Priester soll Sex mit geistig eingeschränktem Mann gehabt haben
Das Bistum Osnabrück hat diese Woche einen Priester in den Ruhestand geschickt, dem sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wird. Dabei wollte sich die Kirche längst um Prävention und Aufklärung kümmern.
Es gehe es um Vorwürfe über grenzüberschreitendes Verhalten, erklärte die Diözese zum vorzeitigen Ruhestand des Osnabrücker Priesters am Donnerstag. Was "grenzüberschreitendes Verhalten" bedeutet, erläuterte das Bistum nicht - aber die Missbrauchsstudie der Universität Osnabrück nennt Beispiele. Demnach geht es um sexualisierte Sprache gegenüber minderjährigen Mädchen, Alkoholmissbrauch, sogenannte Männerabende mit gemeinschaftlichem Masturbieren und die Bitte um Nacktfotos an einen 15 Jahre alten, geistig eingeschränkten Jungen, der in einer Fördereinrichtung lebte. In der Studie geht es aber auch um sexualisierte Gewalt.
Studie: Priester stellte Opfer als schizophren dar
Nach Informationen des NDR in Niedersachsen soll der besagte Priester, der heute zwischen 50 und 60 Jahre alt ist, Kontakt zu einem jungen Erwachsenen aufgebaut haben. Auch dieser ist laut der Studie geistig eingeschränkt. Mit dem Mann soll der Priester Sex gehabt haben. Als das Bistum den Priester dazu befragte, habe dieser abgewiegelt und versucht, das Opfer als schizophren und als Straftäter darzustellen, heißt es in der Studie. Der Fall ist auch daher so bemerkenswert, weil das Ganze sich ab 2010 abgespielt hat, als die Kirche schon versuchte, offensiver gegen Missbrauch vorzugehen - auch vorbeugend.
Bischof zog ihn nicht ganz ab: Priester war weiter tätig
Der Priester aus Osnabrück wurde zweimal aus dem Dienst genommen, dann aber wieder eingesetzt. Er durfte lediglich keine Gottesdienste und keine Seelsorge mehr machen, so die damalige Anweisung von Bischof Franz-Josef Bode. Die Uni-Studie kommt zu dem Schluss, dass alle Verantwortlichen beim Bistum davon ausgingen, dass der Priester eine schutzbedürftige Person sexuell missbraucht habe. Da das aber von der Staatsanwaltschaft juristisch nicht so bewertet wurde, blieb er bis zum 1. Dezember, zumindest eingeschränkt im Dienst.
Kirche: Kein Beschuldigter mehr in der Seelsorge des Bistums tätig
Die Universität Osnabrück hatte die sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige sowie schutz- und hilfebedürftige Erwachsene wissenschaftlich aufgearbeitet. Dadurch konnte die Identität des Beschuldigten festgestellt werden. Ein Zwischenbericht war am 20. September veröffentlicht worden. Der Umgang mit dem beschuldigten Priester sei daraufhin neu bewertet worden, heißt es vom Bistum. Der Entschluss sei zusammen mit den zuständigen Arbeitskreisen im sogenannten diözesanen Schutzprozess gefasst worden. Damit sei keine der Personen, die in der Studie als Beschuldigte genannt werden, noch in der Seelsorge des Bistums tätig.