Bauernprotest: Rund 400 Landwirte demonstrieren in Hannover
Hunderte Landwirte haben am Mittwochnachmittag vor dem Landtag in Hannover demonstriert und ein Forderungspapier überreicht. Darin geht es um mehr als die geplanten Steuererhöhungen beim Agrardiesel.
Nach Angaben der Polizei nahmen rund 400 Menschen an der Kundgebung teil. Auch die Zahl der Traktoren lag demnach im mittleren dreistelligen Bereich. Um ein Verkehrschaos zu verhindern, wurden die Trecker vor der Versammlung auf den nahegelegenen Schützenplatz in Hannover gelotst. Der geplante Beginn um 14 Uhr verzögerte sich daher. Laut Polizei gab es zunächst nur wenige Verkehrsstörungen, die Anreise der Traktoren sei gut verlaufen.
Landwirte waren seit der Nacht Richtung Hannover unterwegs
Aufgerufen zu dem Protest hatten die Gruppierungen "Land schafft Verbindung" (LSV) und "Freie Bauern". Schon in der Nacht hatten sich die ersten Landwirte auf den Weg gemacht - beispielsweise aus dem Landkreis Leer. Von dort startete laut Polizei der größte Konvoi mit rund 70 Fahrzeugen. Geplant war, über die B70, B213, B214, B218, B68, B65 und B6 nach Hannover zu fahren. Auf dem Weg hatten sich weitere Bauern mit ihren Traktoren angeschlossen. Auch aus anderen Teilen Niedersachsens hatten sich Landwirte auf den Weg nach Hannover gemacht.
Milchbauer aus Rotenburg beendet Protestfahrt
Hintergrund des Protestes ist eine Rundfahrt von Milchbauer Werner Koslowski aus Wohnste (Landkreis Rotenburg). Der 59-Jährige fuhr seit dem 27. Januar Landtage in ganz Deutschland an. Unter dem Motto "Werner für Wertschätzung" übergab er Politikerinnen und Politikern sowie Parteien ein Forderungspapier der Landwirte für eine starke, heimische Landwirtschaft. Das letzte Ziel der zwölftägigen und mehr als 3.000 Kilometer langen Tour war am Mittwoch der Niedersächsische Landtag. "Wir haben praktisch heute noch die gleichen Preise, die wir bekommen, wie vor 40 Jahren", sagte Koslowski auf der Bühne in Hannover. Unterstützt wurde er von LSV und "Freie Bauern".
Staudte begrüßt konkrete Forderungen
Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne) sprach am Nachmittag mit den Bauern vor dem Landtag. Sie begrüße die Art der Demonstration und des Übergebens von konkreten Forderungen vor der "richtigen Adresse, nicht vor einem Privathaus, auch nicht vor Medienhäusern". Im Dezember hatten Landwirte vor dem Wohnhaus von Staudte demonstriert, Anfang dieser Woche vor dem Landesfunkhaus des NDR in Hannover. Die Ministerin sagte, sie teile die Forderung, dass die Rahmenbedingungen für den Handel verändert werden müssten. Es gehe nicht darum, dass die Bauern auf Dauer eine staatliche Unterstützung benötigten. "Sie wollen faire Erzeugerpreise", so Staudte.
Landwirten geht es nicht nur um Agrardiesel
Den Landwirten geht es laut LSV bei den Protesten nicht mehr nur um die geplanten Steuererhöhungen beim Agrardiesel der Bundesregierung. "Der Agrardiesel ist ja der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat", sagte Dirk Koslowski, Vorsitzender des LSV Niedersachsen und Bremen. Für die Landwirte gehe es um ihr Überleben und ihre Existenz. "Wir kämpfen dafür, dass wir unseren Job weiter machen dürfen und nicht für eine bessere Work-Life-Balance."
Forderungspapier mit zehn Punkten
In dem Forderungspapier, das Milchbauer Werner Koslowski - der Vater des LSV Vorsitzenden Dirk Koslowski - überreichte, stehen insgesamt zehn Punkte für die Verbesserung des Berufstandes. So wird beispielsweise die Entflechtung der Monopole im Lebensmitteleinzelhandel und der Lebensmittelindustrie, der Abbruch der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten und Chile, das Auslaufen der Zollfreiheit für ukrainische Agrarprodukte und eine für den Verbraucher transparente Herkunftskennzeichnung auf allen Lebensmitteln gefordert.