"Sommerfest" im Ohnsorg Theater: Ein runder Abend zum Piepen

Stand: 28.05.2024 15:52 Uhr

Mit Jubel und viel Applaus hat das Publikum im Ohnsorg Theater die Premiere des Musik-Stücks "Sommerfest" gefeiert. Mit Leichtigkeit, Mut zum Skurrilen und viel Musik ist dem Ohnsorg ein modernes Stück über ein schweres Thema gelungen.

Flavio Kiener mit Cocktail unter einer Lichterkette © Sinije Kiener / Ohnsorg Theater Foto: Sinije Kiener
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von Daniel Kaiser

Stefan ist wieder da. Aber nur kurz. Er will eigentlich nur sein Kieler Elternhaus verkaufen, denn er braucht das Geld. Die Schauspiel-Karriere hat nicht gezündet. Zu Hause trifft er jetzt die Menschen von damals: Alte Kumpels. Die Dorf-Gang. Seine Jugendliebe. Seine Oma. Es ist die Welt, die er eigentlich hinter sich gelassen hat. Von wegen.

Die norddeutsche Bühnenversion des Ruhrpott-Bestsellers "Sommerfest" von Frank Goosen kommt mit viel Musik daher. Das Ohnsorg-Ensemble singt weltbekannte Hits auf Englisch und Plattdeutsch: "Those Were The Days My Friend" und "You Never Walk Alone". Nele Larsen als Wirtin Mandy schafft mit ihrer Stimme besonders viele Gänsehaut-Momente, Caroline Kiesewetter ist wieder eine musikalische Bank und auch Beate Kiupel als Rollator-Lady mit AC/DC-Vibes rockt. Das Ohnsorg gibt alles: Man sieht Schauspieler im Bühnennebel Luftgitarre spielen und die "Pommesgabel" machen.

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Rollator in Pink

Marc Beckers Regie ist ein Füllhorn verspielter, herrlich schräger Einfälle. Wenn Karin (Julia Kemp) von einem Seitensprung berichtet, steht plötzlich Toto (Marco Reimers) für einen Moment auf der Bühne und zwinkert ins Publikum. Eigentlich jeder aus Stefans Vergangenheit hat ein quietschbuntes Accessoir: einen Rollator in pink, eine Perücke in neongrün oder eine Strandmütze in knallorange. Am Ende sind sie in der Bühnenmitte aufgetürmt, denn das ist das, was Heimat ausmacht: die Ecken und Kanten der Menschen.

Die Bühne von Telse Hand ist eher schlicht. Die Handlungsorte werden auf eine große Leinwand projiziert: das Gartenhäuschen, die Kneipe oder das Vereinsheim, in dem das Sommerfest des Fußballvereins stattfindet. Aus hellgrauen Kästen wird mal die Kaffeetafel oder eine zu transportierende Schrankwand. Auf der Bühne steht eine Garderobe mit Kostümen, in die die Schauspieler für alle sichtbar von Rolle zu Rolle schlüpfen.

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Die Leitung des Ohnsorg-Theaters steht in einem Foyer. Links ein mann, der Intendant. Daneben vier Frauen, die die Künsterlerische Leitung sind. © G2 Baraniak Foto: G2 Baraniak

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Schauspieler-Theater zum Piepen

Es ist vor allem ein wunderbarer Schauspieler-Abend: Flavio Kiener als charmanter jungenhafter Rückkehrer, Rabea Lübbe als herzlich-komische Jugendliebe Charlie, Marco Reimers als dumpfbackiger Jugendfreund mit irrem Blick. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen. Und das Ohnsorg hat mit den Urgesteinen Oskar Ketelhut, Erkki Hopf und Meike Meiners echte Komik-Cracks mit Lach-Garantie im Ensemble. Allein wie Erkki Hopf eine Dumpfbacke mit Valium-Forte-Tonalität gibt: zum Piepen!

Ein runder Abend - allerdings mit auffällig viel Musik. Einmal werden sogar zwei Songs hintereinander gespielt. Ein bisschen mehr Mut zum Stück, ein bisschen mehr dramaturgischen Wumms, ein bisschen mehr Romanstoff von Frank Goosen hätte es in der Bühnenfassung von Frank Gruppe, der das Stück auch ins Plattdeutsche übertragen hat, schon sein dürfen.

Leichter Abend über ein schweres Thema

"Heimat ist, wo die anderen einen besser kennen als man sich selbst." Gleich am Anfang deklamiert das Ensemble unisono dieses Heimat-Credo. Mit Leichtigkeit, Mut zum Skurrilen, mit Tempo, Witz, Musik und der richtigen Dosis Nostalgie ist dem Ohnsorg ist ein modernes Stück über ein altes, schweres Thema gelungen: die kleine große Heimat.

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Mit Leichtigkeit, Mut zum Skurrilen und viel Musik ist dem Ohnsorg ein modernes Stück über ein schweres Thema gelungen.

Art:
Bühne
Datum:
Ende:
Ort:
Ohnsorg Theater
Heidi-Kabel-Platz 1
20099 Hamburg
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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Kulturjournal | 27.05.2024 | 19:00 Uhr

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