Björn Ulvaeus: "Für Musiker ist KI ein großartiges Werkzeug"
Der Mitbegründer und Musiker der schwedischen Popband ABBA, Björn Ulvaeus, findet KI in der Musik sinnvoll. Nicht aber, dass Tech-Konzerne mittels KI ihre Datenbanken mit den Welthits unter anderem der schwedischen Band füttern, um so neue Hits zu schaffen.
Eins will Björn Ulvaeus gleich klarstellen: Er habe nichts gegen Künstliche Intelligenz. "Für Musiker ist KI ein großartiges Werkzeug. Es ist wie eine Erweiterung des menschlichen Geistes. Unsere Songs sind entstanden, weil wir andere, ganz unterschiedliche Musik gehört und verinnerlicht haben. Als wir geschrieben haben, kamen unsere eigenen Versionen dabei heraus. So ähnlich funktioniert es mit KI auch."
Trotzdem bringt die KI den ABBA-Star gerade auf die Palme. Vielmehr: die Tech-Konzerne dahinter. Weil die ihre Programme unter anderem mit den Welthits der schwedischen Band füttern, um sie zu trainieren. Das Ziel: geniale neue Songs, fast ohne menschliches Zutun. Oder: neue Versionen alter Hits - zum Beispiel "Dancing Queen von ABBA.
Urheber der Hits werden von Tech-Konzernen nicht um Erlaubis gefragt
Song-Generatoren nutzen für solche Kreationen sämtliche im Internet verfügbare Musik. Was Ulvaeus daran vor allem wurmt: dass die Urheber nicht um Erlaubnis gefragt werden. In einem offenen Brief kritisieren der Schwede und Tausende andere Künstler genau das. "Als Songschreiber stecke ich nicht nur Handwerk, sondern auch viele Gefühle, Traurigkeit, Glück, in alles, was ich tue. Wenn ein Tech-Unternehmen das nutzt, um Geld zu verdienen, will ich mitreden dürfen."
Noch gibt es aber wenige Gesetze, die verhindern, dass Hits wie "Waterloo" und "Dancing Queen" zu KI-Futter werden. Anna-Kaisa Kaila von der Königlich-Technischen Hochschule in Stockholm beschäftigt sich seit langem mit dem Umgang mit KI in der Kreativ-Branche. "Ob sich die Branche so weiterentwickeln kann wie bisher, wird vor Gericht entschieden werden. Das wird aber noch einige Jahre dauern."
Bis dahin sei die Entschädigung der Künstler eine der großen Fragen. "Es gibt noch keine funktionierenden Lizenzmodelle für KI-Musik, und das sorgt natürlich für viel Frust." Björn Ulvaeus, gewiefter Geschäftsmann, der er ist, hat schon eine Idee, wie eine gerechte Beteiligung aussehen könnte: "Ein Geschäftsmodell könnte sein, dass die Leute Abos kaufen wie etwa bei Spotify. Das Geld wird dann mit der Musikindustrie geteilt. Aber bevor das passiert, müssen die Tech-Unternehmen eine Lizenz beantragen. Wenn jemand da nicht mitmachen will, sollte er Nein sagen können."
Das sei ein Grund für den offenen Brief gewesen, den rund 13.500 Künstlerinnen und Künstler unterzeichnet haben. Manche fürchten um ihren Lebensunterhalt. Für den millionenschweren ABBA-Star dürfte das nicht die Hauptmotivation sein. Der Schwede hat sich die KI an anderer Stelle auch schon zunutze gemacht. In London geben Ulvaeus und Co. Konzerte, ohne selbst auf der Bühne zu stehen.
ABBA-Tare sind seit 2022 bei Show in London Avatare auf der Bühne
Anstelle der vier ABBA-Stars singen und tanzen dort Avatare. KI als eine Art, ABBA für immer weiterleben zu lassen? "Für mich war es eher eine Art wissenschaftliche Neugierde: Kriegen wir das hin, ist das überhaupt möglich? Es ging nie darum, unsterblich zu sein. Ich wollte einfach bei diesem spannenden Experiment dabei sein." Ja zur KI also. Solange die Künstler auch was davon haben, findet Björn Ulvaeus. Dafür will er sich weiter einsetzen.