Hamburger Hauptbahnhof: Kulturhäuser beklagen Drogen- und Alkoholkonsum
Die Bücherhallen und das Museum für Kunst und Gewerbe sind angesichts der Situation vor ihren Haustüren besorgt. Können ein Waffenverbot und erhöhte Polizeipräsenz die Lage am Hamburger Bahnhof verbessern?
Über dem Museum für Kunst und Gewerbe, dem MKG, scheint die Sonne. Direkt daneben ein kleiner Park mit Wiese und schattenspendenden Bäumen. Nur Pause will da keiner machen. Wenn man zehn Minuten wartet, sieht man hintereinander folgendes: Ein Mann pinkelt gegen einen Baum; eine Frau setzt sich einen Schuss; die Polizei kommt und nimmt die Personalien von zwei angetrunkenen Männern auf. Trotzdem kommen Besucher ins Museum. Einige fühlen sich schon ein bisschen bedrängt. Ein Besucher findet: "Ich glaube, das ist kein Hamburger Problem. Das ist andernorts das Gleiche."
Stadt plant Waffenverbot und erhöhte Polizeipräsenz
Die Stadt will verstärkt Maßnahmen ergreifen, um das Sicherheitsgefühl am Hauptbahnhof und so automatisch auch am gegenüberliegenden MKG zu erhöhen, etwa durch ein Waffenverbot und erhöhte Polizeipräsenz. Alexander Stockinger, der Geschäftsführer des Museums, erlebt die Situation am Haus jeden Tag: "Die Situation ist auch für das Museum für Kunst und Gewerbe eine Belastung und beschäftigt uns natürlich intensiv. Wir begrüßen es daher sehr, dass jetzt verschiedentlich Maßnahmen ergriffen werden, die die Situation verbessern sollen. Wir sind mit allen zuständigen Playern in kontinuierlichem und kollegialem Austausch. Wir sehen, dass hier Bewegung drin ist, das ist positiv."
Man würde auch selber immer wieder von sich aus das Gespräch mit den Behörden suchen. Inhaltlich habe es verschiedene Ausstellungen in den vergangenen Jahren gegeben, die sich mit Verwahrlosung im öffentlichen Raum befassen. Grundsätzlich sei es aber so: "Die Lösungen für das, was im Umfeld passiert, müssen von sozialpolitischer Seite sein, auch ordnungspolitischer Art. Das können wir als Museum nicht auflösen", so Stockinger. "Wir als Museum können das benennen und als gesellschaftlicher Ort, wo eine Diskussion stattfindet, auch inhaltliche Impulse geben."
"Wir sehen ganz viel Elend auf der Straße"
Ein paar Meter weiter sind die Bücherhallen im Hühnerposten. Hier ist es wesentlich aufgeräumter, als vor dem MKG. Ein Mann ist auf einer Bank mit seinem Bier in der Hand eingeschlafen. Trotzdem nehme man die Situation am Hauptbahnhof natürlich wahr: "Wenn wir morgens zur Arbeit gehen, dann spüren wir das natürlich auch", sagt Frauke Untiedt, die Chefin der Bücherhallen. "Das sieht gar nicht schön aus und wir sehen ganz viel Elend auf der Straße. Aber in der Bibliothek spüren wir es nicht."
Das stimmt, drinnen sieht es gemütlich aus, viele Menschen stecken ihre Nasen in Bücher. Und dennoch kennt hier jeder, den man anspricht, das Problem: "Ich gehe hier nicht gerne lang, ich wohne in der Nähe, für mich ist das Gewohnheit", sagt eine Besucherin. Eine andere findet: "Es gibt zu wenig Angebote für Obdachlose, dafür, dass sie versorgt werden. Wir haben keine richtige medizinische Versorgung für Obdachlose."
Bücherhallen beklagen auch andere Probleme
Mehr Hilfe fände auch Bücherhallen-Chefin Untiedt gut. Generell hat sie aber andere Probleme, die ihrem Haus Sorgen machen: "Wir haben viele Kinder, die uns aufsuchen, und wir haben eine vierspurige Straße, die man überwinden muss, um zu uns zu kommen. Und alles, was da für Entspannung sorgt, ist mindestens genauso wichtig für die Menschen, die uns aufsuchen, wie eine Entspannung am Hauptbahnhof."
In den kommenden Jahren wird es massive Umbauarbeiten am Hauptbahnhof geben. Die Verkehrslage wird nicht einfacher. Und ob Waffenverbot und mehr Polizei wirklich gegen die Situation, insbesondere am MKG helfen, darf ebenfalls bezweifelt werden.