Sozialarbeiter kritisieren Pläne für Hamburger Hauptbahnhof
Sauberer, sicherer und schöner soll er werden, der Hamburger Hauptbahnhof. Darin sind sich wohl die meisten einig. Aber das darf nicht auf Kosten der sozial Schwächsten passieren, heißt es jetzt aus Sozialarbeitskreisen.
Das Sicherheitskonzept des Hamburger Senats sei eher ein Verdrängungskonzept, sagt Tanja Adriany von der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen. Süchtige und Obdachlose würden aus dem öffentlichen Raum immer mehr ins Abseits vertrieben. Ohne die soziale Kontrolle sei die Gefahr der Verelendung dann noch größer, meint Adriany.
Kritik am Waffenverbot am Hauptbahnhof
Auch Christine Tügel von der Drogenberatungsstelle "Drob Inn" findet, alle Akteure und Akteurinnen müssten ganz genau im Auge behalten, ob mit den Maßnahmen wirklich erreicht werde, was erreicht werden soll - nämlich, dass sich alle am Hauptbahnhof wohler und sicherer fühlen. Besonders die Kontrollen zum geplanten Waffenverbot bereiten ihr Sorgen. Viele Drogensüchtige hätten kleine Messer als Werkzeug dabei - das habe nichts mit Bewaffnung zu tun, die das "Drob Inn" auch klar ablehnt. Bekämen sie dafür Strafen oder Platzverbote, würden sie irgendwann nicht mehr kommen - und die Anbindung zur Beratungsstelle falle damit weg. Da sei Augenmaß bei der Umsetzung gefragt, so Tügel.
Dauerhaftes Waffenverbot kommt im Oktober
Am vergangenen Donnerstag hatte Innensenator Andy Grote (SPD) angekündigt, dass das Gebiet rund um den Hauptbahnhof ab dem 1. Oktober dauerhaft zur Waffenverbotszone werden soll. Das soll den Bahnhof selbst, die Tunnelanlagen, den ZOB, den Hachmannplatz, den Heidi-Kabel-Platz und auch den August-Bebel-Park mit der Drogenberatungsstelle "Drob Inn" beinhalten. Dort sind dann unter anderem Schusswaffen und alle ähnlichen Gegenstände, Messer ab einer Klingenlänge von vier Zentimetern, sogenannte Totschläger und Schlagringe verboten. Außerdem soll auch die Videoüberwachung ausgebaut werden. Der Senat hat auch angekündigt, die sozialen Hilfen auszuweiten - Maßnahmen dazu bleiben bisher aber vage.
Hauptbahnhof gilt als Brennpunkt der Kriminalität
Der Hamburger Hauptbahnhof gilt mit mehr als einer halben Million Menschen täglich als der zweitmeistfrequentierte Bahnhof Europas nach dem Gare du Nord in Paris - und als Brennpunkt der Kriminalität. Laut Bundespolizei wurden dort allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 145 Körperverletzungen, 31 gefährliche Körperverletzungen und 18 gefährliche Körperverletzungen mit gefährlichen Gegenständen gezählt.
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