Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Weihnachtsmärkten im Norden
In vielen norddeutschen Städten sollen die Sicherheitsmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten erhöht werden. Das ist eine Reaktion auf den Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt am Freitagabend. Es gab dort mindestens fünf Tote und mehr als 200 Verletzte. Nach NDR Informationen ist unter den Todesopfern ein Neunjähriger aus Niedersachsen.
Auf den niedersächsischen Weihnachtsmärkten werden die Einsatzkräfte verstärkt, teilte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Sonnabend in Hannover mit. Außerdem sollen mit den Veranstaltern noch einmal mögliche neuralgische Punkte geprüft werden. Die Sicherheitsmaßnahmen in Niedersachsen seien bereits sehr hoch gewesen. Nach aktuellem Stand gebe es keine direkten Bezüge der Magdeburger Tat nach Niedersachsen, heißt es. Mit der vergrößerten Zahl der Einsatzkräfte sollen die Besucherinnen und Besucher mehr Ansprechpartner auf den Märkten haben. "Mit meinen Gedanken bin ich bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagte Behrens.
Mehr Polizei auch auf schleswig-holsteinischen Weihnachtsmärkten
Auch Schleswig-Holstein hat die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten des Landes nun erhöht. Es gebe zwar keine konkreten Hinweise, dass derartige Vorfälle auch im Norden geplant sein könnten, erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). "Unabhängig davon sind unsere Einsatzkräfte aber natürlich auch mit den Verantwortlichen der Weihnachtsmärkte in den Orten in Schleswig-Holstein in einem engen Austausch, um die ohnehin hohen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls zu verstärken." Dabei gehe es auch um die Zugänge der Weihnachtsmärkte. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zeigte sich entsetzt über die tödliche Attacke von Magdeburg: "In diesen dunklen Stunden stehen wir in Schleswig-Holstein an der Seite all jener, die von diesem Leid betroffen sind."
Kiels Weihnachtsmärkte werden sich nach Angaben der Stadt an der bundesweiten Aktion der Schausteller zum Gedenken an die Opfer beteiligen. Um 19.03 Uhr, 24 Stunden nach der Tat, würden die Lichter auf allen Weihnachtsmärkten ausgeschaltet.
Sicherheitskonzepte in Mecklenburg-Vorpommern werden angepasst
"In enger Abstimmung werden - soweit erforderlich - bereits bestehende Sicherheitskonzepte nochmals angepasst", teilte das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin mit. "Ich bin erschüttert über den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg", schrieb Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) auf der Plattform X. Die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten im Land werde verstärkt, kündigte Schwesig an. Weil die Bereitschaftspolizei aber auch ihre Kollegen in Sachsen-Anhalt unterstützt, werden Polizistinnen und Polizisten aus ihren Weihnachtsurlaub zurückkommen müssen. Schwesig dankte ihnen dafür.
Als Zeichen der Anteilnahme mit den Opfern hat das Innenministerium Trauerbeflaggung angeordnet. Sie gelte ab sofort bis einschließlich Montag an allen Dienstgebäuden des Landes. Auch alle Streifenwagen der Polizei würden mit Trauerflor ausgestattet.
Hamburg hat Polizeipräsenz auf Märkten sofort erhöht
Ein Sprecher der Hamburger Polizei sagte NDR 90,3, bereits am Freitagabend sei die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten "sichtbar erhöht" worden. Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte an, bestehende Sicherheitsvorkehrungen zu kontrollieren. "Das Attentat wenige Tage vor Weihnachten ist eine Tragödie für die Betroffenen und ein Angriff auf unsere freiheitliche Gesellschaft", schrieb etwa Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auf der Plattform X.
Neunjähriger aus Niedersachsen unter den Todesopfern
Am Freitagabend war ein 50-jähriger Mann mit einem Mietauto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Es gab fünf Tote, darunter ein neunjähriges Kind. Der Junge stammt nach NDR Informationen aus Niedersachsen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt.
Der festgenommene Verdächtige ist ein Islam-Kritiker und Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt gegen ihn wegen fünffachen Mordes und Mordversuchs in 200 Fällen.