Wernigerode: Buntes Fachwerk im Ostharz
Hoch über dem Städtchen thront ein mächtiges, gut erhaltenes Schloss. Die Altstadt von Wernigerode mit vielen bunten Fachwerkhäusern lädt zum Bummeln und Entdecken ein.
Viele Besucher kennen Wernigerode nur als Ausgangspunkt für eine Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn auf den Brocken. Doch das Städtchen im Ostharz hat einiges mehr zu bieten. In den mittelalterlichen Gassen stehen Hunderte stilvoll restaurierte Fachwerkhäuser und über dem Ort thront ein mächtiges Schloss. Heidedichter Hermann Löns nannte Wernigerode einst "die bunte Stadt am Harz", denn kaum ein Haus gleicht mit seinen farbigen Verzierungen dem anderen. Die Hochschule Harz mit mehr als 3.000 Studierenden sorgt dafür, dass Wernigerode trotz seiner langen Tradition eine junge Stadt bleibt.
Vom "Spelhus" zum Rathaus
Die ganze Pracht der Gebäude zeigt sich in der Fußgängerzone und am Marktplatz mit dem Rathaus. Der mehr als 700 Jahre alte Bau wurde ursprünglich als "Spelhus" errichtet. Gaukler und Spielleute zeigten hier dem Volk ihre Künste. Im Mittelalter diente es als herrschaftliches Gemeindehaus und Gericht. Heute gehört der mächtige Fachwerkbau mit der verzierten Fassade zu den beliebtesten Fotomotiven Wernigerodes. Kaum weniger spektakulär ist das Krummelsche Haus in der Breiten Straße.
Der Berliner Kornhändler Heinrich Krummel ließ das dreigeschossige Gebäude 1674 als Fachwerkhaus bauen. Allerdings wurde die Fassade komplett mit aufwendig geschnitzten Motiven verkleidet, sodass es wie ein Holzhaus wirkt. Das kleinste Haus der Stadt steht in der Kochstraße 43. Es ist nur knapp drei Meter breit und 4,20 Meter hoch.
Schloss mit Panoramablick
Von Schloss Wernigerode aus haben Besucher einen schönen Blick auf das Städtchen und bei guter Sicht auch zum Brocken. Das Schloss steht auf den Resten einer Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Einst diente es den deutschen Kaisern als Quartier auf dem Weg zur Jagd im Harz. Um 1710 begann Graf Christian Ernst den Umbau zu einem Barockschloss.
Das heutige Erscheinungsbild bekam die Anlage unter Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode. Der Vizekanzler zur Zeit Bismarcks investierte mehr als 2,5 Millionen Goldmark in die Modernisierung, die insgesamt etwa 22 Jahre dauerte. Jedes der 250 Zimmer hat einen eigenen Grundriss, unterschiedliche Decken und Wandbespannungen. Eine Ausstellung im Schloss dokumentiert in 40 Räumen die 800-jährige Geschichte der Wernigeroder Grafen und Fürsten. Zu sehen sind unter anderem der Festsaal, Kunsthandwerk und original eingerichtete Wohnräume des europäischen Hochadels.
Mit der Dampflok oder zu Fuß auf den Brocken
Mehrmals täglich startet in Wernigerode die Harzer Schmalspurbahn in Richtung Brocken. Die Fahrt mit dem historischen Dampfzug zum höchsten Berg Norddeutschlands dauert etwa eindreiviertel Stunden und ist ein Erlebnis: Sie führt mitten in den Nationalpark Harz. Schmalspurbahnen fahren seit 1886 im Harz, 1898 wurde der Grundstein für einen Bahnhof auf dem Brocken gelegt. Mit dem Bau der Mauer 1961 musste die Brockenbahn für Jahrzehnte aufs Abstellgleis. Erst 30 Jahre später, nach dem Fall der innerdeutschen Grenze, schnaufte erstmals wieder ein Personenzug auf den Berg.
Zugleich ist Wernigerode, das zu Sachsen-Anhalt gehört, auch ein guter Ausgangspunkt für Wandertouren in den Ostharz. Für einen Marsch auf den Brocken benötigen geübte Wanderer knapp fünf Stunden. Im Winter bietet der Luftkurort Schierke am Brocken, knapp 20 Kilometer südwestlich von Wernigerode, häufig gute Bedingungen für Skilangläufer.