Deutscher Filmpreis in Gold für Drama "Das Lehrerzimmer"
Die Deutsche Filmakademie hat am Freitag ihre Lolas vergeben. "Im Westen nichts Neues" erhielt neun Auszeichnungen. Überraschend holte "Das Lehrerzimmer" des Regisseurs İlker Çataks die Lola in Gold als bester Film.
Die große Gala in Berlin endete mit einer Überraschung vor 1.600 geladenen Gästen im Berlinale-Palast: İlker Çatak erhielt nicht nur die Lola in Gold für seinen Film "Das Lehrerzimmer", sondern wurde zudem als bester Regisseur für sein in Hamburg gedrehtes Drama ausgezeichnet. Der Hamburger Filmemacher dankte seinem ebenfalls ausgezeichneten Drehbuchautor und ehemaligen Schulfreund Johannes Duncker sowie einem prominenten Kollegen: "Fatih Akin war als deutsch-türkischer Filmemacher ein Mentor. Er war ein Leuchtturm, ich danke dir, Fatih!" Çataks Drama über eine Lehrerin, die auf eigene Faust versucht, eine Diebstahlserie an ihrer Schule aufzuklären, erhielt damit insgesamt fünf Lolas von sieben Nominierungen. Die Hamburgerin Leonie Benesch gewann die Lola als beste Schauspielerin für ihre Rolle als Lehrerin.
"Im Westen nichts Neues" erhält neun Deutsche Filmpreise
Im Laufe des Abends hat Edward Bergers Film "Im Westen nichts Neues" neun Auszeichnungen von insgesamt zwölf Nominierungen erhalten und wurde mit der Lola in Silber als Bester Film ausgezeichnet. Das Antikriegsdrama über einen Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs erhielt zudem Lolas für Tongestaltung, Kamera und Maskenbild. Die erste Lola des Abends erhielt Albrecht Schuch für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle.
Er widmete die Auszeichnung unter anderem der vor kurzem verstorbenen Casterin des Filmes mit den Worten: "Ich verneige mich tief vor dir, Simone Bär". Auch Volker Bertelmann hat eine Lola erhalten: für die beste Filmmusik seines einprägsamen Scores mit drei Tönen. Wenig überraschend erhielt auch Felix Kammerer, der zum ersten Mal vor einer Kinokamera gestanden hatte, den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller.
Zwölf Nominierungen für Edward Bergers Drama "Im Westen nichts Neues"
Der Filmpreis ist mit drei Millionen Euro dotiert. Topfavorit mit zwölf Nominierungen der Akademie war Edward Bergers Drama "Im Westen nichts Neues", das im März bereits vier Oscars geholt hatte. Im NDR Interview im Vorfeld der Preisverleihung sagte der Regisseur, der Deutsche Filmpreis und die Nominierungen bedeuteten ihm "sehr viel." Es freue ihn wahnsinnig, "dass die Mitstreiterinnen und Kolleginnen unseren Film hier so wahrgenommen haben."
Kritik am Auswahlverfahren der Filmakademie
Gleichzeitig übte Edward Berger Kritik am bisherigen Auswahlverfahren der Akademie. "Wenn dieser Filmpreis seine Bedeutung behalten soll, dann müssen wir die Vorauswahl-Jury abschaffen. In Jurys entfalten sich immer wieder Dynamiken, die zu Kompromissen führen und in der Folge Filme durchfallen lassen."
Berger plädierte dafür, "die Wähler entscheiden zu lassen, so wie in jedem anderen Land" und ergänzte: "Die hervorragenden Filme, die Filme, die die Menschen interessieren und berühren, finden ihr Publikum und damit auch die Wähler." Berger kritisierte, dass Christian Petzolds jüngster Film "Roter Himmel" nicht in die Vorauswahl des Deutschen Filmpreises gekommen war: "Es kann nicht sein, dass wir einen Film nicht auswählen, der auf der Berlinale im Wettbewerb läuft und dort einen Silbernen Bären gewinnt."
Am Mittwoch sprach sich das Führungsduo Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger der Deutschen Filmakademie in einem Gespräch mit der "Deutschen Presse Agentur" dafür aus, das Wahlverfahren für den Deutschen Filmpreis zu überarbeiten. Die Schauspielerin und der Regisseur plädierten dafür, das "Wahlverfahren unabhängig von diesem Einzelfall zu reformieren". "Es ist Zeit, diesen Mechanismus weiterzuentwickeln. Und das machen wir nicht wegen 'Roter Himmel', sondern das machen wir, weil wir dieses Thema schon lange diskutieren", so Gallenberger.
Nach seinen Angaben sei eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten worden, auf der sich eine Mehrheit für ein neues Wahlverfahren ohne Vorauswahl ausgesprochen habe. Nachdem dieses ausgearbeitet sei, werde es Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) vorgelegt.
Sechs filme hofften auf Goldene Lola als bester Spielfilm
Bei der Show, die den 20. Geburtstag der Deutsche Filmakademie feierte, traten die ehemaligen Akademie-Präsidentinnen und Präsidenten Senta Berger, Günter Rohrbach, Iris Berben und Ulrich Matthes auf. Sie würdigten die nominierte Regisseurin Sonja Heiss für ihre bewegende Tragikomödie "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" nach dem Roman von Joachim Meyerhoff. Zu den Laudatorinnen und Laudatoren des Abends gehörten Heike Makatsch, Andreas Pietschmann, Sam Riley, Rosalie Thomass, Nadja Uhl, Luna Wedler und Christian Berkel.
Sechs Spielfilme hofften auf die Goldene Lola für den Besten Film. Neben Bergers "Im Westen nichts Neues" war Fatih Akins Publikumsliebling und Rapper-Biografie "Rheingold" und Ali Abbasis brutaler Thriller "Holy Spider" im Rennen. Letzterer holte unter anderem die Lola in Bronze als bester Spielfilm.
Als besten Kinderfilm zeichnete die Akademie "Mission Ulja Funk" aus. Die Liste aller Preisträger führt die Deutsche Filmakademie hier auf.
Volker Schlöndorff erhält Ehrenpreis 2023
Regisseur, Autor und Produzent Volker Schlöndorff ist am Abend mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film ausgezeichnet worden. Der 84-Jährige habe "das deutsche und internationale Kino auf eine Art und Weise geprägt, die ihresgleichen sucht", begründete Filmakademie-Präsidentin Alexandra Maria Lara, Vorsitzende der diesjährigen Ehrenpreisjury, die Entscheidung. Die Laudatio hielt US-Schauspieler John Malkovich per Live-Schalte. Zuletzt kam Schlöndorffs Dokumentation "Der Waldmacher" 2022 in die Kinos.