Eine Frau © Tobis Verleih

Drama "Heldin": Alltag einer Krankenschwester im Pflegenotstand

Stand: 24.02.2025 06:00 Uhr

Erst kürzlich feierte "Heldin" Weltpremiere auf der Berlinale, jetzt kommt das umjubelte Drama mit der Hamburgerin Leonie Benesch schon in die Kinos. Ein wuchtiger Film über den Pflegenotstand.

von Anna Wollner

Es ist der ganz normale Alltag, der ganz normale Wahnsinn einer ganz normalen Schicht in einem ganz normalen Krankenhaus in der Schweiz: Viele Patienten, die versorgt werden müssen, und nur zwei Pflegekräfte, die sich die Station untereinander aufgeteilt haben. Voll belegt und unterbesetzt. Leonie Benesch spielt eine der beiden Pflegekräfte, Floria.

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Eine Frau mit kurzen rötlichen Haaren Haaren lächelt im schwarzen Kleid auf dem roten Teppich vor den Fotografen der Berlinale (Leonie Benesch) © Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Christoph Soeder
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Beneschs intensive Vorbereitung zahlt sich aus

Die Kamera folgt Benesch auf Schritt und Tritt, routiniert spult sie ihr Programm ab, richtet Medikamente an, kümmert sich um die Patienten, spricht mit Angehörigen, versucht Ärzte zu kontaktieren. Mit einer stoischen Gelassenheit und Ruhe - und einer immensen Anspannung, immer im Bewusstsein, dass ein falscher Handgriff fatale Folgen haben kann.

Eine Frau steht in Krankenhaus-Kleidung an eine Wand gelehnt und guckt abwesend in die Luft. © Tobis Verleih
Leonie Benesch spielt Krankenschwester Floria, die ihren Job liebt - trotz des Stresses.

Leonie Benesch ist als Floria eine Wucht. Ihr Spiel wirkt, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes gemacht. Zur Vorbereitung hat sie ein Praktikum in einem Kantonskrankenhaus in der Schweiz gemacht, ist eine Woche lang mitgelaufen und hat Erfahrungen gesammelt. "Die Schichten waren sehr unterschiedlich", erzählt Benesch. "Ich habe auch eine erlebt, die relativ entspannt war, und man hat sich überschlagen, die ganze Schicht lang mir zu erklären, dass es nie so ist. Aber gerade der erste Tag, an dem ich da war, war schon sehr ähnlich zu dem, was Floria erlebt. Ich glaube, dass das der Normalzustand ist."

Der Normalzustand im Film ist eigentlich ein Ausnahmezustand. Floria ist nie länger als ein paar Minuten in den Zimmern der Patienten. Jede und jeder hat Bedürfnisse, der unvermeidliche Fehler wird zu einer Randnotiz in der Akte.

"Ich hab die Schmerzmittel der beiden verwechselt."
"Mach dich nicht fertig deswegen, wir machen alle Fehler. Ich mach noch schnell eine Notiz in die Kurve." Filmszene

Regisseurin Volpe setzt Pflegekräften ein filmisches Denkmal

Der Stress, die Anspannung stehen Benesch in jeder Minute ins Gesicht geschrieben. Trotzdem schafft sie es, Floria menschlich erscheinen zu lassen - eben eine Heldin. "Sie hat etwas Unerschütterliches", findet Benesch. "Ich glaube, viele Menschen, die diesen Beruf ergreifen, sind wie Floria und lieben ihre Arbeit tatsächlich. Es gibt ihnen total viel, sich um andere Menschen kümmern zu können. Und selbst wenn es so läuft, wie es läuft, gehen die Menschen am nächsten Tag trotzdem zur Arbeit - und das empfinde ich als heldenhaft unter diesen Umständen."

Ein wuchtiger, intensiver, wichtiger Film der Schweizer Regisseurin Petra Volpe, der dem Berufsstand ein filmisches Denkmal setzt und den Finger in eine Wunde legt, über die viel zu wenig gesprochen wird: den Pflegenotstand.

Heldin

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2025
Produktionsland:
Schweiz, Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Leonie Benesch, Sonja Riesen, Selma Adin und anderen
Regie:
Petra Biondina Volpe
Länge:
92 Minuten
FSK:
ab 6 Jahren
Kinostart:
27. Februar 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 24.02.2025 | 06:20 Uhr

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