Eine Frau liegt auf einer Liege, ihr Bauch wird mit einem Ultraschallgerät untersucht © NDR Foto: Screenshot

Bauchaortenaneurysma: Frauen in der Versorgung benachteiligt

Stand: 18.04.2022 21:15 Uhr

Ein Bauchaortenaneurysma ist eine Aussackung der Hauptschlagader. Das Risiko, dass ein Aneurysma reißt, ist bei Frauen um ein Vielfaches höher. Bisher steht nur Männern ab 65 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung als Kassenleistung zu.

Still und leise tut unsere Hauptschlagader ihren Dienst. Die Aorta geht direkt vom Herzen ab, versorgt den gesamten Körper mit Blut - unser größtes Blutgefäß ist also lebenswichtig. Aber unter bestimmten Umständen kann sie einreißen. Ein Aortenriss bedeutet Lebensgefahr, oft kommt dann jede Hilfe zu spät.

Bisher steht nur Männern ab 65 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung als Kassenleistung zu. Doch jetzt rücken auch die Frauen in den Fokus, denn es gibt zwar weniger betroffene Frauen als Männer, aber das Risiko, dass ein Aneurysma reißt, ist bei Frauen um ein Vielfaches höher.

Bauchaortenaneurysmen oft unbemerkt

Die Medizin hat sich lange nicht mit den Unterschieden der Gefäßsysteme bei Frau und Mann beschäftigt. Erst seit Kurzem ist klar, dass die Gefäßwände unterschiedlich beschaffen sind. Bei Frauen können Aussackungen schneller reißen, eine Notoperation ist seltener erfolgreich. Auch ist das Gefäßsystem bei Frauen insgesamt kleiner. Auch dies könnte eine Rolle spielen, Expertinnen und Experten forschen aber noch.

Das große Problem eines Bauchaortenaneurysmas (BAA) ist, dass Betroffene es nicht spüren. Aneurysmen bilden sich aus verkalkten Adern (Arteriosklerose). Die Vergrößerung der Aorta entwickelt sich über Jahre und kann unbemerkt im Bauchraum wachsen.

Diagnose eines Bauchaortenaneurysmas bei Frauen häufig zufällig

Während bei Männern im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ein BAA diagnostiziert wird, fällt es bei Frauen bislang nur zufällig auf, wenn der Bauchraum wegen möglicher anderer Erkrankungen mithilfe von Computertomografie oder Ultraschall untersucht wird. Deshalb fordert die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin bei bekannten Risiken auch ein Screening für Frauen ab 65. Risiken sind:

  • Raucherin oder Ex-Raucherin
  • hoher Blutdruck
  • Gefäßerkrankungen bei Familienangehörigen ersten Grades mit Gefäßaneurysma

Ultraschall zeigte Bauchaortenaneurysma schon im Frühstadium

Per Ultraschall-Screening lassen sich Aneurysmen der Bauchaorta bereits im Frühstadium aufspüren. Bei Frauen wird ein operativer Eingriff ab einem Durchmesser des Bauchaortenaneurysmas von fünf Zentimetern durchgeführt. In den meisten Fällen wird minimalinvasiv operiert. Der Chirurg setzt über einen Katheter einen Stent ein, eine Art Mantel, der die geweitete Aorta von innen auskleidet. Nach dem Eingriff müssen die Patientinnen regelmäßig mittels CT oder Ultraschall nachuntersucht werden.

Expertinnen und Experten zum Thema

 

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Ärztin fährt mit Ultraschallkopf über Bauch eines Patienten. © Fotolia.com Foto: Andrey Popov

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Visite | 19.04.2022 | 20:15 Uhr

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