"Hexenwahn": Ausstellung im Schlossmuseum Wolfenbüttel zu erleben
Die Sonderausstellung "Hexenwahn - Glaube.Macht.Angst" im Wolfenbütteler Schlossmuseum gibt Einblicke in eine Lebenswelt, in der Anfeindungen und Verbrennungen von Frauen allgegenwärtig waren.
25.000 Menschen wurden so ermordet, erst die Aufklärung brachte ein Ende. Die Ausstellung bietet eine Reise durch die dunkelsten Kapitel der Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit: Mystisch in Szene gesetzt zeigt das Schlossmuseum unter anderem ein Richtschwert, einen Hexenstuhl und Folterinstrumente.
Hexenverfolgung in der Frühnen Neuzeit
Direktorin Sandra Donner beschreibt furchtbare Methoden: "Eine Hexe musste zur Verurteilung gestehen. Dieses Geständnis wurde eben auch unter Zwang erpresst und so nutzte man auch diese Folterinstrumente. Es durfte kein Blut fließen, das war die Voraussetzung. Das heißt aber, Quetschungen oder auch Brüche wurden in Kauf genommen."
Für die Ausstellung hat sie extra originale Fingerschrauben ins Schloss nach Wolfenbüttel geholt. Sie stammen ursprünglich aus Rinteln - ein Scharfrichter nutzte sie dort im 17. Jahrhundert regelmäßig für seine Hexenprozesse. Die Hand wurde damit so lange gequetscht, bis die Schmerzen unerträglich waren. Dass es brutal zuging, zeigt auch das Regelwerk aus jener Zeit, das Buch der "Hexenhammer", erklärt Donner: "Es ist ein sehr frauenfeindliches Buch. Es wurde kurz vor 1500 fertiggestellt und war wirklich die Grundlage für die ganzen Hexenprozesse und Hexenjagden, die wir dann in der frühen Neuzeit auch hier in Norddeutschland erlebt haben."
Exponate für Hexenverfolgung in Ausstellung "Hexenwahn" in Wolfenbüttel
Das Buch ist eines von 70 eindrucksvollen Exponaten im Schlossmuseum - mit frauenfeindlichen Zitaten gespickt wie diesem: "Die Hexenkunst des Teufels wirkt, dass die Hexe unempfindlich gegen jede Schmerzen gemacht wird, dass sie sich eher gliederweise zerreißen lässt, bevor sie die Wahrheit gestehen würde." Jede Frau konnte damals als Hexe angeschuldigt werden - reine Willkür, selten traf sie auch Männer. Es war eine Zeit voller Wirren: Die Reformation, der Dreißigjährige Krieg, Wetterschwankungen und Zukunftsängste. Die Menschen suchten sich einen Sündenbock - die Hexen.
Das heutige Bild ist weit entfernt von der Hexe als Sündenbock, erklärt Museumspädagogin Stella Gilfert: "In den Kinderbüchern ist das eher eine positive Figur. Wir haben Harry Potter, Bibi Blocksberg. Figuren, die sehr positiv besetzt sind, stehen für Unangepasstheit, für Selbstständigkeit und eben dafür, für sich einzustehen." Anders damals: Wer als Hexe galt, wurde gefoltert und hingerichtet. Insgesamt 25.000 Menschen wurden so ermordet und erst die Aufklärung brachte ein Ende.
Hetzkampagnen im Netz erinnern an Hexenjagden der Neuzeit
Sandra Donner denkt aber auch über die Gegenwart nach: "Diese Ausstellung zeigt, dass sich der Hexenwahn nur so entwickeln konnte, weil die Gesellschaft mitgemacht hat, es war wirklich eine Denunziationsgesellschaft. Davor sind wir auch in der Gegenwart nicht gefeit".
Heute seien es nicht mehr die Scheiterhaufen, die loderten, so Donner. "Aber wenn man sich manche Hetzkampagnen im Netz ansieht, dann fühlt man sich wirklich auch an die Hexenjagden der Neuzeit erinnert." Die Hexenverfolgung hierzulande ist Geschichte - aber Hass und Hetze existieren nach wie vor. Das will die Ausstellung deutlich machen.
"Hexenwahn": Ausstellung im Schlossmuseum Wolfenbüttel zu erleben
Die Sonderausstellung im Schlossmuseum gibt Einblicke in eine Lebenswelt voller Ängste und Wirren, in der die Menschen einen Sündenbock suchten: die Hexen.
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- Ausstellung
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Schloss Museum Wolfenbüttel
Schloßplatz 13
38304 Wolfenbüttel