Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 05. September 2024, 20:15 bis
22:00 Uhr
Mitreden! Geht Demokratie im Osten anders?
Hörerinnen und Hörer haben bei Mitreden! mit Experten über neue und alte Parteien diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.
Was ist los in Thüringen, wo AfD und BSW bei der Landtagswahl zusammen auf über 48 Prozent der Stimmen gekommen sind? In Sachsen sind es 42. Wurde aus Protest gewählt, wegen der Unzufriedenheit mit der Politik der Ampel-Regierung oder aus Überzeugung? Was sind Ihre Erfahrungen? Das war das Thema am Donnerstag bei "Mitreden! Deutschland diskutiert".
Moderatorin Doreen Jonas begrüßte als Gäste:
Prof. Oliver Decker
Soziologe und Extremismus-Forscher an der Universität Leipzig
Malte Pieper
MDR-Journalist, Host des erfolgreichen Podcasts "Wahlkreis Ost"
Lukas Rietzschel
Autor und Dramatiker, "Raumfahrer", "Mit der Faust in die Welt schlagen"
Ein distanziertes Verhältnis zu "West-Parteien"
Die politischen Erfahrungen in der DDR und in den Wendejahren haben bei vielen ein distanziertes Verhältnis zu den "West"-Parteien ausgeprägt. Lebt der Osten die Demokratie anders? Hat der Soziologe Steffen Mau Recht, wenn er dafür plädiert, alternative Formen der Demokratie zu erproben und die Menschen etwa über Bürgerräte stärker zu beteiligen?
AfD erreicht viele junge Wähler und Wählerinnen
- Politikberater: AfD ist für junge Menschen "Problemlösepartei"
- Studie für Ostdeutschland: Sehnsucht nach dem autoritären Staat
- Demokratiebahnhof Anklam zwischen Abschied und Neustart
- TikTok und Instagram: Politik im Wettbewerb um Reichweiten
- Bürgerrat von Malchin - Vorbild für eine bessere Demokratie?
- Nach den Landtagswahlen: Tag der Analysen
Die AfD im Osten ist schon lange nicht mehr die Partei frustrierter älterer Herren, wie sie vor zehn Jahren bei den Pegida-Demonstrationen massenhaft zu sehen waren. Stattdessen knattern unter der AfD-blauen Fahne Kult-Mopeds der DDR-Marke Simson durch die thüringische Stadt Greiz. AfD-Landes-Chef Björn Höcke hat kurz vor der Landtagswahl zu einer Ausfahrt der Jugend eingeladen. Der Zuspruch ist enorm. Von den 18- bis 24-Jährigen in Sachsen wählte jeder Dritte die AfD, in Thüringen waren es vier von zehn.
Ist die Ansprache in sozialen Medien ausschlaggebend?
Was macht die AfD für junge Menschen so attraktiv? Sind es die Auftritte bei Tiktok und anderen sozialen Medien, die Betonung des Nationalen, des "Deutschtums", bei dem Vielfalt ausgeschlossen wird? Auch Radikalisierung und extremistisches Gedankengut gab es schon vor der Wiedervereinigung - in Ost und West.
BSW als neuer Player in Sachsen und Thüringen
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat bei den Landtagswahlen und zuvor bei den Europawahlen bei allen Parteien Wählerinnen und Wähler abgeholt. Die Bündnis-Chefin Wagenknecht ist in ganz Deutschland bekannt, das Angebot ihrer jungen Partei verspricht mehr soziale Gerechtigkeit, weniger Migration und Friedensappelle an die Ukraine. Welche Lücke füllt das BSW?
Rietzschel: Die Wähler ernst nehmen
Die Frage nach dem "Warum?" möchte der Görlitzer Autor Lukas Rietzschel nicht mehr stellen. Es sei fast schon wie eine Entmündigung, weil man da "wie über Kinder spricht, die bockig in der Ecke stehen", sagte Rietzschel kürzlich im Interview bei BR24. Rietzschel fordert die inhaltliche Auseinandersetzung mit den politischen Problemen. Politikerinnen und Politiker in den ostdeutschen Ländern sollten sich nicht wie die Opposition verhalten und populistische Stimmungen aufnehmen, sondern stattdessen ihre eigene Regierungsverantwortung wahrnehmen.