Gänse, Störche, Seeadler: Diese Vögel zeigen sich im Norden
Die Küsten und Gewässer Norddeutschlands sind im Frühjahr ein wahres Eldorado für Vogelfreunde. So versammeln sich allein an der Nordsee ab April zehntausende Gänse. Wo kann man jetzt welche Arten beobachten?
Viele Zugvögel kehren im Frühling aus ihren Winterquartieren zurück und beginnen zu brüten. Andere Vogelarten rasten für einige Wochen an Nord- und Ostsee und tanken dort Energie, bis sie weiter nach Norden fliegen. An den Küsten finden sie viel frisches Gras. Je nach Zielgebiet und Witterung ziehen sie bis etwa Mitte Mai wieder ab.
Nonnengänse an Nord- und Ostseeküste
Vor allem Gänse sind im Frühjahr in großer Zahl im Norden zu beobachten. An der Nordseeküste und auf den Inseln versammeln sich im April Zehntausende Weißwangengänse, auch bekannt als Nonnengänse. Die größte Anzahl findet sich meist bei Westerhever nördlich von St. Peter-Ording. Auch entlang der Ostseeküste - etwa auf Fehmarn, auf dem Darß und in der Geltinger Birk - fressen sich die Gänse bis Anfang Mai satt. Dann erst ziehen sie weiter nach Norden.
Graugänse und Enten brüten in Fluss- und Küstennähe
Graugänse bleiben den Sommer über in Norddeutschland und ziehen hier ihre Brut groß. Im Vorland der Elbe bei Hitzacker besetzen sie im Frühjahr ihre Reviere und beginnen zu brüten. Auch verschiedene Entenarten halten sich in den Feuchtwiesen und Koogen entlang der Küsten sowie an Seen und Flüssen auf.
Ein besonderes, wiederkehrendes Ereignis ist die Rast der Ringelgänse. Bis zu 50.000 der dunkelbäuchigen Vögel legen sich auf den saftigen Wiesen der Halligen Energiereserven für den langen Flug in die sibirischen Brutgebiete zu. Ab Mitte Mai ziehen sie weiter. Die Region feiert das Naturschauspiel mit den Ringelganstagen. Vom 12. April bis zum 12. Mai finden Wanderungen, Führungen und Vorträge auf den Halligen und einigen nordfriesischen Inseln statt.
Seeadler an der Ostsee beobachten
Wer Seeadler beobachten möchte, sollte an die Ostsee fahren. Vor allem rund um Rügen und den Darß sind die imposanten Vögel in größerer Zahl vertreten. Im Binnenland sind die Mecklenburgische Seenplatte, die niedersächsischen Seen Dümmer und Steinhuder Meer sowie die Elbtalaue Adlerreviere. Hier können Greifvogelliebhaber außerdem Rotmilane, Schwarzmilane und mit etwas Glück einen Wanderfalken sehen.
Kraniche und Reiher in Ostseenähe
Kraniche brüten bereits im April. Gut sichtbar sind sie auf den Pevestorfer Wiesen in der Elbtalaue. Am Darßer Ort kann man sie zumindest hören, das hohe Gras verdeckt nämlich meist die brütenden Tiere. Brutpaare gibt es zudem auf Rügen. Die flachen Binnengewässer im Küstenhinterland sind oft auch ideale Gebiete für Graureiher, Silberreiher und Schwäne.
Watvögel mögen flache Gewässer
Die große Familie der Watvögel ist überall dort anzutreffen, wo es flache Wasserflächen gibt. Sie treffen zwischen März und Mai ein. Große Brachvögel, Austernfischer, Uferschnepfen, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Grünschenkel und Knutts nutzen die guten Bedingungen in den nordfriesischen Koogen, im Katinger Watt, in den Boddengewässern Vorpommerns, im Dollart und Rheiderland bei Emden, im Rantumbecken auf Sylt, auf der Insel Kirr bei Zingst oder im Wasservogelreservat Wallnau auf Fehmarn. Dort lassen sie sich von Beobachtungshütten auch Sandregenpfeifer hervorragend entdecken. Bei einem Spaziergang auf dem Grünen Brink an der Nordküste Fehmarns kann man zudem zahlreiche Zugvögel erleben, die über diese Landzunge hinwegziehen, um möglichst wenig über dem offenen Meer fliegen zu müssen.
Störche in der Elbtalaue beobachten
Wer Störche beobachten möchte, hat in der Elbtalaue gute Chancen. Dort finden sich viele Horste. Allein im sogenannten Storchendorf Wahrenberg haben sich in den vergangenen Jahren bis zu 18 Paare niedergelassen. Verstreut nisten Störche in ganz Norddeutschland, unter anderem auf Rügen, in St. Peter-Ording und am Dümmer. In dem Naturpark südlich von Diepholz sind außerdem Fischadler zu Hause.
Lummensprung auf Helgoland
Ein einzigartiges Naturschauspiel ist im Juni der Lummensprung auf Helgoland. Eine große Trottellummen-Kolonie brütet in den Felsen der Nordseeinsel. Wenn die noch flugunfähigen Küken ihre Nester verlassen, stürzen sie sich in Scharen von den Klippen ins Meer. Dort werden sie weiter von ihren Eltern versorgt.
Vogelbeobachtung mit Rücksicht
Zum Schutz der Vögel, insbesondere der Bodenbrüter, sollten Interessierte bei ihren Vogelbeobachtungen die Wege nicht verlassen und Hunde unbedingt anleinen. Da sich die Tiere oft in größerer Entfernung aufhalten, empfiehlt es sich, ein Fernglas mitzubringen.