"Misty - The Erroll Garner Story": Doku über den genialen Jazz-Musiker
Es gibt Musiker, die spielen sich in die Geschichtsbücher - und in die Herzen der Menschen. Der Jazz-Pianist Erroll Garner ist so ein Künstler. Doch wer war er wirklich? Die Doku "Misty - The Errol Garner Story" versucht, genau das zu zeigen.
Erroll Garner - der Mann, für den das Klavier erfunden wurde. Klein von Statur, aber ein Gigant an seinem Instrument. Mit einem Spielstil, der alles andere als konventionell war. Und genau das hat ihn so einzigartig gemacht.
Mit seinen federleichten Läufen, seinen fast tänzelnden Rhythmen und seinem untrüglichen Gespür für Melodie schuf Garner einen ganz eigenen Sound. Notenlesen konnte er nicht, alles spielte er nach Gehör. Dieses Geschenk machte Garner, der nie einen Lehrer hatte, zu einem musikalischen Freigeist, den Weggefährten in dieser Doku als "Genie" beschreiben. Doch genau das brachte auch Herausforderungen mit sich - vor allem für seine Bandkollegen: Es war schwer, mit ihm zu spielen, erzählt sein langjähriger Bassist, weil er einem nie gesagt hat, welchen Song er als nächstes spielen würde. Und auch die Tonart blieb sein Geheimnis.
Eine Jazz-Karriere voller Schweiß und Tränen
In vielen Konzertmitschnitten sehen wir den Mann mit dem rundlichen Gesicht und dem gepflegten, markanten Schnauzer mit geschlossenen Augen, wie er sich in der Musik verliert. Schweiß, der ihm über das Gesicht läuft, und manchmal, so erzählen es seine Mitmusiker, waren es auch Tränen.
In Interviews und Archivmaterial begegnen wir Menschen, die Garner prägten und von ihm geprägt wurden: seine Liebhaberinnen, seine Bandkollegen, seine weiße Managerin, deren Einfluss für Garners Karriere entscheidend war, und seine Tochter, die bis heute nach Antworten sucht. Auch erfahren wir die besondere Geschichte von Garners berühmtester Komposition "Misty", einem der größten Jazzklassiker aller Zeiten. Diese zauberhafte Jazz-Ballade schrieb Garner nicht am Klavier, sondern im Flugzeug, inspiriert von einem wunderschönen Regenbogen.
Garners Privatleben wird kaum beleuchtet
Doch über den Menschen Errol Garner erfahren wir nur wenig. Ja, witzig sei er gewesen, erzählen Zeitzeugen, und privat ein durchaus kommunikativer Typ. Was der Film des Schweizer Regisseurs Georges Gachot aber letztlich leider nicht schafft, ist, Garners Privatleben wirklich greifbar zu machen. Viele persönliche Aspekte werden nur angerissen, bleiben an der Oberfläche. Doch trotz dieser kleinen Schwäche bleibt die Doku ein faszinierendes Porträt eines Künstlers, der Grenzen sprengte - und uns mit seiner Musik bis heute berührt.
Misty - The Erroll Garner Story
- Genre:
- Dokumentation
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Schweiz, Frankreich, Deutschland
- Zusatzinfo:
- Mit Jim Doran, Kim Garner, Martha Glaser und anderen
- Regie:
- Georges Gachot
- Länge:
- 100 Minuten
- FSK:
- ohne Altersbeschränkung
- Kinostart:
- 23. Januar 2024