Ein Fachwerkhaus zwischen typischen Pflanzen in der Lüneburger Heide © picture-alliance / dpa Foto: Uwe Walz

Lüneburger Heide: Naturpark aus Menschenhand

Stand: 16.02.2024 11:18 Uhr

Natürliche Heideflächen sind in Mitteleuropa selten. Menschen schufen und pflegen Landschaften wie die Lüneburger Heide, die Urlauber heute als Naturpark schätzen.

Die Heide - urtypisch für Norddeutschland? Nein, natürliche Heidelandschaften finden sich in Mitteleuropa selten. Häufiger kommen sie weiter im Norden vor, etwa in Schottland oder Skandinavien. Daneben gibt es Heideflächen, die von Menschen geschaffen wurden wie die Lüneburger Heide.

Eigentlich wäre das norddeutsche Flachland von Wäldern bedeckt. Doch Menschen, die seit der Bronzezeit Ackerbau und Viehzucht in dieser Region betrieben, hinterließen offene Flächen und lichte Wälder. Dies schuf Raum für Heide, eine natürliche Vegetationsform, die nährstoffarme Standorte bevorzugt.

Landwirtschaft wie in alten Zeiten

Zeitweise, etwa im 18. Jahrhundert, erstreckten sich Heidelandschaften über große Gebiete. Heute gibt es zusammenhängende Flächen fast nur noch im Naturpark Lüneburger Heide. Um sie zu erhalten, wird die Arbeit der Bauern vergangener Jahrhunderte nachgeahmt, sonst würde sich auch hier wieder Wald ausbreiten: Die Heidschnucke, eine genügsame alte Schafrasse der Region, beweidet das Gebiet und frisst die jungen Baumtriebe.

Auch eine andere Besonderheit der Heide-Landwirtschaft wird imitiert: das Plaggen. Bauern trugen früher die oberste Bodenschicht ab und nutzten sie als Einstreu für die Ställe. Zusammen mit dem Mist der Tiere wurden diese Plaggen als Dünger wieder auf die Felder gebracht. Heute tragen in manchen Gebieten des Naturparks Maschinen die oberste Humusschicht ab, damit sich dort neue Heide ansiedeln kann.

Eiszeiten formten die norddeutsche Landschaft

Die Lüneburger Heide ist Teil der norddeutschen Geestflächen. Diese meist sandigen Hochflächen bildeten sich vor allem in den letzten beiden Eiszeiten, der Saale- und der Weichsel-Eiszeit. Mehrfach stießen Gletscher aus Skandinavien bis nach Norddeutschland vor und hinterließen unter anderem Massen an Sand und Geröll.

Die Sandmassen wurden bei einem erneuten Vorstoß der Eismassen gestaucht und bildeten die sogenannten Endmoränen, wie sie sich auch südwestlich von Hamburg finden. Unter anderem entstand so der Wilseder Berg, der heute die höchste Erhebung der Region ist. Die nachfolgende Weichsel-Eiszeit bescherte der Region zwar ein eiszeitliches Klima, die Gletscher drangen aber nicht mehr so weit vor.

Heideflächen entstehen

Die nährstoffarmen, sandigen Böden der Geest sind ideal für Eichen-Kiefern-Birken-Wälder. Diese Vegetation fanden die Steinzeitmenschen in der Lüneburger Heide vor. Ab etwa 3.500 vor Christus begannen die Menschen in dieser Region, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Doch erst aufgrund der starken Bevölkerungszunahme im Mittelalter (ab 900 nach Christus) hinterließen sie deutliche Spuren in der Landschaft.

Der Ackerbau war einseitig, es wurde nur Roggen angebaut. Durch das Plaggen ging wertvoller Humus verloren. Die Wälder litten unter dem Vieh, das dort gehütet wurde. Viehverbiss und Plaggen ließen den Wald lichter werden, die Heide breitete sich aus. Auf den trockenen Sandflächen wuchs Besenheide (Calluna vulgaris), außerdem Ginster und Wacholder. Feuchte Senken waren und sind noch immer der ideale Nährboden für Glockenheide (Erica tetralix).

Als weitere Folge der großflächigen Waldzerstörung im Mittelalter entstanden offene Sandwehen und Wanderdünen. Teilweise war die Vegetationsfläche komplett vernichtet, sodass der Wind den sandigen Unterboden verwehen konnte. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde wieder aufgeforstet, um das Kulturland und die Siedlungen vor Sandwehen zu schützen.

Die Rückkehr des Waldes

Wilseder Berg in der Lüneburger Heide © Axel Franz / NDR Foto: Axel Franz
Vom Wilseder Berg lässt sich die Landschaft mit offenen Heideflächen und ausgedehnten Wäldern gut überblicken.

Wenige Jahrzehnte später veränderte sich die landwirtschaftliche Nutzung der Heide. Die Schafzucht lohnte sich wegen billiger Importe aus dem Ausland nicht mehr, der Viehverbiss nahm ab. Die Erfindung des Kunstdüngers setzte dem Plaggen ein Ende. So konnten sich die Waldbestände seit dem Ende des 19. Jahrhunderts langsam erholen.

Doch damit nahmen die offenen Heideflächen ab, die mittlerweile ein Rückzugsgebiet für seltene Tiere und Pflanzen geworden waren. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand erstmals eine Naturschutzbewegung, die unter anderem das ursprüngliche Landschaftsbild der Heide erhalten wollte. Es wurde der Verein Naturschutzpark gegründet, der ab 1910 Flächen rund um den Wilseder Berg kaufte. 1921 wurde das Gebiet unter Schutz gestellt.

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