"My House is on Fire": Lynch im Horst-Janssen-Museum Oldenburg
David Lynch ist bekannt durch seine Horrorfilme, aber er hat auch ein weniger bekanntes bildnerisches Werk. In seinen Druckgrafiken zeigen sich erstaunliche Parallelen zu Werken des Oldenburger Zeichners Horst Janssen.
Eine gezeichnete Theaterbühne, im Hintergrund eine Landschaft in Schwarz-Weiß mit Haus und Baum. Aus einer Sonne kriecht ein Wurm und fängt an zu tanzen in dem Kurzfilm "Fire" von David Lynch. Skurril, surreal und auch komisch entwickelt sich eine Szene mit einem brennenden Haus, schattenartigen, greifenden Händen und seltsamen Monstern.
Parallelen zwischen Lynch und Janssen
Der Film wird in der Ausstellung im Horst-Janssen-Museum gezeigt - und ist eines von rund 60 Exponaten in der Schau "My House is on Fire". Alice Gericke hat sie kuratiert. Sie ist selbst Zeichnerin und hat sich im Studium mit David Lynch beschäftigt. Jetzt ist sie Stipendiatin des Horst-Janssen-Museums und dadurch tiefer in das Werk von Horst Janssen eingestiegen. Dabei habe sie Parallelen zwischen Lynch und Janssen bemerkt. "Janssens frühe zeichnerische Handschrift sieht verdammt aus, wie die Sachen, die David Lynch manchmal malt oder zeichnet", sagt Gericke und auch thematisch ähnelten sich die Künstler. "Das fand ich sehr verrückt, weil sie sich ja nicht kannten."
Die Parallelen sind offensichtlich. Im Museum hängt beispielsweise eine Lithografie mit Weidenbäumen von Horst Janssen neben dem Bild einer sich entladenden Teslaspule von David Lynch. Beide Werke britzeln praktisch vor Elektrizität - mit ihrer ähnlichen Linienführung. Der Vergleich ist ein aufregendes Experiment, sagt die Museumsdirektorin Jutta Moster-Hoos: "Das 'Uncanny', das Unheimliche - alles was sich hinter der Oberfläche verbirgt. Das sind wirklich Themen für beide. Eine gewisse Vorliebe für Düsteres und Rätselhaftes kann man sicher auch beiden attestieren."
Blick unter die Oberfläche
Lynch und Janssen blicken auf ähnliche Weise in ihren Werken unter die Oberfläche der Dinge, sagt Gericke: "Mich faszinieren Zeichnungen, die sich nicht in der Beschreibung erschöpfen, sondern, die es in der kleinsten Einheit immer noch schaffen, Fragen zu stellen." Fragen im Sinne von Offenheiten, die transportiert werden, betont sie. "Ich finde es sehr frustrierend, wenn alles fertig erklärt wird in einer Zeichnung."
Sowohl die Bilder von Lynch, als auch die von Janssen geben Rätsel auf. In Stillleben von Janssen werden aus leblosen Gegenständen durch starke Schatten beunruhigende Fratzen. Bei Lynch entsteht ein Gesicht aus Flammen, oder vielleicht wird auch da eine Gestalt in die Luft gesprengt in dem Bild "My House is on Fire", nach dem die Ausstellung benannt ist.
Nur wenig von Lynch in deutschen Museen
Es war nicht leicht, die Bilder zu bekommen, sagt die Museumsdirektorin. Es gebe nur eine handvoll Lithografien von David Lynch in deutschen Museen. Deshalb hat das Museum direkt mit David Lynch Kontakt aufgenommen. "Ich habe mir vorgestellt, erst muss er mal vielleicht gucken und verstehen, wo ist Oldenburg und wer ist denn Horst Janssen", erzählt Moster-Hoos. Die Kuratorin habe dem Filmregisseur Bildpaare geschickt, die die Parallelen zwischen den Künstlern aufzeigen. "Das muss ihn überzeugt haben", freut sich die Museumsdirektorin.
Schließlich willigte David Lynch ein, dass Lithografien aus seiner Druckwerkstatt in Paris an das Oldenburger Museum ausgeliehen werden dürfen. Sehr zur Freude von Gericke, die von Lynchs Werken fasziniert ist. "Die Tatsache, dass ich jetzt eine Ausstellung mit seinen Arbeiten realisiere, ist komplett irreal", erklärt sie.
Inszenierung des Geheimnisvollen und Verborgenen
Ganz real lassen sich jetzt in Oldenburg Lithografien von Horst Janssen und David Lynch vergleichen. Dabei lohnt sich der Blick auf die formalen Dinge: Linienführung, Licht und Schatten, Inszenierung des Geheimnisvollen und Verborgenen. Wer sich fürs Zeichnen interessiert oder für Horrorfilme ist in dieser Ausstellung auf jeden Fall am richtigen Ort.
"My House is on Fire": Lynch im Horst-Janssen-Museum Oldenburg
Der Filmregisseur David Lynch kommt von der Malerei und da zeigen sich erstaunliche Parallelen zu Werken von Horst Janssen.
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- Ausstellung
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- Ende:
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Horst-Janssen-Museum Oldenburg
Am Stadtmuseum 4-8
26121 Oldenburg - Telefon:
- 0441 235-2885
- Besonderheit:
- Geschlossen an folgenden Tagen: Karfreitag, 1. Mai, 24., 25. und 31. Dezember.
- Hinweis:
- Der Eintritt ist frei - aufgrund der Einschränkungen durch die Baustelle des Stadtmuseums. Geöffnet sind Ebene 1 mit der Dauerausstellung und Ebene 2 mit einer Sonderausstellung. Ebene 3 ist zurzeit geschlossen.