Drogenverkauf und -konsum: Die Lage an ZOB und Hauptbahnhof
Rund um den Zentralen Busbahnhof (ZOB) - gleich nebenan vom Hauptbahnhof - gibt es eine offene Drogenszene. Vor allem für Reisende, aber auch für Ladenbesitzer und -besitzerinnen ist die Situation schwierig.
Direkt auf dem Vorplatz des ZOB, dort wo täglich viele Menschen lang müssen, wird offensichtlich gedealt und werden Drogen konsumiert. Einige Reisende erzählen dem NDR Hamburg Journal, dass sie sich unwohl fühlen, weil dort Menschen auf der Straße rumsitzen oder auch liegen. Andere berichten, sie hätten regelrecht Angst oder sie seien froh, wenn sie weg seien.
Diebstahl in Kiosk und Imbiss sind an der Tagesordnung
Wer am ZOB jedoch einen Laden betreibt, muss fast täglich herkommen. Mehdi Atashrokh hat seit ein paar Jahren einen Kiosk am ZOB, die Situation werde immer schlimmer, sagt er. Sein Kiosk werde immer öfter zum kostenlosen Selbstbedienungsladen, oft würden Getränke oder ähnliches einfach geklaut. Die Polizei zu rufen lohne nicht, so Atashrokh, die Diebe seien viel zu schnell verschwunden. Der Imbissbesitzer nebenan berichtet von ähnlichen Erlebnissen, seinen Gästen werde zum Teil das Essen weggenommen. Bei einigen entsteht der Eindruck, die Drogenszene habe sich ausgeweitet.
Vorplatz vor dem "Drob Inn" wird umgebaut
Lisa Duvinage ist die Leiterin der Drogenberatungsstelle "Drob Inn", sie sagt, die Szene habe sich in den Park verlagert, weil der Vorplatz gerade umgebaut werde. "Die Leute sind nicht unversorgt, wenn sie sich hier aufhalten. Sie sind nicht im luftleeren Raum und werden sich selbst überlassen", so Duvinage. Vielmehr würden den Menschen Unterstützung, Beratung und auch Medizin angeboten.
Sozialarbeiter fürchten Verdrängung der Schwächsten
So positiv die meisten Menschen die Pläne des Hamburger Senats, den Bereich rund um Hauptbahnhof und ZOB sauberer, sicherer und schöner zu machen, auch bewerten - viele Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen blicken dem Ganzen mit Sorge entgegen. Das Sicherheitskonzept sei ein Verdrängungskonzept, sagt Tanja Adriany von der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen. Süchtige und Obdachlose würden aus dem öffentlichen Raum immer mehr ins Abseits vertrieben. Ohne die soziale Kontrolle sei die Gefahr der Verelendung dann noch größer, meint Adriany.
Kritik am Waffenverbot am Hauptbahnhof
Auch Christine Tügel vom "Drob Inn" findet, alle Akteure und Akteurinnen müssten ganz genau im Auge behalten, ob mit den Maßnahmen wirklich erreicht werde, was erreicht werden soll - nämlich, dass sich alle am Hauptbahnhof wohler und sicherer fühlen. Besonders die Kontrollen zum geplanten Waffenverbot bereiten ihr Sorgen. Viele Drogensüchtige hätten kleine Messer als Werkzeug dabei - das habe nichts mit Bewaffnung zu tun, die das "Drob Inn" auch klar ablehnt. Bekämen sie dafür Strafen oder Platzverbote, würden sie irgendwann nicht mehr kommen - und die Anbindung zur Beratungsstelle falle damit weg. Da sei Augenmaß bei der Umsetzung gefragt, so Tügel.
Dauerhaftes Waffenverbot kommt im Oktober
Am vergangenen Donnerstag hatte Innensenator Andy Grote (SPD) angekündigt, dass das Gebiet rund um den Hauptbahnhof ab dem 1. Oktober dauerhaft zur Waffenverbotszone werden soll. Das soll den Bahnhof selbst, die Tunnelanlagen, den ZOB, den Hachmannplatz, den Heidi-Kabel-Platz und auch den August-Bebel-Park mit der Drogenberatungsstelle "Drob Inn" beinhalten. Dort sind dann unter anderem Schusswaffen und alle ähnlichen Gegenstände, Messer ab einer Klingenlänge von vier Zentimetern, sogenannte Totschläger und Schlagringe verboten. Außerdem soll auch die Videoüberwachung ausgebaut werden. Der Senat hat auch angekündigt, die sozialen Hilfen auszuweiten - Maßnahmen dazu bleiben bisher aber vage.
Hauptbahnhof gilt als Brennpunkt der Kriminalität
Der Hamburger Hauptbahnhof gilt mit mehr als einer halben Million Menschen täglich als der zweitmeistfrequentierte Bahnhof Europas nach dem Gare du Nord in Paris - und als Brennpunkt der Kriminalität. Laut Bundespolizei wurden dort allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 145 Körperverletzungen, 31 gefährliche Körperverletzungen und 18 gefährliche Körperverletzungen mit gefährlichen Gegenständen gezählt.