"Mond" im Kino: Spannender Film über weibliche Unterdrückung
Eine ehemalige Kampfsportlerin soll drei Schwestern in Jordanien trainieren. Doch schnell merkt sie, dass in der wohlhabenden Familie etwas nicht stimmt. Aus einem psychologischen Drama wird ein spannungsgeladener Thriller.
In der Theaterwelt ist die österreichische Choreografin und Performance-Künstlerin Florentina Holzinger längst ein Star. Auch wenn zum Beispiel ihre skandalumwitterte Inszenierung der feministischen Oper "Sancta" in Stuttgart mit ihrer Darstellung expliziter sexueller Handlungen und Gewalt teilweise beim Publikum zu Brechreiz geführt hat. Nun gibt sie ihr Debüt als Filmschauspielerin in "Mond" der Regisseurin Kurdwin Ayub. Darin dürfte ihre Vorstellung zu keinen ähnlich gelagerten Reaktionen führen.
Als Personal Trainerin nach Jordanien
Der Film beginnt mit einer Niederlage: Sarah, dargestellt von Florentina Holzinger, liegt am Boden. Als Mixed-Martial-Arts-Kämpferin hat sie unzählige Titel gewonnen, aber aus dem Würgegriff ihrer Gegnerin kann sie sich dieses Mal nur mit dem Signal zur Kapitulation befreien. Körperlich war Florentina Holzinger bestens vorbereitet, da sie schon lange selbst den Sport praktiziert. Zudem sieht sie darin einen aktuellen Trend: "Dieses Martial-Arts-Ding ist extrem hip. Viele junge Frauen sollen jetzt Martial Arts machen, weil so ihr Prinzessinnentraum zerplatzt; sie wissen, dass sie auch Fäuste haben, die sie benutzen können."
Nachdem sie aus dem professionellen Kampfsportbusiness raus ist, schlägt Sarah sich mit privatem Training von für die Sportart nicht immer geeigneten Mädels in Wien durch. Und weil Sarah auf diese Art ihre Zeit nicht weiter verschwenden möchte, nimmt sie einen Job in Jordanien an. Ihr Auftraggeber ist ein sehr reicher Mann namens Abdul.
Als Personal Trainerin soll Sarah seine drei jugendlichen Schwestern unterrichten. Aber vorher muss sie in ihrem Vertrag eine Verschwiegenheitsklausel unterzeichnen und ist demzufolge verpflichtet, Stillschweigen zu bewahren über alles, was im Haus und dem Kreis der Familie passiert - und das ist so einiges. Es wird den weiteren Verlauf des Films wesentlich beeinflussen.
Ein Drama wird zum Thriller
Dabei geht es um moralische Integrität, weibliche Identität in unterschiedlichen Kulturräumen und Selbstermächtigung. Denn die drei Schwestern führen ein Leben im goldenen Käfig. Von gelegentlichen Besuchen in der Shopping Mall - bewacht von einem Bodyguard - mal abgesehen, dürfen sie das Haus nicht verlassen. Dann hört Sarah in einem an sich für sie verbotenen Teil des Hauses Klopfen und eine weibliche Stimme. Hinter der verschlossenen Tür soll eine weitere, angeblich depressive Schwester leben. Sarah will helfen - nur wie? Und was geschieht in dem Haus wirklich? Aus einem psychologischen Drama wird ein spannungsgeladener Thriller, der in einer Action-Sequenz gipfelt.
"Mond": Preisgekrönter Film über andere Kulturen
Die kurdisch-österreichische Regisseurin Kurdwin Ayub flüchtete als Kind mit ihrer Familie aus dem Irak. Ihr Vater war streng, sie durfte wenig mit Gleichaltrigen machen, saß viel zu Hause: "Ich bin vorm Fernseher aufgewachsen", sagt sie. "Ich wollte MTV-Musikvideos machen, aber habe mich nie getraut, weil ich gedacht habe, Filmemachen ist für Leute, die sich wirklich damit auskennen. Das glaube ich jetzt nicht mehr!"
Ihr erster Spielfilm "Sonne" wurde 2022 bei der Berlinale als bester Erstlingsfilm ausgezeichnet. "Mond" ist der zweite Teil ihrer als "Sonne, Mond und Sterne" geplanten Trilogie und erhielt beim Festival in Locarno den Spezialpreis der Jury. Familie und familiäre Bindungen, Religion und kulturelle Identitäten sind ihre Themen.
Ayubs soziokulturelle Beobachtungsgabe ist weit gefächert. Mit Florentina Holzinger, die seit kurzem auch künstlerische Beraterin an der Berliner Volksbühne ist und den österreichischen Pavillon auf der nächsten Biennale in Venedig gestalten wird, hat sie für "Mond" eine kongeniale Hauptdarstellerin gefunden.
Mond
- Genre:
- Drama, Thriller
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Österreich
- Zusatzinfo:
- mit Florentina Holzinger, Andria Tayeh, Celina Sarhan und anderen
- Regie:
- Kurdwin Ayub
- Länge:
- 92 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 27. März 2025
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