Bad Doberaner Münster: Wirtschaftsgebäude unter der Lupe
Das Doberaner Münster wird gern auch als Perle der Backsteingotik bezeichnet. Das größte nichtkirchliche Bauwerk im ehemaligen Kloster Doberan ist das Wirtschaftsgebäude. Ein Buch stellt nun die jahrhundertealte Geschichte vor.
Martin Heider ist Kustos, also ein wissenschaftlicher Sachbearbeiter, des Doberaner Münsters und hat in zahlreichen Archiven geforscht, um die Geschichte dieser Wirtschaftsgebäude aufzuschreiben. "Spätestens um 1300 muss es erbaut worden sein", sagt Heider. "Es ist also zeitgleich zum Münster entstanden, sowie auch das Kornhaus und die Klostermauer - also eine unglaubliche Bauaktivität in einer kurzen Zeit, wo Million Steine hier gebrannt und verbaut wurden."
Zur damaligen Zeit war das Kloster nicht zuletzt ein großer Wirtschaftsstandort, erzählt Heider: "Das Kloster, das konnte ich jetzt durch die Akten nachweisen, hatte insgesamt 30 Mühlen und davon zwei in Doberan: einmal hier das sogenannte Wirtschaftsgebäude mit Mühle und dann noch die Neue Mühle außerhalb der Klosteranlage. Das zeigt auch die Wirtschaftskraft dieses Klosters mit so viel Mühlen, mit Ländereien bis in die Altmark und bis nach Pommern. Man hatte Anteile an den Salzpfannen in Lüneburg - so eine Art Aktiengeschäft würden wir heute sagen. Es war ein sehr wirtschaftsstarkes Kloster, das reichste in Mecklenburg überhaupt."
Doberaner Wirtschaftsgebäude: Von der Hofbäckerei zur Werksküche
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Wirtschaftsgebäude als Backhaus und Kornspeicher genutzt. Unter Herzog Karl Leopold zu Mecklenburg-Schwerin war es im 18. Jahrhundert Hofbäckerei und Hofbrennerei und im 20. Jahrhundert dann Molkerei, Brauhaus und Werksküche in der DDR.
Elf Jahre lang, zwischen 1795 bis 1806, gab es in dem Gebäude sogar eine kulturelle Nutzung, "als Doberan 1793 Sommerresidenz wurde, bis das Schauspielhaus am Kamp errichtet wurde", erklärt der Autor des Buches. Für diese Jahre war das Wirtschaftsgebäude eben auch Schauspielhaus. Heute gibt es das Gebäude aber nicht mehr - dort steht jetzt das Gymnasium.
Sanierung als Perspektive für Nutzung
Am 8. März 1979 stand das Wirtschaftsgebäude in Flammen - Fotos dazu finden sich auch in dem Buch wieder. Überhaupt hat Martin Heider neben vielen historischen Fakten auch zahlreiche Zeichnungen und Abbildungen zusammengetragen: "Das Buch hat über 300 Seiten und davon hundert Seiten Bildteil. Da sind viele Ansichten, die bisher überhaupt nicht veröffentlicht sind. Zum Beispiel eine Ansicht, ein Kupferstich von der Südwestseite, die das Gebäude 1825 zeigt. Und dieser Kupferstich liegt in Berlin in den Staatlichen Museen Preußischer Kunstbesitz und ist eine ganz wichtige Ergänzung und zeigt uns vieles eben zu diesem historischen Gebäude."
Seit einiger Zeit wird die Ruine gesichert, in diesem Jahr soll auch ein Dach wieder auf das rund 50 Meter lange Gebäude kommen. Wie es nach der Sanierung genutzt werden kann, dafür gibt es Überlegungen: "So ganz abschließend liegt ein Nutzungskonzept noch nicht vor. Aber es ist vorgesehen, einen großen Veranstaltungsraum in der jetzt offenen Ruine herzustellen. Vielleicht auch Gastronomie im Mühlentrakt, Ausstellungsräume, Beherbergung ist auch ein Stichwort. Aber es müsste eben einen Investor geben, der dort auch einsteigt und Interesse zeigt, das Ganze auch zu betreiben. Die Stadt Bad Doberan wird es aus finanziellen Gründen nicht allein schaffen."
Egal wie die Zukunft des Doberaner Wirtschaftsgebäudes ausschaut, über die Vergangenheit kann sich inzwischen jeder selbst ein Bild machen mit dem umfangreichen Buch des Kustos des Doberaner Münsters, Martin Heider.
Das Doberaner Wirtschaftsgebäude in den zeitgenössischen Quellen
- Seitenzahl:
- 344 Seiten
- Genre:
- Geschichte
- Preis:
- 37,00 €