Album der Woche: Kammermusik und Lieder von Luise Adolpha Le Beau
Luise Adolpha Le Beau war eine spannende Musikerin der Spätromantik, die das Le Beau Ensemble - benannt nach der Komponistin - wieder bekannt machen möchte. Gerade ist die erste CD eines mehrteiligen Aufnahmeprojektes erschienen.
Mehr als 60 Werke hat sie hinterlassen, davon allein 26 Liederzyklen: Luise Adolpha Le Beau komponierte viel für die Stimme, oft mit Klavierbegleitung, die sie selbst hervorragend beherrschte.
Sie war Klavierschülerin von Wilhelm Kalliwoda in Karlsruhe und Gesangsschülerin des bekannten Operntenors Anton Haizinger, als sie im Alter von 15 Jahren ihren Liederzyklus op. 4 komponierte - fünf Lieder ganz unterschiedlichen Ausdrucks. Erstaunlich reif sind diese Lieder, die Texte raffiniert in Töne übersetzt.
Ganz der Musik von Le Beau verschrieben
Luises Talent wurde schon früh von ihrem Vater erkannt, er unterrichtete sie am Klavier, außerdem lernte sie Geige. Luise erinnert sich später an ihre frühen Kindheitstage: "Ich fand zu jeder Melodie sehr leicht eine zweite Stimme, die ich dann sang, denn mein Organ war tief - auch beim Sprechen."
Auch auf diesem Album finden sich viele tief und vor allem dunkel klingende Lieder für Altstimme, gesungen von der wandelbaren Mezzosopranistin Nadia Steinhardt. Zusammen mit der Pianistin Henrike von Heimburg bildet Steinhardt seit langem ein Liedduo; über die Cellistin Trude Mészár kam der Kontakt zu den anderen beiden Streicherinnen zustande. Alle fünf haben an der Hochschule für Musik Saar studiert. Mit ihrem 2019 gegründeten Ensemble haben sich die fünf Musikerinnen ganz Le Beaus Musik verschrieben, führen ihre Werke mit anderen romantischen Kompositionen regelmäßig auf. Diese CD ist ein Aufschlag zu weiteren Einspielungen von Le Beaus Werken.
Viel Gespür für Feinheiten
Das Klavierquartett ist das letzte Werk, in dem sich Luise Adolpha Le Beau an der klassisch-romantischen Struktur orientiert, die ihr ihr damaliger Lehrer Josef Rheinberger vermittelte. Seit 1876 war sie bei ihm in die Lehre gegangen nach einem Empfehlungsschreiben von Hans von Bülow - der nicht unbedingt große Stücke auf komponierende Frauen hielt. Es spricht für ihr großes Talent.
Man spürt ein großes Drängen in vielen von Le Beaus Kompositionen und den Wunsch, durch neue harmonische Verbindungen noch größere Steigerung zu erreichen. Das Le Beau Ensemble spielt mit großer Detailfreude und Gespür für die Feinheiten, sodass die stilistischen Rückbezüge und ebenso die Raffinessen der Komponistin erkennbar werden.
Ein gelungener Projektauftakt
Eine schöne Klammer bildet dieses Quartett und die Lieder op. 11, die das Ensemble eigens vom schwedischen Komponisten Henrik Ajax für Klavierquartett und Mezzosopran hat arrangieren lassen. So hält sich das Instrumentale und das Vokale die Waage auf diesem tendenziell gesangslastigen Album. Dass Luise Adolphe Le Beau stilistisch nach neuen Wegen suchte, deuten die Stücke auf diesem Album schon an und auch der interessante Booklettext. Wir können gespannt sein auf Weiteres von Le Beau und vom Le Beau Ensemble. Dieses Album ist ein gelungener und anregender Auftakt!
Luise Adolpha Le Beau - Kammermusik und Lieder
- Zusatzinfo:
- Le Beau Ensemble
- Label:
- Oehms Classics
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Klassik
