Jazz – Round Midnight

Der Trompeter Roy Hargrove: Feuer und Dämonen

Donnerstag, 09. Februar 2023, 23:30 bis 00:00 Uhr

Roy Hargrove spielt Trompete. © picture alliance/AP Photo | Claude Paris Foto: Claude Paris

Eine Sendung von Sarah Seidel

Der Trompeter Roy Hargrove war wie eine Sternschnuppe, die viel zu schnell verglühte, eine Kerze, die an zwei Enden brannte. Da waren sein ungeheures Talent, sein Charisma und sein Feuer. Und da waren seine inneren Dämonen, verbotene Substanzen und eine angeschlagene Gesundheit. Als Hargrove am 2. November 2018 in New York an den Folgen einer Nierenerkrankung starb, da war er gerade mal 49.

Geboren wurde er 1969 in Texas, wo er einst zur selben Schule ging wie auch Soulsister Erykah Badu. Entdeckt wurde Roy Hargrove von Wynton Marsalis, 1990 machte er seine ersten Plattenaufnahmen. Danach ging alles ganz schnell. Nachfolgende Alben bei Major Jazz-Labels sorgten für Aufsehen, Hargrove mischte die Szene auf, zeitgleich mit weiteren "Young Lions" wie Joshua Redman oder Christian McBride.

Roy Hargrove spielt Trompete. © picture alliance/AP Photo | Claude Paris Foto: Claude Paris
Roy Hargrove während eines Konzertes beim Five Continents Jazz Festival im Juli 2018.

Seine physische Präsenz auf der Bühne, seine stupende Technik und sein Trompetenton, der sowohl in schnellen Tempi als auch bei Balladen glänzte - all das stach aus der Masse heraus. Viele der Jazz-Granden arbeiteten mit ihm zusammen - Pianist Herbie Hancock, Saxofonist Michael Brecker, Sängerin und Pianistin Shirley Horn. Oft war Roy Hargrove auf Jam-Sessions zu hören, er spielte zur Freude seines Publikums exzessiv und lang, ob nun in Kellerclubs in New York oder auf Festivalbühnen in Europa.

Stilistisch völlig offen für alles

Stilistisch war Roy Hargrove nicht auf den Bebop seiner Sturm-und-Drang-Zeit festgelegt. Sicher konnte er im selben Idiom spielen wie die Alten, war dabei aber völlig offen für Neues. Schon 1998 hatte er für sein Album "Habana" mit der Latin-Jazz-Formation "Crisol" einen Grammy gewonnen, beteiligt waren damals Musiker aus Kuba und Puerto Rico.

Hargrove orientierte sich gerne an seiner Peergroup, die im Rap, im HipHop und Neo-Soul beheimatet war. Darunter Erykah Badu, Rapper Common und Neo-Soul-Sänger D'Angelo. Der hatte Roy Hargrove auch zur Studio-Session seines Albums "Voodoo" eingeladen. Mit der eigenen Band "RH Factor" brachte Hargrove dann selbst R&B, Funk und Soul-Jazz zusammen.

Im Juni 2022 feierte der Doku-Film "Hargrove" beim Tribeca Film Festival in New York seine Premiere, die Bilder daraus stammen von der letzten Tour des Trompeters durch Europa. Ein Film mit Statements von Herbie Hancock, Sonny Rollins, Questlove und anderen. Roy Hargrove - ein Musiker, der viel zu früh gegangen ist und uns neben seinen Alben die Erinnerungen an einen ekstatischen Live-Performer geschenkt hat.

 

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