Künftige SPK-Präsidentin Ackermann: "Strahlkraft steigern"
Marion Ackermann wird im kommenden Jahr Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. In ihrem neuen Amt möchte sie die Wirtschaft mehr in die Pflicht nehmen und die internationale Strahlkraft der SPK steigern.
Am Montag hat der Stiftungsrat bekanntgegeben, dass Marion Ackermann ab Juni 2025 Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wird. Sie folgt auf Hermann Parzinger, der altersbedingt sein Amt abgibt. Die Kunsthistorikerin leitet derzeit die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden. Zu ihren drängendsten Aufgaben in Berlin gehören Bauprojekte wie das Pergamonmuseum, aber auch der bereits eingeleitete Reformprozess der Stiftung.
Frau Ackermann, welches werden die wichtigsten Aufgaben und Ziele Ihrer Präsidentschaft sein?
Marion Ackermann: Für Berlin ist extrem wichtig, dass dieser Reformprozess schnell vorangetrieben und beendet wird. Denn dieses 'Sich im Übergangsprozess befinden' kann sich sehr lähmend auswirken, auch auf die Mitarbeiterschaft. Von daher brauchen wir Tempo und eine Erweiterung der Ressourcen, vor allem finanziell, wo ich versuchen werde mitzuhelfen. Als nächstes fände ich es extrem wichtig, dass die internationale Strahlkraft der SPK gesteigert wird, weil es erstaunlich ist, wie wenig Berlin präsent ist in Gremien und in Konferenzen - vielleicht in den einzelnen Einrichtungen, aber nicht als Gesamtes. Ich finde es schade, dass sich diese tolle gewachsene Konstruktion, die von Bund und Ländern finanziert wird, kaum auswirkt. Wo ist eigentlich das tolle föderale System Deutschlands, was eine solche Vielfalt der Kultur hervorbringt, auch in Berlin präsent? Ich habe betont, dass ich selbst von der Kunst herkomme, dass ich wichtig finde, auch immer mit den Mitteln der Kunst zu denken, nicht aus der Bürokratie und Verwaltung heraus.
Wir hatten am Montag ihren Buch-Herausgeberkollegen Jörg Bong im Interview. Der hat davon geschwärmt, dass Sie für Ihre Überzeugungen kämpfen und nicht nur managen. Ist es nicht auch ein Amt, in dem per se viel gemanagt werden muss?
Marion Ackermann: Ganz sicher. Ich würde das aber nicht als zwei Gegensätze gegenüberstellen - das Kreative und Kuratieren gegenüber dem Managen - , sondern nach meiner Erfahrung gibt es da ganz viel Überschneidung. Das Managen kann auch extrem kreativ sein. Ich nenne mal ein Beispiel. In meiner Stuttgarter Zeit habe ich mit dem Künstler Christian Jankowski einen Tausch gemacht, wir haben Berufsrollen der Mitarbeitenden getauscht. Jeder hat mal für drei Monate eine andere Rolle gespielt. Das hat unheimlich gut getan. Da überschneidet sich beides.
Sie haben den Reformprozess schon angesprochen. Wurde da in den vergangenen Jahren viel verpasst, oder schauen Sie eher nach vorn?
Marion Ackermann: Grundsätzlich schaue ich eher nach vorn, das entspricht meinem Naturell - ich bin ein sehr positiv denkender Mensch. Ich bin beeindruckt von dem, was in diesem Reformprozess - übrigens auch partizipativ unter Beteiligung von vielen Mitarbeitenden - schon allein im letzten Jahr geleistet worden ist. Gestern ist im Stiftungsrat wieder vorgestellt worden, an welchem Punkt man jetzt ist. Es gibt ein hervorragendes Leitbild, eine Vision für 2030. Wir verbinden die Menschen, Räume und Zeiten miteinander und sechs Wirkungsfelder. Es ist eine gute Startrampe, um die nächsten Schritte zu vollziehen.
Es gibt immer wieder auch sehr schwierige Debatten über den Umgang mit der Kolonialzeit, mit Raubkunst. Wie gut können Sie mit Kritik umgehen?
Marion Ackermann: Früher hätte ich gesagt: sehr gut. Ich bin eigentlich so geprägt durch meine Münchner Zeit. Mein wunderbarer Chef damals, Helmut Friedel hat mir zu meinem Start in die erste Führungsposition in Stuttgart mitgegeben: Wenn du nach einem Jahr keine Feinde hast, dann hast du etwas falsch gemacht. Der wollte mich darauf vorbereiten, dass es nicht nur um Harmonie geht, dass man es aushalten muss, dass auch andere Meinungen da sind. Aber ich muss sagen, die Zeit in Sachsen ist eine unheimliche Herausforderung und man ist permanent im Diskussionsmodus.
Bis zu Ihrem Amtsantritt im Juni 2025 dauert es noch etwas. Ist es gut oder nicht so gut, dass man sich fast ein ganzes Jahr auf diese Aufgabe vorbereitet?
Marion Ackermann: Sehr gut. Natürlich habe ich auch für die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden noch viel vor: Caspar David Friedrich, die Eröffnung eines neuen Museums mit der Puppentheatersammlung kuratiert von Rimini Protokoll, ein großer Überblick über polnische Gegenwartskunst und vieles mehr. Natürlich auch die Vorbereitung des nächsten Jahres, soweit das noch in meiner Verantwortung steht. Ich bekomme das große Geschenk, dass ich mir eine Art Übergang erlauben kann, wo ich erstmal deep listening machen kann, tiefes Zuhören, was bei der Komplexität des Vorhabens die Grundlage von allem ist.
Wissen Sie schon, was das erste Konkrete sein wird, was Sie im neuen Amt tun werden?
Marion Ackermann: Ich werde von Beginn an versuchen, die Ressourcen breiter aufzustellen. Ich werde unbedingt die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen, mich mit den CEOs treffen, möchte bei den Ländern für eine stärkere Präsenz in Berlin werben. Was kann der Mehrwert für die Künstler sein? Ich finde, Berlin ist einfach eine wunderbare, vibrierende, internationale Kunststadt mit einem inzwischen sehr diversen Publikum. Das ist oft im Innern der Einrichtungen der SPK nicht richtig spürbar. Hier für eine Durchdringung zu sorgen, die Netzwerke, auch die internationalen Netzwerke, zu aktivieren, das steht alles im Einklang.
Das Interview führte NDR Kultur-Moderator Philipp Schmid.