Das Gemälde "Stralsund" aus dem Jahr 1986 von Hermann Lindner © Hermann Lindner, / Reprografie: Mathias Lindner Foto: Mathias Lindner
Das Gemälde "Stralsund" aus dem Jahr 1986 von Hermann Lindner © Hermann Lindner, / Reprografie: Mathias Lindner Foto: Mathias Lindner
Das Gemälde "Stralsund" aus dem Jahr 1986 von Hermann Lindner © Hermann Lindner, / Reprografie: Mathias Lindner Foto: Mathias Lindner
AUDIO: Ausstellung mit Werken von Hermann Lindner in Stralsund (4 Min)

Maler Hermann Lindner in Stralsund: Still, aber mit ungeheurer Kraft

Stand: 11.07.2024 18:20 Uhr

Hermann Lindner gilt als einer der bedeutendsten Maler Stralsunds, als einzigartig in der DDR. Stets bewahrte er seine Unabhängigkeit. Nun erinnert die Schau "Bildfindungen" in Stralsund an den Maler, der am 11. Juli 90 Jahre alt geworden wäre.

von Juliane Voigt

Mehr als 40 Menschen passen gar nicht rein in die Räume der Hanse-Galerie. Also stehen noch viele Besucher im Rathausgang. Und obwohl Hermann Lindner schon mehr als 20 Jahre tot ist: Freunde, Familie und Stralsunder Kunstinteressierte sind hier noch einmal für ihn zusammen gekommen. Andreas Lindner am Cello und dessen Sohn Fabian an der Geige, Lindners nächste Künstler-Generationen.

Ein nachdenklich blickender Mann schaut nach oben - Hermann Lindner © Christine Lindner
"Er hatte ein großes Selbstbewusstsein", sagt der Kunsthistoriker Mathias Lindner über seinen Vater, den Maler Hermann Lindner (Foto).

"Bildfindungen" heißt die Ausstellung mit Gemälden und Aquarellen von Hermann Lindner, geboren am 11. Juli 1934 in Leipzig. Zu sehen sind oft Farbflächen, bei denen Landschaften oder Menschen manchmal gerade noch erkennbar sind. Aber in auffällig kräftigen Farben. Zusammengestellt hat die Schau der Kunsthistoriker Mathias Lindner. Als Sohn hat er einen engen Bezug zu dem Werk des Vaters - und dessen Leben.

Kunststudium in Stuttgart abgebrochen

Studiert hatte Hermann Lindner 1954 in Stuttgart bei Hermann Henninger, einem Schüler von Oskar Kokoschka. Allerdings musste er das Studium abbrechen, weil er den Malerbetrieb des Vaters übernehmen sollte. 1961 scheiterte ein Fluchtversuch in den Westen. Nach zwei Jahren Haft kam er zurück. Stralsund wurde fortan der stabile Rahmen für seinen künstlerischen Werdegang.

Das Gemälde "Boddenlandschaft" aus dem Jahr 1986 von Hermann Lindner © Hermann Lindner, / Reprografie: Mathias Lindner Foto: Mathias Lindner
Das Gemälde "Boddenlandschaft" stammt von 1978: Es ist ein Aquarell.

"Er hatte glücklicherweise ein großes Selbstbewusstsein", erzählt sein Sohn, der Kunsthistoriker Mathias Lindner. Sein Vater habe damals gewusst, dass die Lehren an den Schulen in Leipzig, Dresden und Berlin nicht das vermittelten, wo Kunst hin musste. "Das war konservativ und ideologisch." Viele Künstler hätten damit zu ringen gehabt, weil sie wussten, dass sie unfrei waren.

Unabhängigkeit machte ihn zum Außenseiter

1964 gelang Hermann Lindner die Aufnahme in den Verband bildender Künstler. Zugleich restaurierte er im Auftrag der Kirche Figuren und Altäre, darunter die großen Altarbilder aus dem Bad Doberaner Münster. So konnte er sein Künstlertum finanzieren und das malen, was er wollte - ohne Zensur, aber auch ohne Ausstellungen.

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Sein Vater sei für diese Unabhängigkeit bewundert worden, erzählt Mathias Lindner. Sie habe ihn aber auch zu einem Außenseiter gemacht. Und doch habe er immer großes Glück gehabt, weil da viele Sympathisanten gewesen seien.

Menschen, die ihn als diesen außergewöhnlichen Künstler erkannt haben. Knapp 20 Bilder sind zum Beispiel in Beständen Deutscher Botschaften auf der ganzen Welt - Ankäufe eines Mäzens in den 1980er-Jahren, der die Bilder in den Westen verkaufte. Oder die Galeristin Christine Beyer, die zum 90. Geburtstag Hermann Lindner noch einmal in der Hanse-Galerie zeigt.

"Wir waren ein Super-Team"

"Das ist mir ja fast eine Verpflichtung", sagt die langjährige Lebensgefährtin von Hermann Lindner. Für sie gehört er zu den interessantesten Künstlern der Stadt Stralsund. "Uns verbanden viele Jahre und Projekte. Wir waren ein Super-Team, ich die Galeristin, er der große Meister." Für sie ist es auch wichtig, dass man sich erinnert und "die Alten nicht vergisst".

Zehn Jahre war Beyer Lindners Lebensgefährtin. Sie haben nach 1990 viele Reisen unternommen. Durch Europa in alle wichtigen Museen. Nach einer Herztransplantation lebte er nur noch zwei Jahre und starb im Jahr 2000.

Eine Kunst, wie ihr Schöpfer: Still und voller Sensibilität

"Er war ein stiller Mensch", erinnert sich Christine Beyer. Und so seien auch seine Bilder: nicht unbedingt laut und spektakulär, aber von ungeheurer Kraft. "Die haben eine Sensiblität, die in diesen zauberhaften Aquarellen in dieser Ausstellung sehr schön zu sehen sind." Für sie ist Lindner ein Vertreter der klassischen Moderne, der Gegenwart, ein Meister. "Es wäre wichtig für die Nachwelt, dass er in die Museen kommt." Vielleicht ist die Schau in ihrer Galerie ein Anfang.

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Maler Hermann Lindner in Stralsund: Still, aber mit ungeheurer Kraft

Am 11. Juli wäre Lindner 90 Jahre alt geworden. Die Galerie seiner Lebensgefährtin in Stralsund zeigt Gemälde und Aquarelle des unbeirrten Künstlers.

Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Hanse-Galerie im Rathaus
Alter Markt
18439 Stralsund
Öffnungszeiten:
Mo-So 11 bis 18 Uhr
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 11.07.2024 | 19:23 Uhr

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