Der Brocken: Sagenumwobener Berg im Harz

Stand: 07.10.2024 10:24 Uhr

Mit 1.141 Metern ist der Brocken im Harz die höchste Erhebung in Norddeutschland. Zahlreiche Mythen ranken sich um den Berg, der rund ums Jahr viele Wanderer und Ausflügler anlockt.

Auf dem nahezu baumfreien, sagenumwobenen Gipfel sollen angeblich Hexen, der Teufel und Gespenster ihr Unwesen treiben. Im Volksmund wird er auch Blocksberg genannt. Seit langem ist der Brocken ein beliebtes Wanderziel, schon Goethe bestieg ihn vier Mal und setzte dem Berg mit der Walpurgisnacht-Szene in "Faust I" ein literarisches Denkmal.

Heute stehen auf dem flachen Brocken-Plateau mehrere Gebäude und ein 123 Meter hoher Funkturm, der kilometerweit zu sehen ist und die Silhouette des Berges prägt.

Der Brocken: Sperrzone während der deutschen Teilung

Schon 1736 errichtete der damalige Besitzer, Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode, auf dem Brocken eine kleine Schutzhütte aus Stein für Wanderer, das heute noch existierende "Wolkenhäuschen". Im Sommer 1800 eröffnete das erste Gasthaus, das später mehrfach erneuert und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Während der deutsch-deutschen Teilung lag der Berg im Grenzgebiet der DDR und war als militärische Sperrzone bis 1989 für Zivilisten nicht zugänglich.

Jüngere Geschichte
Menschen stehen am 3. Dezember 1989 vor dem Brockenplateau und warten darauf, dass der Grenzzaun fällt. © NDR Foto: Hansjörg Hörseljau

Der Mauerfall auf dem Brocken

Nach dem Mauerfall warten die Menschen im Harz darauf, den Brocken zu besteigen. Am 3. Dezember 1989 wird das Tor zum Plateau geöffnet. Video

Umgestaltung des Plateaus nach der Wende

Nach der Wiedervereinigung wurde das Plateau renaturiert. So wurde der Brockengarten mit rund 1.500 Hochgebirgspflanzen aus aller Welt wie Enzian und Edelweiß wieder eröffnet und das Brockenhaus neu gestaltet. Das Nationalpark-Besucherzentrum ist ganzjährig geöffnet und beherbergt neben einem Café eine Dauerausstellung über Geschichte und Magie des Berges. Weitere Themen sind die Pflanzenwelt, das Wetter und die Spuren des Klimawandels. Daneben steht das Brockenhotel mit der höchst gelegenen Gaststätte in Norddeutschland und einer markanten Kuppel auf dem Dach eines Turms mit Aussichtsplattform.

Extreme Klimabedingungen auf dem Brocken

Schnee liegt auf dem Brocken. © NDR Foto: Matthias Strauß
In dem unwirtlichen Klima mit viel Kälte und Sturm wachsen auf der Kuppe des Brocken keine Bäume.

Die in über 700 Metern Höhe liegende Region wird als Hochharz bezeichnet. Mit tiefen Temperaturen, hohen Niederschlagsmengen und starken Winden unterscheidet sich das Gebiet klimatisch deutlich vom umliegenden Oberharz. Wegen seiner freien, ungeschützten Lage wachsen auf dem Brockengipfel keine Bäume. Es herrschen extreme Klimabedingungen, die denen auf Island ähneln. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt nur 2,9 Grad, an mehr als 300 Tagen im Jahr steckt der Gipfel zumindest zeitweise im Nebel.

Seit mehr als 120 Jahren befindet sich auf dem Plateau eine Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes in einem etwas abseits stehenden Turm.

Wanderwege zum Gipfel

Wanderer unterhalb des Brockens im Harz. © Colourbox Foto: Gestur Leó Gíslason
Mehrere Wanderwege führen auf den Brocken, besonders beliebt ist der Goetheweg.

Mehrere Wanderwege führen auf den Brocken. Einer ist der 13 Kilometer lange Heinrich-Heine-Weg. Er beginnt auf dem Marktplatz von Ilsenburg und führt in rund vier Stunden teils steil hinauf zum Gipfel. Auch auf den Spuren Goethes lässt sich der Brocken erkunden. Vom Altenauer Ortsteil Torfhaus aus können Wanderer als eine der kürzesten Routen den Gipfel über den Goetheweg erklimmen. Hin- und Rückweg sind zusammen 16 Kilometer lang, die Tour dauert etwa sechs Stunden. Als besonders anspruchsvoll gilt die Brockenbesteigung über den Teufelsstieg. Er führt von zwei Seiten auf und über den Berg: Entweder von Bad Harzburg oder von dem kleinen Ort Elend. Beide Strecken sind jeweils 13 Kilometer lang.

An schönen Tagen mit Sonne und klarer Luft wird die Wanderung auf den Berg mit einer atemberaubenden Fernsicht von bis zu 180 Kilometern belohnt. Oft ist es auf dem Brocken jedoch wolkig und stürmisch und in den Wintermonaten liegt teils meterhoch Schnee. Wer den Berg besteigt, sollte deshalb auf jeden Fall die passende Kleidung dabei haben. Oft ist es auf dem Gipfel empfindlich kalt, an 85 Tagen im Jahr liegt die Temperatur unter null Grad.

Mit der Dampflok auf den Berg

Die Brockenbahn fährt dampfend durch eine Winterlandschaft. © fotolia Foto: Christian Spiller
Ob Sommer oder Winter: Die Brockenbahn schnauft täglich zum Gipfel.

Eine romantische und bequeme Art, den Berggipfel zu erreichen, ist eine Fahrt mit der Brockenbahn. Die alten Dampfloks und Personenwagen bringen Touristen mit der Kraft von 700 PS und 3,5 Tonnen Kohle auf den Berg. Im Winter bietet der Blick aus dem Fenster auf die dick verschneite Landschaft ein besonders idyllisches Bild. Die Harzer Schmalspurbahn startet mehrmals täglich von Wernigerode aus Richtung Brocken. Die Fahrt dauert gut eineinhalb Stunden und führt durch den waldreichen Ostteil des Nationalparks Harz mit dem Quellgebiet der Bode. Private Fahrzeuge dürfen nicht auf den Brocken fahren, obwohl eine Straße aus Richtung Schierke existiert.

Die Hexe als Symbol des Harzes

Die Hexe ist noch heute eine Harzer Symbolfigur und ein beliebter Souvenirartikel. Jedes Jahr versammeln sich am Abend des 30. April in Thale wie auch in anderen Harz-Orten zahlreiche Hexen, um mit einem großen Show- und Musikprogramm die Walpurgisnacht zu feiern. Der Wanderweg Harzer Hexen-Stieg führt von West bis Ost rund 100 Kilometer durch das Mittelgebirge.

Karte: Wanderwege auf den Brocken (grober Verlauf)

Weitere Informationen
Rote Beeren an einem Strauch. © Screenshot
4 Min

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