Meret Becker mit kleinem Zahn und großem Zirkus in Hannover
Meret Becker ist als Schauspielerin in etlichen Kinofilmen und in der Fernsehserie "Babylon Berlin" bekannt. Die 54-Jährige ist aber Allroundkünstlerin: Am Mittwoch hat sie in Hannover mit ihrer Band The Tiny Teeth das Programm "Le Grand Ordinaire" präsentiert - einen zauberhaften Mix aus Kleinkunst und Konzert.
Bleich und in gleißendem Licht steht sie wie eine Schaufensterpuppe auf einer vollgestellten Bühne. Mit heller Stimme singt sie Chansons auf Englisch, Deutsch und Französisch. Meret Beckers Programm namens "Le Grand Ordinaire" ist eine Collage aus surrealen Bildern und Liedern, die von Sehnsucht handeln, vom Aufbruch und Ankommen in einer anderen Welt - in einer Zirkuswelt. "Zirkus ist etwas, an das sich immer alle erinnern, aber ich glaube, dass er nur im Kopf existiert, und das finde ich total spannend", sagte Meret Becker bereits vor der Pandemie über das Programm. "Ich habe Geschichten gesammelt und diese collagiert und ich hoffe, dass die Leute einen imaginären Zirkus sehen."
Nach einhelliger Meinung des Publikum ist ihr die Illusion gelungen: "Nicht nur im Kopf, auch in der Tat. Sie ist sehr akrobatisch. Ich fand es vollkommen verrückt, was sie mit ihrer Stimme gemacht hat", sagt eine Frau. "Es ist eine Schauspielerin, die mehr kann als nur schauspielern und lesen", ergänzt ein Mann.
Poesie, Akrobatik, kindlicher Humor: Meret Beckers Programm hat alles
Gemeinsam mit ihrer Band The Tiny Teeth bringt Becker verschiedenste musikalische Einflüsse zu Gehör: Da erklingen Schifferklavier, Glasharfe, Cello, Banjo, Leierkasten und singende Säge. Die Grimme-Preisträgerin öffnet eine Wundertüte aus Poesie und Humor, Varieté und Akrobatik, Chanson und Western. Zuweilen wirkt sie kindlich charmant, etwa wenn sie in eine riesige Muschel bläst oder "La Vie En Rose" gurgelt. "Dieses Gurgeln mit dem Wasser, das haben wir als Kinder immer gemacht", freut sich eine Zuschauerin nach dem Konzert. "Das war schon verrückt."
Mit Witz und Selbstironie schöpft die 54-jährige Künstlerin aus einem reichhaltigen Fundus aus Requisiten wie Zylinder, Spielzeugpistole und aufblasbarem Plastikmops, um sich dann wie eine Ballerina im hautfarbenen Trikot gekonnt in einem herabhängenden Zirkusring zu winden. Als Zugabe trinkt sie eine kleine Flasche Bier auf Ex - das sei in ihrer Familie eine Frage der Ehre, sagt sie, und erntet nach fast zwei Stunden verdienten Applaus für einen zauberhaften Mix aus Kleinkunst und Konzert.