All That Queer Jazz
Es gab nie eine Bewegung queerer Menschen im Jazz. Wie begegneten Schwule, Lesben und Trans-Personen einer weiteren Ausgrenzung? Wurde das Private, freiwillig oder unfreiwillig, eben doch zur Kunst?
Der Jazz hat in seiner Geschichte viele Kämpfe vereinnahmt, viele Grenzen überschritten und Untiefen ausgelotet - der Kampf für die Rechte queerer Menschen war aber nicht dabei. Doch es gab sie. Immer gab es im Jazz schwule Männer, lesbische Frauen und Trans-Menschen. Manche machten ihre Vorlieben offen zum Thema, andere beließen es bei Andeutungen, viele zogen sich zurück angesichts einer Jazz-Welt, deren Stars in einer Kultur rassistischer Ausgrenzung allzuoft die Zuflucht in Macho-Klischees blieb.
Pianist Fred Hersch über Identität und Musik
Es gibt keinen "Queer Jazz" und es gab nie eine Bewegung, eine Selbstverständigung all jener queeren Menschen im Jazz: "Es gibt keine wirkliche Klammer, die mich mit irgendwelchen anderen schwulen Musikern verbindet", da ist sich etwa der Pianist Fred Hersch sicher, der seine Homosexualität in den 1990ern zu einem sehr politischen Thema machte. Weshalb es in dieser Reihe vor allem um die Frage geht, wie Schwule, Lesben und Trans-Personen im Jazz einer weiteren Ausgrenzung begegneten, wie das Private freiwillig oder unfreiwillig eben doch zu Kunst wurde.
Heute, da ist Fred Hersch sich sicher, spielt das alles keine Rolle mehr. Instrumentale Musik ist einfach instrumentale Musik, ganz egal wer sie spielt: "An diesem Punkt der Geschichte ist die eigene Identität ganz sicher kein Thema mehr. Vielleicht habe ich ja ein ganz klein wenig geholfen, dies zu ermöglichen".