Fastenzeit: Verzicht auf Plastik, Strom - und Angst
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei", heißt es nicht ohne Wehmut unter Karnevalisten. Denn an diesem Tag ist offiziell Schluss mit Musik, Tanz und Wein. Dann beginnt die Fastenzeit, in der viele Menschen traditionell zum Beispiel auf Fleisch und Alkohol verzichten - in diesem Jahr am 26. Februar. Heutzutage wird der Begriff des Fastens aber weiter gefasst. Auch viele nicht religiöse Menschen nehmen den Aschermittwoch zum Anlass, um eine Zeitlang auf bestimmte Dinge zu verzichten. Kirchen und Umweltorganisationen auch in Niedersachsen starten dazu jedes Jahr verschiedene Aktionen. Wie fasten Sie? Erzählen Sie es uns in einem Kommentar!
"Klimafasten": Strom sparen und auf Plastik verzichten
Sieben unterschiedliche Wochen-Schwerpunkte gibt die Aktion "Klimafasten" vor, eine Initiative von evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern. Dazu gehören unter anderem die evangelischen Kirchen in Hannover und Oldenburg und das Bistum Hildesheim. Zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag geht es dabei um persönliche Beiträge für den Klimaschutz. Die Schwerpunkte lauten etwa "Zeit für meine Energie" (zweite Fastenwoche), "Zeit für faire IT" (vierte Woche) und "Zeit für ein plastikfreies Leben" (sechste Woche). In sozialen Medien können Teilnehmende sich austauschen.
"Verschwendungsfasten": Weniger Müll produzieren
In eine ähnliche Richtung geht die Aktion "Verschwendungsfasten". Jedes Jahr wandern in Deutschland 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll. Die Deutsche Umwelthilfe und Foodsharing haben die Fastenzeit im vergangenen Jahr deshalb genutzt, um zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung aufzurufen. In diesem Jahr sollen Verbraucher mit dem "Verschwendungsfasten" für ein anderes Thema sensibilisiert werden: Einwegverpackungen, die Berge von Müll produzieren. Geht es auch ein paar Wochen ohne?
Für einen guten Zweck: Ökumenisches Fastenessen
Manche verzichten auf Essen - andere treffen sich gezielt zur gemeinsamen Mahlzeit. Auch das gehört zur Fastenzeit. Das ökumenische Zentrum St. Stephanus in Lüneburg lädt an den ersten drei Fastensonntagen nach den Gottesdiensten zum Mittagessen ein - schon seit den 1970er-Jahren besteht diese Tradition. Sie soll die Gemeinschaft fördern und gleichzeitig einem guten Zweck dienen. Gruppen wie der evangelische Frauenkreis oder die Kolpingsfamilie, ein katholischer Sozialverband, bereiten das Essen zu, das meist gegen Spenden angeboten wird. Dieses Geld geht dann an Hilfsprojekte. Auch andere Gemeinden in Niedersachsen veranstalten Fastenessen.
"7 Wochen ohne"
Die Fastenaktion "7 Wochen ohne" der evangelischen Kirchen steht jedes Jahr unter einem anderen Motto, das zum Nachdenken anregen soll - und auf den ersten Blick oft überrascht. Um sieben Wochen ohne Lügen ging es 2019, in diesem Jahr heißt das Motto "Zuversicht! Sieben Wochen ohne Pessimismus". Teilnehmende können ein Begleitbuch und Kalender erwerben, "Fastenmails" abonnieren und auf der Homepage der Aktion eigene Mut machende Sprüche hinterlassen. Bibelzitate bilden die Titel der Wochen-Schwerpunkte. Einige Beispiele: "Fürchte dich nicht!" (Exodus 14,9– 13), "Ich hoffte auf Licht, und es kam Finsternis" (Hiob 30,24–31), "Klopfet an, so wird euch aufgetan!" (Matthäus 7,7–11). Rund drei Millionen Menschen beteiligen sich an der Fasteninitiative "7 Wochen Ohne".
Frieden im Fokus
Als politische Aktion bezeichnet das katholische Hilfswerk Misereor sein Programm zur Fastenzeit. "Gib Frieden - knüpfe Verbindungen!" lautet das Motto. Unter anderem sind Teilnehmende aufgerufen, Bilder zum Thema Frieden zu sammeln und mit Wollfäden zu verbinden. Misereor wiederum will Bilder dieser "Friedensnetze", die in Schulen oder Gemeinden entstehen sollen, online veröffentlichen. Auf Postkarten sollen die Menschen zudem das Auswärtige Amt zu mehr friedenspolitischem Engagement auffordern. Im Mittelpunkt der Fastenaktion stehen 2020 Syrien und der Libanon.
Mit Laufschuhen durch Braunschweig
Bei der evangelischen Magni-Gemeinde in Braunschweig geht es in der Fastenzeit mehr um Aktivität als um Verzicht. Wobei man wohl sagen könnte, dass die Teilnehmenden der Aktion "Fasten mit Laufschuhen" auf Sofa-Liegezeit verzichten. Die Gruppe "Magni läuft" trifft sich in den sieben Wochen bis Ostern jeden Dienstag um 18 Uhr auf dem Magnikirchplatz zum gemeinsamen Training. Nach Angaben der Gemeinde können sich auch Lauf-Neulinge anschließen. Am Ende wartet der Höhepunkt: der 8. Magni-Passionslauf am 7. April.
"Weniger Alltagstrott" - Fasten mit App-Unterstützung
Unter dem Motto "Zeit für Freiräume" bietet die hannoversche Landeskirche seit Januar 2019 die Smartphone-App "XRCS" - gesprochen: "Exercise" - an. User finden darin Übungen zu Achtsamkeit und Spiritualität im Alltag. Teil der App ist das Tool "Routinefasten", das inzwischen das ganze Jahr über nutzbar ist, aber eben besonders gut in die Fastenzeit passt: Die Nutzerinnen und Nutzer sind aufgerufen, ihre typischen Gewohnheiten zu betrachten und zu hinterfragen. Das Motto: "40 Tage weniger Alltagstrott". Bis heute haben der Landeskirche zufolge rund 12.000 Menschen die App heruntergeladen.