Kommentar: Sicherheit am Hamburger Hauptbahnhof ein Muss

Stand: 22.07.2023 08:40 Uhr

Für den Hamburger Hauptbahnhof soll ab Oktober ein Waffenverbot gelten und die Polizei zeigt mehr Präsenz im und rund um den Hauptbahnhof. Reichen diese Maßnahme aus? Wichtig ist, dass sich Menschen am Hauptbahnhof sicher fühlen können, meint Ole Wutke in seinem Kommentar.

von Oliver Wutke

Vor zwei, drei Jahren war der Hamburger Hauptbahnhof fast ein beschaulicher Ort. Es war der Höhepunkt der Pandemie, viele sind zu Hause geblieben oder nicht in Busse und Bahnen gestiegen. Inzwischen ist das Leben wieder da, in allen Facetten.

Am Bahnhof drängen sich mehr Pendler denn je. Es gibt dort wieder mehr Verbrechen, vom Taschendiebstahl bis hin zur Körperverletzung. Und das Elend der Großstadt zeigt sich auf den Bahnhofsplätzen. Obdachlose, Betrunkene, Drogenkranke, Verwirrte, Bettelnde und Pöbler - sie alle sind am zentralsten Ort Hamburgs so präsent wie seit Jahren nicht.

Ab Oktober gilt ein Waffenverbot am Hauptbahnhof

Ist der Hauptbahnhof also ein Moloch wie in den späten 1990er-Jahren? Damals war er der größte offene Drogenmarkt des Nordens mit Prostitution und Beschaffungskriminalität. Nein, soweit ist es nicht. Und ich sehe einen großen Unterschied: Heute werden die Probleme klar benannt und es wird gehandelt. Es gibt mehr sichtbare Polizeipräsenz. Wer die Ordnung stört, wird aktiv angesprochen, aber auch auf Hilfe hingewiesen. Ab Oktober gilt ein Waffenverbot und es wird mehr videoüberwacht. Ob das alles zur rechten Zeit kommt, oder viel zu spät, darüber kann man streiten. Die Opposition tut ihre Arbeit und legt den Finger in diese Wunde. Auch das ist gut so.

Alle müssen sich am Hauptbahnhof sicher bewegen können

Am Ende zählt das Ergebnis: Alle müssen sich am Hauptbahnhof sicher und mit einem guten Gefühl bewegen können. Die Weichen dafür sind gestellt, aber es bleiben noch Fragen offen. Was tun mit einer Drogenszene, in der Crack eine immer größere Rolle spielt? Reichen hier die Hilfsangebote mit dem zentral gelegenen Drob Inn? Und was ist mit psychisch auffälligen Menschen? Das sind nicht nur Drogenkonsumierende - hier gibt es bisher gar keine Lösung.

Mit Ausbau nicht zu lange warten

Und dann ist da noch der Bahnhof selbst. Mehr als eine halbe Million Menschen quetschen sich täglich da durch. Zum Teil durch Gänge und Tunnel, die den Charme einer Tropfsteinhöhle haben, inklusive Uringeruch. Es wäre höchste Zeit, beim lang geplanten Ausbau nicht auf den ganz großen Wurf in vielen, vielen Jahren zu warten. Denn hier geht es nicht nur um eine rein technische Kapazitätsfrage. Es geht darum, dass Hunderttausende Tag für Tag sicher und bequem aus-, ein- und umsteigen können.

Weitere Informationen
Bundespolizisten stehen am Hauptbahnhof. © dpa/Daniel Bockwoldt

Hamburger Hauptbahnhof: Dauerhaftes Waffenverbot kommt

Der Bahnhof und das Gebiet darum werden laut Innensenator Grote ab dem 1. Oktober zur ständigen Waffenverbotszone. Die Opposition sieht die Pläne kritisch (21.07.2023). mehr

Bundespolizisten und -polizistinnen stehen am Hamburger Hauptbahnhof. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Kriminelle Taten am Hamburger Hauptbahnhof nehmen zu

An dem Bahnhof kommt es nicht nur zu mehr Körperverletzungen. Auch die Zahl der Diebstähle ist zuletzt angestiegen. mehr

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Sommerinterview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal. © Screenshot

Sommerinterview: Tschentscher verspricht mehr Sicherheit am Hauptbahnhof

Hamburgs Bürgermeister spricht im Interview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal auch über die Kriminalitätsentwicklung und steigende Umfragewerte für die AfD (11.07.2023). mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 22.07.2023 | 08:40 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Klimaschutz

Flugverkehr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Der Flugzeugträger "Queen Elizabeth" der britischen Marine läuft in den Hamburger Hafen ein. © picture alliance / dpa Foto: Marcus Brandt

HMS "Queen Elizabeth": Britischer Flugzeugträger im Hamburger Hafen

Die HMS "Queen Elizabeth" hat die Hansestadt wegen Sturmböen auf der Nordsee mit Verspätung erreicht. Das Schiff liegt in Steinwerder. mehr