aber auch, das Schwerin als Teil dieser Welterbefamilie einen positiven Effekt bringen könnte und in diesem Netzwerk positive Impulse geben kann. Klar muss man andere Länder unterstützen, damit die Liste etwas ausgeglichener wird - ich glaube aber nicht, dass das mit einem Aufnahmestopp aus europäischen Ländern erreicht wird.

Was würde es für Schwerin bringen, wenn das Residenzensemble, jetzt UNESCO Welterbe wird?

Holung: Da erhoffen sich alle Akteure ein bisschen was anderes. In erster Linie ist der UNESCO-Titel ein Schutztitel. Es geht darum, das, was bis heute noch erhalten ist, für zukünftige Generationen zu erhalten. Das ist mein Ziel als jemand, der dem Weltkulturerbe verpflichtet ist. Aber natürlich gibt es auch Interesse in der Stadt, dass Schwerin touristisch interessanter und international bekannter wird.

Das Interview führte Julia Westlake.

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