Oscar-Gewinner Volker Bertelmann: "Das ist sehr bewegend"
Volker Bertelmann ist frischgebackener Oscar-Preisträger: Am Sonntag wurde der Komponist, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Hauschka, für die beste Filmmusik zu "Im Westen nichts Neues" ausgezeichnet. Im Interview erzählt er, wie er die Zeit bei den Oscars erlebt hat.
Herzlichen Glückwunsch aus Norddeutschland, lieber Volker Bertelmann.
Volker Bertelmann: Vielen Dank!
Was sind das für Stunden, die hinter Dir liegen? Wie könntest Du das zusammenfassen?
Bertelmann: Das sind Stunden, die man erst mal nicht wirklich wahrnehmen kann, weil sie etwas unreal wirken im ersten Moment. Aber sie sind auf jeden Fall sehr schön, weil man sofort merkt, dass Menschen sich mit einem freuen und man ganz viel Feedback bekommt. Wenn man so einen Preis gewinnt, freuen sich sehr viele Menschen mit mir. Das ist eigentlich nicht zu beschreiben.
Was war das überraschendste Feedback, das Du bekommen hast?
Bertelmann: Was einfach überraschend war, war die Menge an Feedback - nicht nur am Telefon, sondern auch, wenn man auf die Straße geht. Wenn man den Preis gewinnt, könnte man ihn sofort in eine Tüte packen, aber man hat keine Tüten dabei. Man hat die Statue in der Hand, man geht dann durch die Straße zu seinem Wagen, und alle Leute rufen einem zu. Das sind Leute, die einen nicht kennen, und das ist sehr bewegend.
Die erkennen Dich ja nicht zwangsläufig als Filmkomponist und durch diese Statue werden die Menschen neugierig auf die Person dahinter, nicht wahr?
Bertelmann: Genau. Man merkt natürlich, dass das ein Preis ist, der schon eine sehr lange Tradition hat. Auf der anderen Seite fand ich die Zeit mit meinen Mitkomponisten, die auch nominiert waren, sehr toll. Wir haben uns jetzt so oft gesehen, bei den BAFTAs und auch an anderen Stellen, und mit den Oscars ist dann diese Awards-Zeit vorbei, man geht dann wieder seiner Wege und sieht sich vielleicht ein Jahr lang nicht. Was sehr schön war, war, dass wir da trotzdem so eine Gemeinsamkeit erleben konnten - das fand ich ganz toll.
Wie ist die Grüppchenbildung? Nach Ländern, nach Filmen oder nach Kategorie - also Du mit den anderen Komponisten?
Bertelmann: Man muss sich das so vorstellen, dass die Grüppchenbildung ständig wechselt: Man ist mal mit seinem Film, dann wieder mit anderen Filmen, dann treffen sich die Komponisten, die Hair- und Make-up-Leute, die Kameraleute. Dann gibt es Treffen, wo man mit den Schauspielern zusammen in einen Raum ist und man sich kennenlernt. Die Konstellationen werden immer gemischt. Deshalb sagt man, dass die Nominierung der Gewinn ist, und nicht der Preis, weil die Nominierung mit sich zieht, dass man sich in Gruppen trifft.
War das Deine erste Begegnung mit John Williams? Wie war die?
Bertelmann: Es war meine zweite Begegnung, aber John Williams konnte sich an die ersten nicht erinnern, weil er mich nicht kannte. Meine erste Begegnung war 2016, als er mit Ennio Morricone nominiert war. Da war ich in einem Raum mit den beiden Komponisten, und ich habe ihm die Hand gegeben, ihm gratuliert und wir haben kurz ein paar Sätze gewechselt. Für mich ist das natürlich unvergesslich, weil auch Ennio Morricone dort war. Jetzt hatte ich zumindest mal Zeit, mit ihm zehn Minuten oder so an einem Ort zu sitzen und wir konnten uns ein bisschen unterhalten. Das war sehr schön.
Das Interview führte Mischa Kreiskott.