Das Münchener Olympiastadion im Dunkeln mit Flammen auf der Bühne. © picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Das Münchener Olympiastadion im Dunkeln mit Flammen auf der Bühne. © picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Das Münchener Olympiastadion im Dunkeln mit Flammen auf der Bühne. © picture alliance/dpa | Sven Hoppe
AUDIO: Rammstein in München - So reagieren Fans auf die Vorwürfe (3 Min)

Rammstein nach Vorwürfen in München: War da was?

Stand: 12.06.2023 17:27 Uhr

Am Mittwochabend hat Rammstein in München das erste Konzert in Deutschland seit den Vorwürfen gegen Frontmann Till Lindemann gespielt. Die angekündigten "Safe Spaces" waren den Sicherheitskräften unbekannt.

von Susanne Lettenbauer

Riesige Feuerfontänen, den Himmel durchzuckende Lichtdome, grelle Schlaglichter zu epischen Metalriffs: Rammstein weiß, wie man den Adrenalinspiegel des Publikums nach oben jagt. Für die, die zum Auftakt gekommen waren, fühlte sich der Abend beinahe so an wie immer bei Rammstein: Musik, Feuer und eine Pyroshow der Superlative, für die die Band bekannt ist. Till Lindemann äußerte sich nicht zu den Vorwürfen, absolvierte seinen Auftritt wie gewohnt. Nur als er zum Schluss seinen Fans dankte, dass sie gekommen waren, ließ sich das dann doch im Kontext der Vorwürfe verstehen: "München, danke, dass ihr hier seid. Danke, dass ihr bei uns seid."

Vorwürfe gegen Lindemann

Das Münchner Konzert fand unter besonderen Vorzeichen statt - und unter besonderer Beobachtung. Mehrere Frauen werfen Rammstein und Till Lindemann vor, sie seien im Umfeld von Auftritten der Band durch Frontmann Till Lindemann sexuell bedrängt worden, einige auch zu gewaltvollem Sex mit Lindemann genötigt worden. Hinter den Erfahrungen der Betroffenen könnte ein regelrechtes System des Machtmissbrauchs stehen, das junge weibliche Fans zunächst mit Plätzen in der sogenannten "Row Zero" unmittelbar vor der Bühne lockt, sie dann auf eine Aftershowparty einlädt und schließlich Lindemann "zuführt".

Weitere Informationen
Christian „Flake“ Lorenz steht mit einem Keyboard in den Händen auf einer Bühne. © picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Vorwürfe gegen Rammstein: Worum geht's?

Mehrere Frauen haben Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann erhoben. Am Hamburger Landgericht hat er nun eine Niederlage erlitten. mehr

"Safe Space" ist Sicherheitskräften unbekannt

Der auf Druck der Münchner Stadtfraktion eingerichtete Safe Space für Fans, die sich unsicher fühlen, ist an diesem Abend nicht als solcher erkennbar und Ordnungs- und Sicherheitskräften des Olympiastadions unbekannt. Vor dem Konzert hatte das Management von Rammstein betont, als zweite Maßnahme auch ein sechsköpfiges Awareness-Team für mehr Sicherheit in die Arena zu schicken, auch sie sind nicht als solche erkennbar. Die umstrittene Row Zero als Teil der sogenannten Feuerzone blieb frei von Fans. Dafür stand in der Feuerzone umso mehr Publikum.

Proteste vor dem Konzert

Frauen protestieren mit Schildern gegen Rammstein © picture alliance/dpa | Sven Hoppe
Frauen protestieren mit Schildern gegen Rammstein

Vor Beginn des Konzerts hatte es vor dem Olympiastadion kleinere Proteste gegen den Auftritt der Band gegeben. "Till Täter" war auf einem Schild zu lesen, "Das System Einzelfall" hieß es auf einem Banner. Die Protestierenden riefen "Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall" und "Schämt euch, dass ihr zu diesem Vergewaltiger-Konzert geht". Vereinzelt kam es zu Wortgefechten mit Rammstein-Fans, eine größere Konfrontation blieb jedoch aus.

Fans verteidigen Rammstein

In großen Gruppen pilgerten die Fans am Mittwochabend zum ersten von vier Konzerten in München. 240.000 Tickets - alle vier Shows sind offiziell ausverkauft. Das Olympiastadion war zum Konzert am Mittwochabend gut gefüllt, einige Plätze blieben aber leer. Viele Tickets waren wurden auf Tickettauschbörsen im Internet angeboten.

