Hamburger FDP wählt Jacobsen zur Parteichefin
Die Hamburger FDP hat eine neue Landesvorsitzende: Der Landesparteitag wählte am Sonnabend Sonja Jacobsen zur Nachfolgerin von Michael Kruse.
Jacobsen, die bisherige stellvertretende Vorsitzende, bekam 147 Stimmen. Ihr Gegenkandidat Daniel Oetzel, der frühere Fraktionsvize in der Bürgerschaft, kam nur auf 97 Stimmen.
Jacobsens Themen: Wohnen, Bildung und Verkehr
In ihrer Rede vor den 250 Parteimitgliedern betonte Jacobsen die Themen Wohnen, Bildung und Verkehr. "Wir sind die Versuchskaninchen im Reallabor des Verkehrssenators", sagte sie mit Blick auf ein aus Sicht der FDP inkonsistentes Verkehrskonzept für Hamburg. Sie setzt auf das Selbstbewusstsein der Liberalen, die sich keinem politischen Mitstreiter andienen sollten: "Wir sind eigenständig und unabhängig und deshalb gehören wir auch nicht als Mehrheitsbeschaffer zu irgendeiner anderen Partei. Wir sind die FDP und wir kämpfen für uns und unsere Werte."
Jacobsen ist nach eigenen Angaben Journalistin, Fernseh-Autorin, verheiratete Mutter von zwei Kindern und leidenschaftliche Radfahrerin. Sie leitet auch die FDP-Fraktion in der Bezirksversammlung von Hamburg-Bergedorf und wird dem Lager um den bisherigen Parteichef Michael Kruse zugerechnet.
Kruse trat nicht mehr an
Kruse war nicht wieder angetreten und hatte angekündigt, sich auf seine Arbeit im Bundestag konzentrieren zu wollen. Zuletzt war die Hamburger FDP wegen innerparteilicher Querelen aufgefallen. Parteichef Kruse und der Vorstand stritten monatelang mit Jungliberalen. Dieser Streit blitzte auch auf dem Parteitag am Sonnabend immer wieder mal auf. Doch hoffen viele Parteimitglieder jetzt auf einen Neuanfang.
Als stellvertretende Landesvorsitzende bestätigte der Parteitag am Sonntag die Altonaer Fraktionschefin Katarina Blume, die Bundestagsabgeordnete Ria Schröder und den Digitalisierungs-Experten Andreas Moring. Als weiterer stellvertretender Vorsitzender wurde erstmals der Harburger Bürgerschaftsabgeordnete Sami Musa gewählt. Zum Landesschatzmeister bestimmten die Parteitagsteilnehmer den Steuerberater Gert Wöllmann. Der Parteitag beschloss, die aktuelle Volksinitiative gegen die Gendersprache nicht zu unterstützen. Inhaltlich teilen die Liberalen das Anliegen jedoch weitgehend.
An der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert
Oberste Ziele der Hamburger FDP sind jetzt gute Ergebnisse bei den kommenden Wahlen. Bei der Bürgerschaftswahl vor drei Jahren war die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Sie ist nur noch mit zwei direkt gewählten Abgeordneten in der Bürgerschaft vertreten: Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels hatte damals ihr Mandat direkt gewonnen. Später wechselte dann noch der Abgeordnete Sami Musa von der SPD zur FDP.