Regisseur Edward Berger (von links), Schauspieler Albrecht Schuch, Produzent Malte Grunert und Kameramann Rupert Friend bei einem Film-Branchentermin in Los Angeles © Chris Pizzello/Invision via AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Chris Pizzello

Oscars 2023: "Im Westen nichts Neues" ist bester internationaler Film

Stand: 16.03.2023 13:39 Uhr

Am Sonntag sind in Los Angeles die Oscars verliehen worden. Der Film "Im Westen nichts Neues" von Regisseur Edward Berger aus Wolfsburg wurde vier Mal ausgezeichnet - unter anderem als bester internationaler Film. Der Hauptpreis für den besten Film ging an "Everything Everywhere All at Once".

von Patricia Batlle

In neun Kategorien war "Im Westen nichts Neues" bei den Oscars nominiert - darunter als bester Film und bester internationaler Film. Bergers Drama gewann neben der Kategorie "Bester internationaler Film" auch Oscars für die beste Kamera (James Friend), die beste Filmmusik (Komponist Volker Bertelmann) und das beste Produktionsdesign.

Berger bei Oscar-Dankesrede: "Das bedeutet uns so viel!"

Regisseur Berger kam mit den "Im Westen nichts Neues"-Schauspielern Felix Kammerer, Albrecht Schuch und Daniel Brühl auf die Bühne, sowie mit Produzent Malte Grunert. Berger dankte allen Nominierten seines Filmes und sagte: "Das bedeutet uns so viel!". Er bedankte sich besonders bei den Schauspielern, darunter Hauptdarsteller Kammerer: "Das war dein erster Film und du trugst uns alle auf deinen Schultern, als wäre es nichts. Ohne dich wäre niemand von uns hier."

James Friend für seine Arbeit hinter der Kamera geehrt

Der Brite James Friend wurde mit dem Oscar für die beste Kamera in dem Antikriegsfilm ausgezeichnet. Er dankte sichtlich gerührt seiner Frau, seiner Familie, dem Filmteam und "aus ganzem Herzen" seinem Regisseur Berger.

In der Kategorie "Beste Kamera" war auch der gebürtige Braunschweiger Florian Hoffmeister nominiert - für seine Arbeit in Todd Fields Drama "Tár". "Das ist total surreal: Das ist in meiner Branche ein Ziel, von dem man mal träumt", konnte er sein Glück über die Nominierung kaum fassen. Regisseur Berger sagte bei der Preisverleihung, er habe in Los Angeles vor wenigen Tagen Hoffmeister lang in den Arm genommen: "Wir haben vor 30 Jahren unseren ersten Film zusammen gemacht, ich war sein Assistent."

Komponist Volker Bertelmann setzte sich gegen Konkurrenten wie John Williams für "Die Fabelmans" durch, immerhin der nach Walt Disney meistnominierte Künstler in der Geschichte der Oscars. Der auch unter dem Namen Hauschka bekannte deutsche Musiker Bertelmann war 2017 bereits einmal für seine Kompositionen in "Lion - Der lange Weg nach Hause" nominiert.

Regisseur Edward Berger mit seinem Filmteam auf der Bühne der Oscar-Gala, dort nimmt er seinen Oscar für den Besten Internationalen Film in Los Angeles entgegen © Chris Pizzello/Invision via AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Chris Pizzello
AUDIO: Oscar-Favorit "Everything Everywhere All at Once" ist bester Film (4 Min)

Lob und Gratulation aus der deutschen Politik

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Auszeichnung des Films als Riesenerfolg für den deutschen Film gewürdigt. "Darauf kann man zurecht stolz sein!", erklärte der Kanzler am Montag auf Twitter. "Er zeigt gerade in dieser schwierigen Zeit unmissverständlich, wie furchtbar und unmenschlich Krieg ist", fügte er hinzu. Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärte bei Twitter, das werde dem deutschen Film weltweit neue Bedeutung verschaffen. "Es ist auch der richtige Film zur richtigen Zeit, da er einen Krieg in Europa in all seiner Grausamkeit beleuchtet", fügte sie hinzu.

Freude und nachdenkliche Töne aus Osnabrück

Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter hat "Im Westen nicht Neues" als einen Beitrag gewürdigt, "der den Nerv der Zeit wie kein anderer Film trifft". Die Neuverfilmung von Edward Berger sei zwar vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine entstanden, so Pötter in einer Mitteilung des Erich-MariaRemarque-Friedenszentrums. Heute sähen Zuschauer den Antikriegsklassiker aber "wie einen Kommentar auf die Ereignisse, von denen wir geglaubt haben, sie könnten in Europa nicht mehr stattfinden".

 

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Favorit "Everything Everywhere All at Once" als bester Film ausgezeichnet

Die Darsteller und die Crew von "Everything Everywhere All at Once" nehmen den Preis für den besten Film bei der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Los Angeles entgegen. © dpa bildfunk/Invision/AP Foto: Chris Pizzello
Die Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert feiern ihr Filmteam von "Everything Everywhere All at Once".

Insgesamt sieben Oscars räumte der Top-Favorit "Everything Everywhere All at Once" von Daniel Kwan und Daniel Scheinert ab. Er erzählt von der Betreiberin eines Waschsalons, die sich durch mehrere Paralleluniversen kämpft. Kwan und Scheinert wurden auch als beste Regisseure ausgezeichnet.

Michelle Yeoh aus "Everything Everywhere All at Once" gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Sie ist die erste Asiatin, die in dieser Kategorie ausgezeichnet wurde. "Das ist für all die kleinen Jungen und Mädchen da draußen, die so aussehen wie ich", sagte die aus Malaysia stammende Schauspielerin. "Das ist der Beweis dafür, dass große Träume wahr werden können". Die 60-Jährige ergänzte: "Ladys, lasst euch von niemandem einreden, dass ihr eure Blütezeit überschritten habt!" Yeohs Schauspielkollegin Jamie Lee Curtis durfte sich für ihre Rolle in dem Film über den Oscar für die beste Nebendarstellerin freuen.

Die Schauspielerin Michelle Yeoh empfängt ihren Oscar als beste Hauptdarstellerin bei der Oscar-Preisverlehung 2023 © dpa bildfunk/Invision/AP Foto: Chris Pizzello
AUDIO: Michelle Yeoh schreibt Oscar-Geschichte: Porträt der Asiatin (4 Min)

Quan: "Irgendwie bin ich auf Hollywoods größter Bühne gelandet"

Ihr Kollege Ke Huy Quan erhielt den Oscar als bester Nebendarsteller. Unter Tränen nahm er die Trophäe entgegen und sagte: "Meine Reise startete auf einem Boot, ich war ein Jahr lang in einem Camp für Geflüchtete", so der gebürtige Vietnamese, "irgendwie bin ich nun auf Hollywoods größter Bühne gelandet". Der 51-Jährige hatte bereits als Kind für Steven Spielberg 1984 in "Indiana Jones und der Tempel des Todes" mitgespielt.

Als bester Hauptdarsteller wurde Brendan Fraser für seine Rolle als Vater in "The Whale", US-Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah Polley fürs beste adaptierte Drehbuch für "Die Aussprache" ausgezeichnet. Guillermo del Toro freute sich sehr über den ersten Oscar der Gala: den für den besten Animationsfilm für "Pinocchio".

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Nachrichten | 13.03.2023 | 06:00 Uhr

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