Sylt: Feuerwehr List nach 18 Jahren wieder freiwillig

Stand: 03.04.2023 21:05 Uhr

18 Jahre lang gab es in der Gemeinde List auf Sylt eine Pflichtwehr. Damit ist seit heute Nachmittag Schluss: Der Kreis Nordfriesland hat die Feuerwehr wieder als freiwillige Wehr anerkannt.

von Simone Mischke

Leon und Iris Ramm von der Feuerwehr. © NDR
Die Familie Ramm ist gerne in der Feuerwehr List - freiwillig.

Leon Ramm zieht den Reißverschluss seiner Schuhe hoch. Schnallt den Gürtel seines Schutzanzugs fest. Setzt den Helm auf und macht sich auf den Weg in die Gerätehalle. Leon ist einer von derzeit 42 Kameradinnen und Kameraden, die los ziehen, wenn es brenzlig wird im nördlichsten Teil der Insel. Der Sylter ist zwar erst 20 Jahre alt. Bei der Feuerwehr gehört er aber schon zu den erfahrenen Kollegen: Mit zehn Jahren ist der dunkelhaarige Leon in die Jugendfeuerwehr List eingetreten. Bei den Ramms ist Feuerwehr Familiensache: Seine Mutter Iris ist zugleich eine seiner Kameradinnen in der Wehr. "Im Einsatz macht das aber keinen Unterschied. Da kriegt sie die Befehle genau so an den Kopf geworfen wie alle anderen auch. Aber wenn wir hier zusammensitzen in der Wache, dann ist sie einfach meine Mutter", sagt der 20-Jährige und grinst. Er steigt in den Löschzug, los geht es zum Übungsabend - wie jeden Dienstag um 19.30 Uhr.

2005 wird List zur Pflichtfeuerwehr

Dass sich in der Lister Wehr wieder genügend Freiwillige tummeln, ist nicht selbstverständlich. 2005 sind nur noch 15 Feuerwehrleute aktiv - viel zu wenig, um den Status als freiwillige Feuerwehr aufrecht zu erhalten. Schuld daran: "Es gab interne Querelen. Außerdem wollte keiner Wehrführer sein. Ich bin daraufhin auch kurzfristig ausgetreten", erinnert sich Leons Mutter Iris Ramm. Von da an hieß es: Einberufung zum Dienst am Wasserschlauch und Co. Als erste Feuerwehr nach dem zweiten Weltkrieg bekommt List eine Pflichtwehr. 50 Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 50 Jahren flatterte Post von der Gemeinde ins Haus. "Auch ich wurde einberufen", sagt Iris Ramm. Inzwischen ist sie längst wieder mit Freude freiwillig dabei.

Langer Weg zurück in die Freiwilligkeit

Doch warum hat es 18 Jahre gedauert, bis die Feuerwehr wieder den Status "freiwillig" hatte? Wie der heutige Wehrführer Felix Reder sagt, haben sie damit anfangs nicht damit gerechnet, dass es so lange dauert. "Der ursprüngliche Gedanke war, dass es nach einem halben Jahr zurück in die Freiwilligkeit geht. Damals hatten wir hier aber zum Beispiel noch drei Löschzüge. Danach richtet sich die Anzahl des Personals. Demnach hätten wir damals 47 Freiwillige gebraucht. Es musste also erst mal ein neues Fahrzeugkonzept her", erklärt Reder, seit fünf Jahren Wehrführer des Lister Trupps.

Hohe Investitionen für die Wehr und ein gutes Klima

Felix Reder von der Feuerwehr. © NDR
Lists Wehrführer Felix Reder führt seine Kameradinnen und Kameraden zurück in die "Freiwilligkeit".

Zwei neue Löschfahrzeuge und ein neues Gerätehaus, moderne Technik, kontinuierliche Jugendarbeit und nicht zuletzt der Zuzug neuer Listerinnen und Lister waren am Ende die Zutaten zurück zur Freiwilligkeit, sagt der Wehrführer. Allein in ein neues Feuerwehrgerätehaus investiert die Gemeinde nach Angaben des Bürgermeisters Ronald Benck (CDU) eine Million Euro. Zwischen 350.000 und 380.000 Euro kostet ein Löschfahrzeug. "Ich habe damals einen privaten Spendenaufruf gestartet, auch bei namhaften Leuten. Da kam eine beträchtliche Summe zusammen", erinnert sich Benck. Außerdem gab es Fördergeld vom Land. "Und es hat sich rumgesprochen, dass wir hier ein ganz guter Haufen sind. Das wir Spaß haben - bei den Übungen, Einsätzen und miteinander", fügt Wehrführer Reder hinzu.

Freiwillige vor - damit die Wehr freiwillig bleibt

Zurück zu dem 20-jährigen Lister Leon Ramm. Wer ihn bei der Feuerwehrübung beobachtet, merkt, wie sehr ihn der ehrenamtliche Job begeistert. Bereitschaften, wenn seine Kumpels feiern? Für ihn kein Problem. "Man kann ja auch nicht ständig feiern", sagt Leon. Was ihm Feuerwehr bedeutet? "Alles! Du hast alle Emotionen dabei. Du hast traurige Sachen, schöne Sachen. Die Kameradschaft ist an oberster Stelle. Es ist im Prinzip wie eine zweite Familie." Von der Leon hofft, dass sie noch größer wird. Damit die Feuerwehr langfristig freiwillig bleiben kann. 38 Kameradinnen und Kameraden brauchen sie dafür mindestens. 42 sind sie jetzt.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 01.04.2023 | 19:30 Uhr

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