Ambrosetti with strings

Stand: 03.11.2022 11:06 Uhr

Für ein Album wie "Nora", mit einem großen Streicherensemble braucht es einen guten Arrangeur - den hat Trompeter Franco Ambrosetti in dem zweifachen Grammy-Gewinner Alan Broadbent gefunden.

von Sarah Seidel

Natürlich sorgen Streicher bei Jazzaufnahmen gerne mal dafür, dass die Musik insgesamt flächiger wird, dass sie sich verlangsamt. Wenn Jazzsolisten auf orchestrale Strukturen treffen, dann ist da oft nicht so harte Kante wie allein mit Combo, dann wird’s im gedämpften Balladentempo gefühliger oder dramatischer.

Streicheralbum mit Stil

Tatsächlich können Streicher mit Stil dargeboten das ganz große Kino sein. Und dazu braucht es in jedem Fall den richtigen Arrangeur. Für "Nora", seinen neuesten Tonträger mit Streichorchester, hat der Schweizer Trompeter Franco Ambrosetti genau den richtigen Mann engagiert: Alan Broadbent, einst Pianist im legendären "Quartet West" von Bassist Charlie Haden, zweifacher Grammy-Gewinner und Arrangeur für Natalie Cole und Shirley Horn.

Broadbent übernahm die Aufgabe, acht von Franco Ambrosetti ausgewählte Stücke für ein 22-köpfiges Streicherensemble in die richtige Form zu bringen. Ambrosetti selbst greift für diese Aufnahmen erneut auf seine bewährte Rhythmus-Gruppe zurück, auf Musiker, die zur ersten Liga des amerikanischen Jazz gehören: Pianist Uri Caine, Bassist Scott Colley und Schlagzeuger Peter Erskine. Als Gast wieder mit dabei: Gitarrist John Scofield.

Pure Nostalgie

Ambrosettis Ton auf dem Flügelhorn trägt die Tradition der amerikanischen Jazz-Granden in sich, zuvorderst aber die Erinnerung an den 1991 verstorbenen Trompeter Miles Davis, dessen Spiel bekanntermaßen von Sparsamkeit geprägt war. In rauen Zeiten wie in den letzten Jahren ist es völlig legitim, von den "good old times" zu träumen, von einer schönen, wärmenden Vergangenheit. Das ist pure Nostalgie, das ist auch Romantik, aber auf dem höchsten Niveau.

Das neue Album von Franco Ambrosetti knüpft an Aufnahmen an, wie sie Charlie Parker und Clifford Brown in den 1950er Jahren gemacht haben. Sich in das weiche Klangbett der Violinen und Celli fallen zu lassen, kann für Musiker*innen wie Hörer*innen ein betörendes, sinnliches Erlebnis sein. Bei Franco Ambrosetti geht es um jeden Ton, um jeden Atemzug, um jedes tiefe Gefühl. Da ist große Liebe zu spüren - zum Leben, zur Musik und: zur Liebe.

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