Celle: Malerische Fachwerkstadt in der Südheide
Ein Barockschloss, Hunderte restaurierte Fachwerkhäuser und ein Museum für Bauhaus-Architektur: Celle lockt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Aller und Örtze laden zu Kanutouren durch die reizvolle Südheide ein.
Eine Altstadt mit viel Fachwerk, in der gleichzeitig reges Leben herrscht - das macht den Reiz von Celle aus. Die Straßen und Gassen im historischen Teil der Stadt sind gesäumt von etwa 500 restaurierten, unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäusern, die teils noch aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Celler Altstadt: Weitblick vom Kirchturm St. Marien
Besonders romantisch ist die enge Kalandgasse, in der die Lateinschule von 1602 steht. Die Gasse mündet in die Stechbahn, den früheren Turnierplatz mit der mehr als 700 Jahre alten Stadtkirche St. Marien. 235 Stufen führen auf ihren Turm, von dem sich ein toller Ausblick auf den Ort und das Umland bietet. In der Fürstengruft der Kirche haben die Welfen-Herzöge und ihre Angehörigen in teils prächtigen Särgen ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Rathaus im Stil der Weserrenaissance und Weihnachtsmarkt
An die Stadtkirche grenzt das Alte Rathaus, ein beeindruckendes Zeugnis der herzöglichen Herrschaft. Es wurde im 14. und 16. Jahrhundert ausgebaut und reich verziert. Der Nordgiebel gilt als Meisterwerk der Weserrenaissance, im Ratskeller befinden sich gotische Kreuzgewölbe. Einige Schritte weiter, in der Poststraße, treffen Besucher auf das Hoppener-Haus von 1532. Bunt bemalte Schnitzereien an der Fassade des Fachwerkgebäudes zeigen Handwerker, Teufel, Narren und Fratzen. Vor dem Haus steht ein "Pipenposten", einer von drei erhaltenen Brauchwasserbrunnen aus dem 16. Jahrhundert. Zum Jahresende verwandeln sich große Teile der Altstadt in einen stimmungsvollen Weihnachtsmarkt.
Barockes Schmuckstück: Das Celler Schloss
Am westlichen Rand der Altstadt steht auf einer Anhöhe umgeben von einer Parkanlage das bedeutendste Bauwerk, das Celler Schloss. Es geht auf eine Burganlage aus dem 13. Jahrhundert zurück. Celle, 1292 gegründet, war ab Mitte des 15. Jahrhunderts für knapp 300 Jahre ständige Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Um- und Ausbauten Ende des 17. Jahrhunderts gaben dem Schloss sein bis heute barockes Äußeres.
Die historischen Räume, darunter die restaurierten Staatsgemächer des letzten dort residierenden Herzogpaares und der Königssaal, sind Teil des Residenzmuseums und können besichtigt werden. Eine Besonderheit ist das Theater mit 300 Sitzplätzen, eines der ältesten erhaltenen Hoftheater, das bis heute mit eigenem Ensemble bespielt wird. Am Schlossplatz gibt das 1892 eröffnete Bomann-Museum einen umfassenden Einblick in die Geschichte Celles und der Region.
Kunstmuseum Celle: Klang- und Lichtkunst an der Fassade
Nebenan präsentiert das Celler Kunstmuseum moderne und zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Robert Simon. Dazu gehören Werke von Timm Ulrichs, Joseph Beuys und Peter Basseler. Das Museum versteht sich als 24-Stunden-Kunstmuseum. Zwar schließen sich die Türen am Abend, aber an der Fassade zeigt das Museum Klang- und Lichtkunst.
Otto-Haesler-Museum: Bauhaus in Kleinstwohnungen erleben
Weniger bekannt ist, dass es in Celle auch zahlreiche Gebäude im Stil der Bauhaus-Architektur aus den 1920er-Jahren gibt. Gebaut hat sie der Architekt Otto Haesler. Gemeinsam mit Walter Gropius gehörte er zu den Begründern des Neuen Bauens. Zwei Kleinstwohnungen in der Siedlung "Blumläger Feld", die samt Möbeln im Original-Zustand hergerichtet wurden, beherbergen heute ein Museum, das dem Schaffen des Architekten in Celle gewidmet ist.
Traditionelle Hengstparaden im Landgestüt Celle
Tiere der Rasse Hannoveraner sind weltweit als Reit- und Turnierpferde bekannt und begehrt. Das Landgestüt Celle, gegründet 1735 auf Erlass von Kurfürst Georg II. von Hannover, ist das Zentrum für die Zucht der Hannoveraner. Jährliche Höhepunkte sind die traditionellen Hengstparaden im August. Dabei werden die Tiere in zahlreichen Vorführungen präsentiert - von Reiterinnen und Reitern in teils prachtvollen historischen Uniformen.
Heilpflanzengarten und Institut für Bienenkunde
Der 7.000 Quadratmeter große, terrassenförmig angelegte Heilpflanzengarten an den Dammaschwiesen bietet in Themenbeeten mehr als 300 verschiedene Arten. Tafeln und Führungen informieren Besucher über die vielfältigen Anwendungen der Heilpflanzen.
Über die Imkerei und Honigerzeugung informiert das Institut für Bienenkunde Celle. Mit etwas Glück können Besucher einem Imker bei der Arbeit über die Schulter schauen. Lohnenswert ist ein kleiner Spaziergang über das idyllische Gelände, das im Französischen Garten liegt.
Wandern in der Südheide und Kanutouren auf Aller und Örtze
Das Umland von Celle ist ideal für Ausflüge in die Natur. Der Naturpark Südheide bietet zahlreiche Möglichkeiten für schöne Wanderungen oder Radtouren. Zu den bekanntesten Heideflächen gehören der Wietzer Berg mit dem Lönsstein sowie die Misselhorner Heide bei Hermannsburg. Ein weiteres schönes Ziel ist der Naturschutzpark Heiliger Hain bei Wahrenholz. Er ist eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands mit ausgedehnten Heide- und Wacholderflächen.
Auch vom Wasser aus kann man die Region gut erkunden. Celle liegt an der Aller, einem Nebenfluss der Weser. Flussabwärts auf der Unteraller Richtung Winsen verkehrt von Mai bis Oktober ein Personenschiff. Es startet im Celler Hafen und fährt durch die idyllische Landschaft der Südheide. Die Oberaller zwischen Celle und Gifhorn ist ein gutes Revier zum Paddeln und Wasserwandern. Gute Möglichkeiten zu ausgedehnten Naturbeobachtungen bietet auch eine Kanutour auf der Örtze, die etwa 13 Kilometer nordwestlich von Celle bei Winsen in die Aller mündet.