Bismarcktürme im Norden: Ausflugsziele mit Weitblick
Von der Ostseeküste bis nach Göttingen stehen im Norden zahlreiche Bismarcktürme. Viele sind beliebte Ausflugsziele, denn die historischen Türme bieten weite Blicke ins Umland.
In Bad Schwartau steht einer, in Salzgitter, im Harz und in Göttingen: Türme, die einst zu Ehren von Otto von Bismarck gebaut wurden. Allein in Niedersachsen gibt es heute noch zehn Bismarcktürme, in Schleswig-Holstein weitere sechs. Bundesweit sollen es rund 150 sein. Viele stehen auf Anhöhen und sind als Aussichtstürme bekannt und beliebt. Weitere Gemeinsamkeiten: Gebaut wurden sie um das Jahr 1900, meist haben sie einen quadratischen Grundriss und wurden aus regionalen Steinen errichtet.
Größtes Bismarck-Denkmal steht in Hamburg
Das weltweit größte Denkmal ist ein gut 34 Meter hoher Rundbau aus Granit mit einer riesigen Bismarckstatue im Alten Elbpark in Hamburg. Das umstrittene Bauwerk im Stadtteil St. Pauli entstand zwischen 1901 und 1906 und wird wegen Problemen mit der Statik seit Längerem aufwendig saniert. Die Arbeiten sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden, im Sockelgeschoss des Denkmals soll eine kommentierte Ausstellung entstehen.
Türme in Schleswig-Holstein mit Aussicht auf Meer und Wald
In Schleswig-Holstein stehen die Türme überwiegend im östlichen Landesteil zwischen Hamburg und der Holsteinischen Schweiz. Der nördlichste Turm gehört zur Gemeinde Quern, östlich von Flensburg. Mit 30 Metern Höhe ist er einer der größten Bismarcktürme im Norden, von zwei Plattformen können Besucher die Aussicht genießen. In Lütjenburg gilt der knapp 19 Meter hohe Bismarckturm als Wahrzeichen der Stadt. Er ist eingetragenes Kulturdenkmal und hat ebenfalls eine Aussichtsplattform. Da der Turm auf einer Erhebung liegt, reicht der Blick weit ins Land und bis zur Ostsee. Der verfallende Turm am Vierer See bei Plön liegt versteckt in einem Waldgebiet. Im Kreis Steinburg steht ein weiterer Turm im Stadtforst Itzehoe, er ist saniert und steht unter Denkmalschutz.
Das gilt auch für den wuchtigen Bismarckturm auf dem Priner Berg nördlich von Bad Schwartau. Eine 38-stufige Wendeltreppe führt zur Aussichtsplattform, von der sich bei gutem Wetter ein schöner Blick über Lübeck, die Lübecker Bucht und das Hinterland bietet. In Aumühle im Südosten von Hamburg steht ein weiterer Turm mit Aussicht - sie reicht weit in den Sachsenwald. Der Turm ist 27 Meter hoch und wird unter anderem als Ausstellungsfläche und Gemeinde-Bibliothek genutzt. Dagegen ist die knapp 20 Meter hohe Bismarcksäule Friedrichsruh im benachbarten Reinbek nicht zugänglich.
Der höchste Turm Niedersachsens steht in Göttingen
In Niedersachsen konzentrieren sich die Türme im südlichen Landesteil. Der mit 31 Metern größte Bismarckturm steht am östlichen Stadtrand von Göttingen. Der stattliche Bau besteht aus einem sechseckigen Hauptturm und einem sogenannten Steigturm. Von April bis Ende Oktober ist die Aussichtsplattform auf dem Steigturm an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Sie bietet einen Fernblick, der im Nordosten bis zum Brocken im Harz und im Westen bis ins Weserbergland reicht.
In Göttingen steht noch ein weiterer Bismarckturm, der 1903 als Bismarck-Feuersäule ebenfalls im Osten der Stadt errichtet wurde. Der sieben Meter hohe Feuer-Aussichtsaltar ist über mehrere Außentreppen frei zugänglich. Den höchstgelegenen Turm im Norden hat Bad Lauterberg im Südharz. Er steht mitten im Wald auf dem 535 Meter hohen Kummelberg und bietet von einer Aussichtsplattform in 15 Metern Höhe einen Blick in den Harz und das südliche Vorland. Der Turm ist täglich während der Öffnungszeiten der Waldgaststätte begehbar.
Bismarckturm Salzgitter: Metall-Denkmal mit Lichtkreuz
In Salzgitter steht ein besonderer Bismarckturm auf dem 272 Meter hohen Hamberg. Er ist einer von insgesamt drei Bismarcktürmen aus Metall, hat allerdings einen steinernen Sockel. Bei Dunkelheit erstrahlt am Turm ein weithin sichtbares Lichtkreuz, das 1950 errichtet wurde und symbolisch den aus Kriegsgefangenschaft Heimkehrenden den Weg weisen sollte. Seit 2014 leuchtet das Kreuz mit LED-Technik. Der Turm ist seit 2018 geschlossen.
Studenten gaben den Anstoß für den Bau von Bismarcktürmen
Es ist kein Zufall, dass sich die Bismarcktürme in Form und Material ähneln. Der Bau geht auf eine Bewegung zurück, die Studenten 1898 ins Leben riefen. Sie wollten, dass in Deutschland möglichst viele Türme entstehen, die an den gerade verstorbenen ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck erinnerten. Zwar war der Wegbereiter des Deutschen Reichs als Politiker durchaus umstritten, in weiten Teilen der Bevölkerung jedoch beliebt. So gab und gibt es in fast jedem größeren Ort eine Bismarckstraße. Für den Bau der einzelnen Bismarcktürme engagierten sich meist wohlhabende Bürger und lokale Geschäftsleute.
Feuer zum Geburtstag
Die Idee der Studenten war es, die Türme als Feuersäulen zu nutzen. Jeweils am Geburtstag Bismarcks sollten im ganzen Land Feuer lodern. Auf vielen Bismarcktürmen standen Feuerschalen, die jedoch heute überwiegend nicht mehr existieren. Einen Überblick über alle Bismarcktürme in Deutschland bietet eine Karte des Bundesamtes für Kartographie sowie eine private Website mit vielen Informationen. Außerdem stehen in manchen Orten Bismarcksäulen oder -statuen.