"Ein Mond für die Beladenen" in Schwerin: So nah und doch so fern
Eugene O’Neill wurde der Literaturnobelpreis verliehen und er erhielt vier Pulitzer-Preise: Sein Schauspiel "Ein Mond für die Beladenen" von 1947 wurde in den vergangenen 13 Jahren nur drei Mal aufgeführt. Heute feiert es am Mecklenburgisches Staatstheater Premiere.
Amerika zu Beginn des 20. Jahrhunderts - Josie Hogan bewirtschaftet mit ihrem Vater eine Farm.
Vater: "Es sind ja auch schwere Zeiten."
Josie: "Der Alte hat uns nicht vor die Tür gesetzt, Jim wird es gar nicht tun.
Vater: "Ich sage überhaupt nicht, dass Jim es tun würde."
Josie: "Ja eben, warum machst du dir dann Sorgen."
Vater: "Weil ich in letzter Zeit ein bisschen die Befürchtung habe, dass Jim, wenn das Testament in Kraft tritt, sofort die Farm verkaufen wird."
Auf der fast leeren Bühne agieren diese drei - Josie, ihr Vater und Jim. Josie wird die kommende Nacht mit Jim verbringen:
Jim: "Ich hatte die bescheuerte Idee, zu dir ins Bett zu kommen. Nur meinen Kopf an deine Schulter zu legen."
Josie: "Wow, das ist aber ganz schön heiß die Vorstellung. Naja, die Nacht ist noch jung, vielleicht später."
Jim: "Gar nicht so schlecht hier draußen im Mondschein, besser als in dieser lausigen Kneipe. Ich weiß überhaupt nicht, warum ich da immer noch hinrenne."
Regisseur Martin Nimz wollte dieses Kammerspiel unbedingt auf die große Bühne des Mecklenburgischen Staatstheaters bringen: "Es ist auch als Kammerspiel geschrieben. Für uns ist es wichtig, dass wir normale Theaterstücke, die mit Nichts auskommen, wieder zu den Leuten bringen können", sagt Nimz. "Dass man einfach eine Geschichte verfolgt, die eine gewisse Spannung hat und von der man wissen will, was ist eigentlich mit diesen beiden?"
Diese beiden - Josie und Jim - kommen sich in dieser Mondnacht auf ganz besondere Weise nah. "Es ist wirklich eine der verrücktesten Liebesgeschichten, die es gibt. Zwei Menschen, von denen wir uns wünschen, dass sie zusammenkommen, sich aber über den Abend immer mehr voneinander entfernen, obwohl sie genau das Gegenteil wollen", erklärt Nimz. "Das gibt es in der Literatur. Ich habe, glaube ich, keine vergleichbare Liebesszene gelesen, die so bitter und zugleich liebenswert ist."
Herausforderung: Hauptdarsteller lange alleine auf der Bühne
Martin Nimz hat den Text von Eugene O’Neill eingekürzt, lässt seine drei Hauptdarsteller mehr als 100 Minuten alleine auf der Bühne. Für Clara Wolfram als Josie ist das eine besondere Herausforderung. "So lange am Stück war ich noch nie auf der Bühne. Man kommt einfach mit der Geschichte mit und geht mit", erklärt sie. "Die Szenen sind dann trotzdem noch Szenen, ich kann immer wieder versuchen, neu einzusteigen. Dadurch, dass ich zwischendurch nicht abgehe, ist es natürlich anstrengend, aber ich kann trotzdem die ganze Zeit die Energie mitnehmen, die auf der Bühne herrscht. ."
"Man muss sehr genau sein und viel beim Partner sein."
An ihrer Seite spielt Jonas Steglich den Jim: "Es ist schon etwas sehr Besonderes, weil das hat man nicht so häufig, dass man zu zweit so eine lange Strecke am Stück an einem Abend spielt. Man muss sehr genau sein und viel beim Partner sein. Insofern ist es schon eine Herausforderung, aber irgendwie eine angenehme." Vor den Proben kannte der Schauspieler "Ein Mond für die Beladenen" gar nicht: "Es gibt ein zweites Stück, das damit über Eck verbandelt ist: 'Eines langen Tages Reise in die Nacht'. Das hatte ich, glaube ich, schon mal gesehen und auch viel darüber gehört. Und Martin Nimz hat mir das schon letztes Jahr erzählt, dass er vor hat, das zu machen. Er ist ein super Regisseur für solche minimalistische Abende und ein genaues präzises Spiel miteinander."
Ensemble sieht man Spaß auf der Bühne an
Clara Wolfram fand den Text von Eugene O’Neill zunächst gar nicht aktuell: "Vor allem die Frauenfigur, auch dieses sich hingeben, finde ich, wenn ich das nur so lese, relativ schwer nachvollziehbar. Ich finde aber, dass wir mit Martin Nimz wirklich Wege gegangen sind, die dagegen gehen. Das finde ich wirklich toll zu sehen und macht großen Spaß zu spielen." Dieser Spaß ist dem kleinen Ensemble auf der großen Bühne anzumerken. "Ein Mond für die Beladenen" in der Regie von Martin Nimz ist ein intensiver, überzeugender Schauspielabend am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin.
"Ein Mond für die Beladenen" in Schwerin: So nah und doch so fern
Im Stück von Eugene O’Neill scheint das Paar in spe sich immer weiter voneinander zu entfernen. Heute Abend ist Premiere in Schwerin.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ort:
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Mecklenburgisches Staatstheater | Großes Haus
Alter Garten 2
19055 Schwerin
- Hinweis:
- Regie: Martin Nimz | Bühne: Sabrina Rox | Kostüme: Jutta Kreischer | Dramaturgie: Nina Steinhilber | Besetzung: Josie Hogan - Clara Wolfram; Phil Hogan, ihr Vater - Marko Dyrlich; Mike Hogan, ihr Bruder - Aaron Finn Schultz; James Tyrone jr. - Jonas Steglich; T. Stedman Harder - Emil Gutheil.