Kommentar: Sicherheit am Hamburger Hauptbahnhof ein Muss
Für den Hamburger Hauptbahnhof soll ab Oktober ein Waffenverbot gelten und die Polizei zeigt mehr Präsenz im und rund um den Hauptbahnhof. Reichen diese Maßnahme aus? Wichtig ist, dass sich Menschen am Hauptbahnhof sicher fühlen können, meint Ole Wutke in seinem Kommentar.
Vor zwei, drei Jahren war der Hamburger Hauptbahnhof fast ein beschaulicher Ort. Es war der Höhepunkt der Pandemie, viele sind zu Hause geblieben oder nicht in Busse und Bahnen gestiegen. Inzwischen ist das Leben wieder da, in allen Facetten.
Am Bahnhof drängen sich mehr Pendler denn je. Es gibt dort wieder mehr Verbrechen, vom Taschendiebstahl bis hin zur Körperverletzung. Und das Elend der Großstadt zeigt sich auf den Bahnhofsplätzen. Obdachlose, Betrunkene, Drogenkranke, Verwirrte, Bettelnde und Pöbler - sie alle sind am zentralsten Ort Hamburgs so präsent wie seit Jahren nicht.
Ab Oktober gilt ein Waffenverbot am Hauptbahnhof
Ist der Hauptbahnhof also ein Moloch wie in den späten 1990er-Jahren? Damals war er der größte offene Drogenmarkt des Nordens mit Prostitution und Beschaffungskriminalität. Nein, soweit ist es nicht. Und ich sehe einen großen Unterschied: Heute werden die Probleme klar benannt und es wird gehandelt. Es gibt mehr sichtbare Polizeipräsenz. Wer die Ordnung stört, wird aktiv angesprochen, aber auch auf Hilfe hingewiesen. Ab Oktober gilt ein Waffenverbot und es wird mehr videoüberwacht. Ob das alles zur rechten Zeit kommt, oder viel zu spät, darüber kann man streiten. Die Opposition tut ihre Arbeit und legt den Finger in diese Wunde. Auch das ist gut so.
Alle müssen sich am Hauptbahnhof sicher bewegen können
Am Ende zählt das Ergebnis: Alle müssen sich am Hauptbahnhof sicher und mit einem guten Gefühl bewegen können. Die Weichen dafür sind gestellt, aber es bleiben noch Fragen offen. Was tun mit einer Drogenszene, in der Crack eine immer größere Rolle spielt? Reichen hier die Hilfsangebote mit dem zentral gelegenen Drob Inn? Und was ist mit psychisch auffälligen Menschen? Das sind nicht nur Drogenkonsumierende - hier gibt es bisher gar keine Lösung.
Mit Ausbau nicht zu lange warten
Und dann ist da noch der Bahnhof selbst. Mehr als eine halbe Million Menschen quetschen sich täglich da durch. Zum Teil durch Gänge und Tunnel, die den Charme einer Tropfsteinhöhle haben, inklusive Uringeruch. Es wäre höchste Zeit, beim lang geplanten Ausbau nicht auf den ganz großen Wurf in vielen, vielen Jahren zu warten. Denn hier geht es nicht nur um eine rein technische Kapazitätsfrage. Es geht darum, dass Hunderttausende Tag für Tag sicher und bequem aus-, ein- und umsteigen können.