Rachel Portmann © Thomas Niedermueller/Getty Images for ZFF

Komponistin Rachel Portman: Ohne sie klänge Hollywood anders

Stand: 27.03.2023 11:39 Uhr

Ihre Filmmelodien kennen viele, doch kaum einer kennt die Frau dahinter: die Komponistin Rachel Portman. Sie war die erste Frau, die einen Oscar für die beste Filmmusik bekam, für Jane Austens "Emma" im Jahr 1997. Es folgten zwei weitere Oscar-Nominierungen für "Gottes Werk und Teufels Beitrag" sowie "Chocolat".

von Katharina Ricard

"Einige Klaviere singen, wenn du spielst. Sie klingen wunderschön - warm. Und geben dir so viel zurück. Allein ihr Klang fasziniert mich!", sagt Rachel Portman. Ohne sie, die aus dem Örtchen Haslemere in Großbritannien stammt, klänge Hollywood ganz anders. "Du hast es als Filmkomponistin in der Hand, wie eine Szene wirkt. Du kannst sie spannend machen oder angsteinflößend. Traurig oder fröhlich. Für mich ist die Kombination am spannendsten. Wenn eine Komposition beides ausdrückt: Glück und Tragik", so Portman. "Ich bin nicht so zu haben für Horror und Action. Mich interessieren Gefühle, menschliche Schicksale. Ich drücke durch Musik menschliches Drama aus."

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1996 lieferte sie die Musik zum Hollywood-Film "Emma" mit Gwyneth Paltrow. Dies ist eine ihrer Lieblingsszenen: Zwei Frauen sitzen im Garten und sticken. "In dieser Szene ist der Dialog sehr gestelzt. Es gibt lange Pausen. Und meine Musik macht genau dasselbe. Dem Regisseur war es extrem wichtig, dass die Musik auch diese Pausen macht. Deshalb war er unglaublich genau. Er sagte so etwas wie: Den nächsten Musikeinsatz nicht vor diesem kleinen Punkt hier!"

Rachel Portman: Erste Komponistin, die einen Oscar gewann

Ihre Musik zu "Emma" ließ sie den Satz hören, den sie nicht zu träumen gewagt hätte: "'Du hast einen Platz am Gang und vor Dir einen Kameramann sitzen, auf dem Boden, der Dich die ganze Zeit filmt. Bei der Person, die gewinnen wird, bleibt er sitzen und filmt weiter. Bei den anderen steht der auf und geht weg.' Der Kameramann vor mir ging nicht. Und ich dachte: Du meine Güte!!! Und dann geschah alles in Zeitlupe", erinnert sich Portman.

"Ich musste aufstehen, mich erstmal sammeln. Und dann diesen scheinbar endlos langen Weg hinauf zur Bühne laufen. Debbie Reynolds war gefühlt meilenweit entfernt." Nie zuvor gewann eine Frau in der Kategorie "Beste Filmmusik". "Ja, das war ungewöhnlich", sagt Portman: "Und wunderbar. Und sicherlich hat es meiner Karriere sehr geholfen."

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Für den Film "Chocolat" war sie 2001 erneut für den Oscar nominiert. Eine Szene kurz vor Ende des Films zeigt ihre präzise Artt zu arbeiten besonders. "In dieser Szene ist das Geräusch des Windes zu hören, die Stimme von Juliette Binoche und das, worüber sie spricht. Das unterstützt die Musik: den Nordwind."

Wenn man Filmmusik schreibt, müsse man auf das Timbre der Stimme achten, auf ihren Klang, rät Portman: "Wo setzt die Stimme ein? Wann geht sie wieder raus? Du kannst mit der Musik mehr erreichen, wenn die Stimme nicht zu hören ist. Du willst nicht, dass sie konkurrieren."

Rachel Portman: "Es ist immer noch so in den Köpfen: Männer schreiben Filmmusik"

In knapp 40 Jahren hat Rachel Portman für mehr als 100 Filme Musik geschrieben. "Manchmal ist es sehr schwer, herauszufinden, wie die Musik sein sollte. Und es ist dann ja auch nur meine ganz persönliche Interpretation", sagt sie. Noch immer ist sie eine von ganz wenigen Filmkomponistinnen in Hollywood. "Ich bin erstaunt, wie langsam diese Entwicklung voranschreitet. Es ist immer noch so in den Köpfen: Männer schreiben Filmmusik. Deshalb ist es für mich wichtig, mit Komponistinnen zu sprechen. Und sie zu ermutigen!"

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur - Das Journal | 27.03.2023 | 22:45 Uhr

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