Rap-Talks in Lüneburger Schule - Hip Hop im Unterricht
In Lüneburg beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit der Hip Hop-Kultur. Dabei sprechen sie direkt mit Rappern und Forschenden - über die Musik, aber vor allem über die gesellschaftlichen Konflikte im Hip Hop.
Das Setting am Johanneum ist ziemlich simpel - vier Sofas und ein paar Mikros. Die Themen aber, die haben es in sich: Geschlechterkonflikte, Generationenkonflikte und Fragen zu Armut und Reichtum. Organisiert hat diese Diskussionsrunde Martin Hammer, als Teil seines Seminarfachs zu Hip Hop und Gesellschaftskritik: "Ich dachte, so ein bisschen gelebte Erfahrung in der Schule ist ganz gut, dass man die Sachen nicht nur so abstrakt aus Büchern lernt, sondern von denen, die das machen und die da Expertise haben und dass Wissenschaft auch nicht so etwas Fremdes für die Schüler*innen ist."
Für die zweiten Rap Talks am Freitag waren die beiden Wissenschaftler Heidi Süß und Marc Dietrich ins Johanneum nach Lüneburg gekommen - und der Hannoveraner Rapper Spax. "Diese positiven Entwicklungen und Perspektiven, die ich durch Hip Hop bekommen habe, möchte ich heute wiederum weitergeben, nach dem Prinzip 'each one teach one'", erklärt der Rapper. "Ich werde was von mir erzählen und hoffe natürlich im Gegenzug von den Jugendlichen, die heute hier sind, auch viel Wissen mitzubekommen, denn so bleiben wir im Austausch."
Mehr als nur Hip Hop hören
Dass sie mit Menschen sprechen können, die praktisch und direkt mit dem Hip Hop zu tun haben, ist eine gute Sache, findet der Schüler Justus Ahlers. "Hip Hop ist ja generell sehr vielseitig, man sollte sich, wenn man sich interessiert, auf jeden Fall mehr damit beschäftigen als es nur zu hören", meint er. "Man sollte es ausprobieren und da finde ich es sehr cool, dass wir jemanden haben, der nicht nur daran geforscht hat, sondern es wirklich eins zu eins macht."
Die Runde auf den roten Sofas hat dann schnell die ganz großen Themen gefunden: Von der Frage nach dem Alter geht es zur Filterblasen-Problematik. "Each one teach one" passte zum Gespräch, das oft ein Austausch von Perspektiven war, beispielsweise als Heidi Süß und Marc Dietrich vom verbindenden Element des Musikjournalismus erzählen. Der habe auch dafür gesorgt, dass die verschiedenen Ecken der Musik irgendwie in Kontakt blieben.
Bildung als Schutzmauer gegen Rechtsextremismus
Sie fragen dann aber auch, wie die Schüler ihre Informationen zu Musik finden - nicht mehr in Magazinen war da die Antwort, sondern auch direkt bei Künstlern selbst auf Youtube oder Instagram. Eine Schülerfrage nach der Sicht der Forscher auf Rechtsextremismus im Rap drehte das Gespräch dann weiter - auch hier ging es um die andere Perspektive. Darüber reden, Bildung und Information, so das Fazit von Spax, also genau das, was sie hier machen, sei dabei wie eine kleine Schutzmauer.
Trotz der verschiedensten Generationen in der Runde gab es nicht viele Konflikte im Gespräch. "Es hat mich gefreut, dass unsere Differenzen nicht zu groß waren, was ich eigentlich erwartet hätte bei Menschen, die aus einer komplett anderen Rapgeneration als wir jetzt kommen", sagt Justus Ahlers hinterher. Sie würden mehr über die Musik nachdenken, sagen hinterher einige, auch Felix Rönnau. Er habe schon oft über Hip Hop diskutiert und sei eigentlich sehr überzeugt von seinem Bild von Hip Hop. "Durch deren Meinungen habe ich auf jeden Fall nochmal ein bisschen anders auf Hip Hop geguckt. Aber ich glaube, ich bleibe bei meiner Meinung." Die Zeit sei ein wenig zu kurz gewesen, sagt Spax hinterher, aber er ist sich sicher, etwas Konstruktives bewirkt zu haben.