Subventionen in der Landwirtschaft: Fluch oder Segen?
Die Abschaffung der steuerlichen Vergünstigungen für Agrardiesel hat die Landwirte auf die Straße getrieben. Dabei gibt es für die Bauern viel entscheidendere Subventionen. Allerdings nur mit viel Bürokratie.
"Die Agrarsubventionen haben aus meiner Sicht das Höfesterben befeuert", sagt Landwirt Eike Bruns. Durch die Rückvergütung für den Agrardiesel hat er bisher pro Jahr "eine größere vierstellige Summe" erhalten - genauer möchte er es nicht sagen. Im Schnitt bringt die Agrardieselvergütung laut Landwirtschaftskammer knapp 4.000 Euro im Jahr für Ackerbaubetriebe, gut 3.000 Euro für Milchbauern. Geld, das bis zum Jahr 2026 stufenweise wegfallen soll.
Steuern, Auflagen und Beraterkosten fressen die Subventionen auf
Weitaus höhere Summen erhalten Landwirte wie Eike Bruns von der EU, etwa in Form von Flächenprämien: Für 100 Hektar Land pro Jahr knapp 20.000 Euro, die sich aus einer Basisprämie und speziellen Kleinbauernprämien zusammensetzen. Letztere sollen die bäuerlichen Familienbetriebe fördern. Es gibt auch gesonderte Unterstützung für Junglandwirte und für Landwirte, die beispielsweise Bienenweiden und Blühstreifen anlegen.
Von 20.000 Euro bleiben dem Landwirt manchmal nur 1.500 übrig
Aber auf die Subventionen entfallen Steuern, außerdem müssen die Landwirte bestimmte Auflagen einhalten, beispielsweise eine Winterbegrünung pflanzen. Und: "Um mit der Bürokratie klarzukommen, brauche ich einen Berater, auch der kostet Geld", erklärt Eike Bruns. Am Ende blieben ihm von den 20.000 Euro nur rund 1.500 Euro übrig. Deswegen hat sich Eike Bruns entschieden, für dieses Jahr keine Agrarbeihilfen mehr zu beantragen. Weil sich der bürokratische Aufwand für ihn nicht lohne.
Ohne Zuschüsse nicht wettbewerbsfähig
Sinn und Zweck der Subventionen für die Landwirte verdeutlicht Albert Hortmann-Scholten von der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer: Die europäische Landwirtschaft wäre in einem globalen Markt nicht wettbewerbsfähig, könnte nicht mit den großen Weizen- oder Fleisch-Produzenten in den USA oder Kanada konkurrieren. Er schätzt, dass die Beihilfen aus Brüssel, aber auch aus Fördertöpfen des Bundes und der Länder, für konventionelle Betriebe rund zehn bis 20 Prozent des Unternehmensergebnisses ausmachen.
Biobetriebe könnten ohne Subventionen nicht überleben
Bei Biobetrieben sieht die Lage anders aus: Hier liegt der Anteil des Einkommens "deutlich über 30 Prozent, die durch Förderprogramme abgesichert werden", so Albert Hortmann-Scholten. "Ohne die Subventionen könnten wir nicht existieren, weil wir mit dem Betrieb noch nicht in den schwarzen Zahlen sind", sagt Nadja Poppen, Landwirtin aus Aurich. Vor fünf Jahren haben die Poppens ihre Schweinezucht auf Bio umgestellt, 1,6 Millionen Euro in den Wandel des Betriebs investiert. 360.000 Euro haben sie von der EU für den tierwohlgerechten Umbau der Ställe bekommen. Im Jahr 2023 hat die Familie knapp 60.000 Euro an Subventionen erhalten, unter anderem Flächen- und Bioprämien. Dazu kamen rund 30.000 Euro vom Land Niedersachsen, das eine Tierwohl-Prämie zahlt.
Gelder landen nicht nur bei den Landwirten
Laut Bundesministerium wurden für Landwirtschaft und Ernährung im Wirtschaftsjahr 2022 insgesamt sieben Milliarden Euro EU-Agrarsubventionen an Deutschland ausgezahlt - insgesamt 315.000 Begünstigte haben davon profitiert. Nadja Poppen würde am liebsten auf die Finanzspritze verzichten und höhere Preise für ihre Produkte erzielen: "Subventionen sind schließlich Steuergelder, die wir Verbraucher bezahlen." Umso mehr ärgert sie, dass auch Unternehmen von Zahlungen der EU profitieren, die gar nichts mit Landwirtschaft zu tun haben. Bauern und Umweltverbände kritisieren gleichermaßen, dass Konzerne Flächen als Geldanlage nutzen und dafür auch noch Prämien kassieren.