Güstrow: Modernisierung von Barlachs Atelierhaus
Seine letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod 1938 verbrachte Ernst Barlach nahe dem Heidberg am Ufer des Inselsees bei Güstrow. Das Wohn- und Atelierhaus wurde zwischen 1930 und 1931 gebaut. Seit 1978 ist das Gebäude öffentlich zugänglich. Jetzt wird der Großteil der Räume modernisiert.
"Ernst Barlach - 1870 bis 1938 - Leben und Werk." Dieser kurze Text ist im Eingangsraum des Atelierhauses zu lesen. Uwe Tscheuscher hat die Schrift per Siebdruckverfahren gemeinsam mit seinen Mitarbeitern an die Wand gebracht. "Es gibt im Grunde genommen zwei Möglichkeiten, diese Texte oder Grafiken an die Wand zu bringen. Einmal mit Wörter-Buchstaben oder eben im Siebdruck. Bei den Buchstaben ist es so, dass vielleicht noch mal einer von einem Besucher oder von einem Kind abgekratzt werden kann. Beim Siebdruck können Sie nichts abkratzen. Das ist Farbe auf Farbe."
Kunstsiebdruck in Barlachs Atelierhaus
Uwe Tscheuscher kommt aus der Nähe von Halle und hat sich mit seiner Firma auf Kunstsiebdruck spezialisiert. In Barlachs ehemaligem Atelierhaus sind an einigen Wänden die Texte bereits fertig, in anderen Räumen sind erste Entwürfe zu lesen und dann wiederum stehen auch die Siebe auf dem Fußboden, die an einfache Bilderrahmen erinnern: "Das ist quasi ein Aluminiumrahmen, der mit einer Gaze bespannt ist. Man hat einen Rakel, darauf kommt die Farbe und dann rakelt man die Farbe durch." Wenn alles fertig ist, werden rund 35 Textblöcke, zum Teil mehrfarbig, an den zahlreichen Wänden angebracht sein.
Toller Fund in Barlachs Küche
Die bislang letzte Sanierung der Räume war Anfang der 1990er Jahre und mit der umfangreichen Modernisierungsarbeiten wird den Besuchern künftig eine größere Ausstellungsfläche präsentiert werden. Darauf freut sich die Geschäftsführerin der Ernst-Barlach-Stiftung in Güstrow, Magdalena Schulz-Ohm: "Wir machen jetzt nicht mehr nur die Atelierräume Barlachs für die Besucher zugänglich, sondern auch die Räume, die in den letzten Jahrzehnten als Büros genutzt worden sind. Das heißt, man kann das gesamte Erdgeschoss des Hauses viel besser verstehen und erfassen." Neu werde auch sein, dass man in den Räumen auf die Geschichte des Hauses eingehe. Dass man zum Beispiel erfährt, wo die Küche von Ernst Barlach war. "Das erkennt man zum Beispiel am Terrazzo-Fußboden. Es gibt einen kleinen Mauerrest, der mal die Speisekammer gewesen ist." Und gerade in der ehemaligen Küche gab es eine besondere Überraschung: "Da die Räume jetzt über 30 Jahre auch als Büroräume genutzt wurden, waren mehrere Teppichschichten übereinander. Als wir die entfernt haben, haben wir uns sehr gefreut, dass der Terrazzo darunter erhalten war. Von dem wusste niemand."
Ernst Barlach Ausstellung: Weniger ist mehr
In den Räumen mit neugestalteten Vitrinen und Sockel für die Exponate aus Holz, Bronze und Gips sollen die Besucher künftig das Werk Ernst Barlachs, so Magdalena Schulz-Ohm, nach dem Motto: "Weniger ist mehr" betrachten können: "Was man sehen wird, sind Werke aus dem Frühwerk Barlachs, die man so gar nicht erwarten würde. Darauf freuen wir uns besonders. Das heißt, wir haben zum Beispiel Keramiken und Gefäße aus dem Frühwerk Ernst Barlachs, die wir hier zeigen können." Die neue Dauerausstellung ist thematisch nach verschiedenen Schaffensabschnitten Barlachs sortiert.
Für Uwe Tscheuscher und seine Mitarbeiter ist die Arbeit derzeit in Güstrow keine alltägliche: "Ich mache es sehr gerne, muss ich sagen, weil es eine herausfordernde und eine sehr schöne Arbeit ist. Ich bin mit Barlach groß geworden, also bei uns war das noch Unterrichtsstoff. Darum ist es schon toll, dass man mal ins Atelierhaus von Barlach kommt und hier drucken kann." Wie seine Drucke an den Wänden wirken, davon können sich alle Interessierten in gut sieben Wochen in Barlachs ehemaligem Atelierhaus selbst überzeugen.