Kultur-Highlights im Norden zur EM: Kunst trifft auf Fußball
Ob auf der Opernbühne, als Karikatur oder im Zombiefilm: Viele Kulturschaffende und Veranstalter*innen in Norddeutschland setzen sich zur EURO 2024 kreativ mit dem Lieblingssport der Deutschen auseinander.
Zombie-Apokalypse im Fußballstadion: Der Rasen brennt, in der Umkleidekabine hängt Rauch in der Luft, Blut trieft von den Gesichtern einiger Fußballspieler. Die französische Horrorkomödie "Goal of the Dead - Elf Zombies müsst ihr sein" von 2014, ist einer der Filme, den das Kommunale Kino Hannover während der EURO 2024 zeigt.
Kommunales Kino Hannover zeigt Fußball-Filme
Wiebke Thomsen, die das Programm kuratiert hat, erklärt: "Wir zeigen zum Beispiel Filme, die die Fankultur in England oder im Ruhrpott präsentieren. Es gibt auch Kurzfilme direkt von der Berlinale, die mit jungen Augen auf Nachwuchs-Fußballerinnen in Deutschland gucken. Der Episodenfilm 'Verzeihung, sehen Sie Fußball?' wurde in der DDR gedreht. Er spielt in einem Berliner Häuserblock, wo man während einer WM unterschiedliche Facetten der Gesellschaft sieht."
Hamburg: "Fußballoper" im Opernloft
Fußballfans zum klassischen Operngesang lockt hingegen die "Fußballoper" im Opernloft in Hamburg-Altona. Im Foyer stehen Kickertische. Die Sitzplätze befinden sich nicht auf den Rängen, sondern in Ost- und Westkurve und statt in Anzug und Stöckelschuhen laufen die Zuschauer hier in Trainingstrikot und Turnschuhen auf. Verbindendes Element zwischen Oper und Fußball, sagt Regisseurin Inken Rahardt: beides ist emotional. Außerdem: "Operngesang ist ein sehr körperlicher Akt. Da muss man, genau wie beim Fußball, richtig fit sein."
Fußball im Nationalsozialismus: Ausstellung in Hamburg
Es geht auch um kritische Fußball-Themen bei den Kulturangeboten zur EURO 2024 in Norddeutschland. Das Auswanderermuseum BallinStadt auf der Veddel in Hamburg zeigt die Sonderausstellung "Fußball & Migration". In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gibt es einen Themenrundgang zu Fußball im Konzentrationslager. Außerdem wird am Geschichtsort Stadthaus und dem Mahnmal St. Nikolai die Austellung "Hamburger Fußball im Nationalsozialismus" gezeigt.
Hannover: Ausstellung "Anpfiff" thematisiert auch Depressionen
Die Ausstellung "Anpfiff" im Wilhelm Busch Museum in Hannover zeigt neben Fußball-Karikaturen auch ein Trikot von Robert Enke, der schwer unter Depressionen litt und Suizid beging. Dazu Direktorin Eva Jandl-Jörg: "Was ist mit der mentalen Gesundheit? Wie geht man im Sport damit um? Darf man das noch sagen, wenn es einem schlecht geht? Wir wollen das nach außen tragen und Mut machen, dass diese Themen öffentlich besprochen werden."
Fußball-Musik-Theater für Kinder im Theater Vorpommern
Auch im Fußballmuseum in Dortmund spielt Norddeutschland während der Euro 2024 eine Rolle. In der Sonderausstellung unter dem Titel "In Motion - Art & Football" sind dort Bilder des Malers Michael Zabe aus Malente zu sehen. Fußball-Musik-Theater für die Kleinsten gibt es hingegen ab Ende Juni vom Theater Vorpommern in Stralsund. Auf dem Programm steht "Die Fabel von Filemon Faltenreich oder Die Fußballweltmeisterschaft der Fliegen", für die Michael Ende den Text geschrieben hat.
Fußball und Kultur - ob auf Film- oder Maler-Leinwand, in der Karikatur oder im Theater: Die beiden Sphären können sich gegenseitig inspirieren, sagt Hannovers Kulturdezernentin Eva Bender: "Ich glaube, der Fußball braucht nicht unbedingt die Kultur und die Kultur braucht auch nicht unbedingt den Fußball. Aber immer dann, wenn zwei unterschiedliche Szenen aufeinander treffen, entsteht was Neues."