Lauter Lyrik
"Wer Lyrik schreibt, ist verrückt." Darf man Peter Rühmkorf glauben? Wenn Dichter verrückt wären, wären sie doch die letzten, die es uns verraten könnten: Wer nicht bei Trost ist, bestimmen schließlich die Un-Verrückten, die stets am rechten Platz bleiben. Oder? Vielleicht sind wir in Wahrheit alle ein bisschen verrückt. Anders lässt sich kaum erklären, wie sehr wir die Dichter lieben.
"Der neue Conrady"
In der Antike waren die klingenden Künste eng verwandt, Lyrik war das zur Lyra vorgetragene Lied. Müssen wir also zur Antike zurück, um zu wissen, wie schön Worte tönen können? Nicht ganz, fand der renommierte Germanist Karl Otto Conrady. 1977 erschien, von ihm herausgegeben, "Das große deutsche Gedichtbuch".
"Eine Wundertüte deutscher Poesie" stand über der Rezension von Peter Rühmkorf. Der "Conrady" wurde die Anthologie deutscher Dichtung, mehrmals aufgelegt und modernisiert, zuletzt als "Der Neue Conrady" im Jahr 2000. Das Geheimnis der Sammlung? Conrady schreibt der Lyrik nicht vor, wie sie sein soll, sie kommt in aller Fülle zur Sprache. Und blätternd lernen wir, sie (neu) zu lieben. Seit März 2007 gibt es "Lauter Lyrik" als klingende Liebesschule für Wörternarren täglich um 10.40 Uhr auf NDR Kultur.