Kreativ oder unrealistisch: Mango wirbt mit KI-Models
Für perfekte Bilder von schönen Körpern müssen heute nicht unbedingt perfekte Models gecastet werden. Die Modekette Mango kreierte die Bilder für die neue Kollektion mit KI. Eine beeindruckende und auch beängstigende Entwicklung.
Das italienische Label Modelabel Etro hatte schon für die Frühjahrskampagne auf KI-generierte Bilder gesetzt und mit einer Digitalkünstlerin zusammengearbeitet. Marken wie Balmain und Prada haben mit digitalen Models experimentiert. Und nun nutzt auch die spanische Modekette Mango für ihre neue Kollektion "Sunset Dream" ausschließlich computergenerierte Models, auf deren digitale Körper die Kleidung projiziert wurde. Mit erstaunlichen Ergebnissen.
"Ja, leider, leider täuschend echt. Das ist für mich etwas erschreckend", sagt eine Frau in einer Straßenumfrage. "In der Werbung tauchen alle möglichen Sachen auf, die nicht echt sind, warum nicht?", widerspricht ein Mann. Eine andere Frau findest das Bild zwar schön, "aber es werden auch falsche Ideale ausgestrahlt oder damit vermittelt", sagt sie.
Unrealistische Körperbilder durch perfekte Avatare
Genau das ist die Frage: Welche Körperbilder werden durch diese perfekten, oft unrealistisch schönen Avatare transportiert? Gibt es einen neuen Druck, in der Realität genauso "perfekt" zu sein wie die digitalen Models? Das Modehaus Mango sieht die Entwicklung positiv: "Künstliche Intelligenz ist eine technologische Revolution, die großartige Möglichkeiten bietet und als Co-Pilot fungieren sollte, um die Fähigkeiten unserer Mitarbeiter zu erweitern und unsere Kreativität weiter zu steigern."
Nachhaltige Produktion durch KI?
Fakt ist: Durch computergenerierte Models sparen die Modekonzerne Geld. Die Models können jederzeit und ohne geografische Beschränkungen eingesetzt werden. Es gibt keine langen Anreisen, keine aufwendigen Produktionen. Gleichzeitig werden dadurch aber viele Jobs vakant: Models, Fotografen, Visagisten. Die kreative Freiheit könnte durch den Einsatz von KI größer werden, eventuell diverser.
Und auch in punkto Nachhaltigkeit könnte es positive Effekte geben, vermutet der Branchenkenner Joachim Schirrmacher bei "Brisant" im Ersten. Er beschreibt eine Zukunftsvision: "Wir können ja Mode digital entwerfen, digital im Onlineshop zeigen und erst dann, wenn die Leute sie haben wollen, produzieren. Damit würden wir sehr viel Überproduktion vermeiden. Es wird sich eigentlich alles verändern."
Shoppen mit digitalem Zwilling
Es wäre durchaus denkbar, dass sich Kunden in Zukunft ihren eigenen Avatar erstellen und personalisierte Kleidung an ihrem digitalen Zwilling ausprobieren, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Doch so faszinierend diese neuen Technologien auch sind, sie führen zu weiteren Fragen, z.B. nach der Authentizität. Mode lebt von Emotionen, vom Charisma und der Ausstrahlung der Models. Können KI-generierte Avatare dieselbe Wirkung erzielen? Viele Modeexperten glauben, dass die menschliche Komponente nicht komplett ersetzt werden kann - zumindest nicht auf emotionaler Ebene.
Mehr Informationen bekommen Sie hier in der Sendung "Brisant" in der ARD Mediathek.