MCAS: Mastzellaktivierungssyndrom erkennen und behandeln
Das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) ist eine systemische Erkrankung. Es kann viele unterschiedliche Symptome hervorrufen und zur Entwicklung chronisch-entzündlicher Folgeerkrankungen führen.
Das MCAS ist bis heute kein eindeutig definiertes Krankheitsbild, sondern ein Syndrom: eine Anhäufung von Symptomen. Es ist eine Form der Mastzellaktivierungserkrankung (MCAD). Die andere Form heißt Mastozytose. Im Gegensatz zur äußerst seltenen Mastozytose wurde das MCAS erst Anfang der 2000er-Jahre beschrieben. Über die Häufigkeit von MCAS existieren noch keine verlässlichen Angaben.
MCAS: Immunzellen sind überaktiv
Mastzellen gehören zu den Leukozyten. Sie sind Immunzellen und als solche in vielen Geweben des Körpers vorhanden - besonders in den Schleimhäuten, im Verdauungstrakt, Haut und Atemwegen. Überall dort sind die Mastzellen die erste Abwehrstation. Mastzellen können verschiedene Botenstoffe (Mediatoren) produzieren - bis zu 200 verschiedene Substanzen. Auf bestimmte Auslöser hin setzen sie diese Mediatoren frei: zum Beispiel Histamin, Tryptase, Prostaglandine oder Leukotriene. Auf diese Weise können Mastzellen beim Kontakt mit Fremdkörpern wie Viren, Bakterien, Parasiten oder Allergenen eine Abwehrreaktion einleiten und verstärken.
MCAS verursacht vielfältige Symptome
Die ausgeschütteten Mediatoren rufen verschiedenste Symptome hervor. Sie treten systemisch auf, also im gesamten Körper. Das MCAS kann dabei zu ganz unterschiedlichen Beschwerden führen, sich beispielsweise im Darm mit Schmerzen, Krämpfen oder Verdauungsstörungen bemerkbar machen oder auf der Haut mit Ausschlag. Auch Herz-Kreislauf- oder neurologische Beschwerden sind möglich. Zu den möglichen Beschwerden gehören unter anderem
- Sehstörungen
- Atemnot
- Muskelzittern
- Juckreiz
- Erschöpfung
- Durchfälle.
Diagnose des MCAS ist schwierig
Wegen der Vielzahl der möglichen Symptome und ihrer teils vorübergehenden Natur ist die Diagnose der MCAS-Erkrankung oft schwierig. Für viele Betroffene ist es bis zur Feststellung der Erkrankung ein langer Weg, zumal oft Ärzte verschiedenster Fachrichtungen konsultiert und die Beschwerden lange nicht als einheitliches Bild gesehen werden. Auch ist die Erkrankung noch nicht überall bekannt, geschweige anerkannt.
Feststellung eines Mastzellmediatorsyndroms
Beim Verdacht auf MCAS ist meist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Er kann Laborwerte ermitteln lassen und zu gastroenterologischen Untersuchungen weiterverweisen. Die klinischen Symptome lassen zusammen mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen darauf schließen, ob wahrscheinlich ein MCAS vorliegt. In die Bewertung fließen ein:
- Blutwerte (Serum-Tryptase, Chromogranin)
- Urinprobe (N-Methylhistamin)
- Gewebeproben (Stufenbiopsien aus Magen-Darm-Trakt, Antikörper gegen CD25).
Bessern sich Symptome bei Anwendung von Antihistaminika oder anderen Medikamenten, die die Freisetzung von Mediatoren hemmen oder ihren Abbau fördern, ist das ein Hinweis auf MCAS. Im Gegensatz zur Mastozytose haben MCAS-Erkrankte dagegen oft eine normale Anzahl von Mastzellen. Auch darf ein Fehlen von erhöhten Blutwerten noch nicht zum Ausschluss von MCAS führen.
Ursachen für das MCAS
Beim MCAS kommt es zum Beschwerdebild einer sogenannten systemischen Mastozytose, ohne dass eine unkontrollierte Vermehrung von Mastzellen vorliegt. Ursache und Krankheitsmechanismus sind noch nicht verstanden. Meist bleibt unklar, was die leichte Aktivierbarkeit der überreagierenden Mastzellen verursacht.
Bei MCAS Auslöser meiden
Eine Heilung des MCAS ist bisher nicht möglich. Doch die Symptome lassen sich in der Regel gut behandeln. Die Therapie besteht vor allem darin, die Auslöser der Mastzellen-Aktivierung zu meiden. Mastzellen können aktiviert werden durch bestimmte Nahrungsmittel und Zusatzstoffe, durch Keime, Gerüche/Duftstoffe sowie durch seelischen Stress und zu starke körperliche Belastung.
Ernährungstherapie bei MCAS erfolgversprechend
Versuchsweise sollten MCAS-Erkrankte histaminreiche Lebensmittel und Zusatzstoffe meiden und dabei einige Wochen lang ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen. Das hilft, Auslöser herauszufiltern. Auf diese sogenannten "Trigger" sollten Betroffene dann dauerhaft verzichten.
Medikamente gegen MCAS
Medikamente können zusätzlich helfen, die Mastzellen zu stabilisieren, die Produktion der Mediatoren zu hemmen und freigesetzte Mediatoren zu blockieren. Infrage kommen für diese symptomorientierte Therapie beispielweise Antihistaminika oder Leukotrienantagonisten.