Für die Fans, die da sind, scheint egal, welche Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann und seine fünf Musiker erhoben werden. "Wenn man hier eingeladen wird, dann weiß man, was auf einen zukommt: Drogen und Sex", sagt ein Konzertbesucher. "Wenn man dann sagt: 'Wir wurden total überrascht'. Das ist einfach an den Haaren herbeigezogen." Auch ein weiblicher Fan äußerte: "Was da geschieht, finde ich einfach nur lächerlich. Wenn ich da vorne als Frau stehe, weiß ich, warum ich da stehe."

Weitere Informationen
Shelby Lynn sitzt auf einem Sofa, hinter ihr an der Wand hängen gerahmte Fotos. © NDR

Sie löste den Rammstein-Skandal aus: Hausbesuch bei Shelby Lynn

Die Nordirin postete nach einem Konzertbesuch Vorwürfe gegen die Band Rammstein und Sänger Till Lindemann. mehr

Rammstein-Frontsänger Till Lindemann während Europatournee © picture alliance/dpa Foto: Jens Koch

Vorwürfe gegen Rammstein: Lindemann schaltet Anwälte ein

Gegen den Vorwurf, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein für Sex mit ihm mithilfe von K.-o.-Tropfen oder Alkohol betäubt worden, geht der Sänger nun juristisch vor. mehr

Rammstein-Frontsänger Till Lindemann bei einem Auftritt auf der Bühne. © dpa picture alliance Foto: Malte Krudewig
10 Min

Neue Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann

Mehrere Frauen sprachen gegenüber NDR und SZ von Machtmissbrauch - junge Frauen würden offenbar gezielt für Sex rekrutiert. 10 Min

Till Lindemann von Rammstein © NDR Foto: Marco Maas

Bundesfamilienministerin fordert mehr Schutz bei Rammstein-Konzerten

Die Stadt München ergreift Maßnahmen bei Rammstein Konzert, um die Sicherheit insbesondere von Frauen zu gewährleisten. mehr

Till Lindemann hebt die Arme zur Seite hoch. © picture alliance/dpa | Boris Roessler

Verlag beendet Zusammenarbeit mit Rammstein-Sänger Till Lindemann

Nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch die Zusammenarbeit mit dem Rammstein-Sänger beendet. mehr

Der Sänger der Band "Rammstein" bei einem Konzert in Odense in Dänemark am 2. Juni 2023. © picture alliance Foto: Sebastian Dammark

Rammstein: Zwischen Gewaltverherrlichung und DDR-Nostalgie

Rammstein gibt es seit fast 30 Jahren. Wer ist die Band, gegen die schwere Vorwürfe erhoben wurden? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 07.06.2023 | 07:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Rock und Pop

Till Lindemann von Rammstein © NDR Foto: Marco Maas

Bundesfamilienministerin fordert mehr Schutz bei Rammstein-Konzerten

Die Stadt München ergreift Maßnahmen bei Rammstein Konzert, um die Sicherheit insbesondere von Frauen zu gewährleisten. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Porträt von Philipp Schmid © NDR Foto: Sinje Hasheider

Philipps Playlist

Philipp Schmid kennt für jede Lebenslage die richtige Musik. Egal ob Pop, Klassik oder Jazz. Träumt Euch zusammen mit ihm aus dem Alltag! mehr

Peter Urban © NDR Foto: Andreas Rehmann

Urban Pop - Musiktalk mit Peter Urban

Spannende Stories, legendäre Konzerte, bewegende Begegnungen: Peter Urban hat viel erlebt und noch mehr zu erzählen. mehr

Mehr Kultur

Sänger Maxim von der Band The Prodigy während eines Auftritts in Kopenhagen 2023. © picture alliance / Gonzales Photo/Nikolaj Bransholm Foto: Gonzales Photo/Nikolaj Bransholm

Hurricane Festival: The Prodigy, Apache 207 und Sam Fender 2025 dabei

Die englische Elektro-Punk-Band The Prodigy und ein Who-is-Who der deutschen Pop- und HipHop-Szene haben sich für kommendes Jahr angekündigt. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?